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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich habe in Rußland ein Bein verloren …«
    »Was hat denn der Hund damit zu tun?!«
    »Ich sag's ja … Weiber haben dafür keinen Nerv!« Wulpert stand auf, trank die Tasse im Stehen leer und zog seinen Rock über. »Ich gehe jetzt zu Fähnchen. Wenn jemand kommt, ruf mich in Halle I an.«
    Laurenz Kabelmann fütterte gerade die Hunde in den engen Versandkäfigen. Sie sollten in zwei Stunden abgeholt werden für ein Labor bei Braunschweig. Pumpi hatte, wie angeordnet, den größeren Auslaufstall und eine Schlafbox bekommen, aber er machte von dem bißchen gewonnener Freiheit keinen Gebrauch. Ohne Micky war sein Leben trostlos. Er hockte wieder in der äußersten Ecke und blickte mit trüben Augen in seine noch trübere Umwelt.
    Wulpert trat an das Gitter heran und ging in die Knie. »Da ist ja mein Fähnchen«, sagte er, und Kabelmann war so verblüfft, daß er das Füttern unterbrach. Wulperts Stimme hatte einen fast zärtlichen Ton. Er paßte ganz und gar nicht zu ihm, vor allem einem Tier gegenüber. Die Hunderte von Tieren in den Hallen waren für ihn eine Ware wie Kohlköpfe oder Kartoffeln, nur daß man bei Kartoffeln auf eine bessere Lagerung bedacht war als bei Tieren.
    »Komm her, mein Fähnchen. Bist ja ein ganz berühmter Hund geworden … Nun hast du ein neues Herrchen, und es soll dir gut gehen, mein Kleiner. Komm doch her, Fähnchen … komm, komm …«
    Pumpi rührte sich nicht. Wulpert richtete sich wieder auf und winkte Kabelmann. »Fähnchen bekommt ab sofort Vollnahrung, Lauro!«
    »Dieser scheußliche Bastard?«
    »Du lieber Himmel, was bist du denn? Und willst auch gut fressen! Haben wir eine rot-weiß gestreifte Katze auf Lager?«
    »Vier, Herr Wulpert.«
    »Bring sie her.«
    »Alle vier?«
    »Verdammt, frag nicht immer so dämlich …«
    Kabelmann unterdrückte eine Widerrede, ließ Wulpert stehen und kam nach kurzer Zeit mit einem Transportkäfig und vier Katzen zurück. Wulpert griff in den Käfig, holte am Genick eine Katze heraus und zeigte sie Pumpi.
    Der Hund rührte sich nicht.
    Auch die zweite Katze starrte er nur trübe an. Aber bei der dritten sprang er plötzlich auf, warf sich gegen sein Gitter und begann laut zu heulen und zu winseln. Und die Katze in Wulperts Hand begann mit den Beinen um sich zu treten, spreizte die Krallen und begann zu schreien.
    »Da haben wir sie ja«, sagte Wulpert gemütlich. Er öffnete die Käfigtür, warf Micky in den Auslauf und sah mit Befriedigung zu, wie sich der Hund und die Katze aufeinander stürzten und sich gegenseitig zärtlich ableckten. Nach dieser stürmischen Begrüßung lag dann Micky auf der Seite und ließ sich von Pumpi die Bißwunde lecken, die sie beim Transport von einem anderen Hund bekommen hatte.
    »Die Katze kriegt Penicillin, und du reinigst die Wunde«, sagte Wulpert.
    Ungläubig sah Kabelmann ihn an. Was ist hier los, dachte er. Irgend etwas stimmt hier nicht. Daß Wulpert plötzlich ein Tierfreund wird, ist völlig ausgeschlossen. Den Beweis erhielt er sofort.
    »Und die anderen drei Katzen?« fragte er.
    »In die Glocke! Rot-weiß gestreifte Katzen sind in den nächsten Wochen nicht zu verkaufen.« Wulpert sagte es, während er mit einem zärtlichen Lächeln Pumpi und Micky beobachtete.
    »Man könnte sie in Halle II in einer Ecke zurückstellen …«
    »Wozu? Sie kosten mich nur Geld, und Katzen gibt's genug.«
    Kabelmann nickte und trug den Transportkäfig wieder hinaus. Außer Hörweite von Wulpert beugte er sich über das Drahtgitter und schnalzte mit der Zunge. Die drei Katzen sahen ängstlich zu ihm hoch.
    »Von wegen Glocke«, sagte Kabelmann. »Ich weiß schon, wo ich euch verstecke. Hinter meinem Zimmer, im Geräteschuppen, da ist ein Verschlag. Muß früher mal ein Scheißhaus gewesen sein. Da guckt keiner mehr rein. Da werdet ihr überleben.«
    Wulpert war wieder in die Knie gegangen und steckte drei Finger durch das Drahtgitter. »Komm her, Fähnchen«, lockte er wieder. »Mein Kleiner, komm zu Herrchen … nun komm schon … komm …«
    Pumpi hob den Kopf und schien zu überlegen. Dann stand er auf, unterbrach das Wundenlecken bei Micky und kam näher an das Gitter. Hier zögerte er wieder, sah Wulpert mit schräg geneigtem Kopf an und begann dann, ganz vorsichtig die durch das Gitter gehaltenen drei Finger zu lecken.
    Er hatte Micky wieder und bedankte sich.
    Wulperts Gesicht strahlte vor Freude. »Mein Fähnchen«, sagte er zärtlich. »Wir werden uns aneinander gewöhnen. Was steht in der Zeitung? Pumpi

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