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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tochter des Architekten, wenn er zu Besprechungen bei den Ehemännern war, Schokolade schenkten, ihr Kakao kochten, Schüsseln mit süßem Knabbergebäck hinstellten und sogar Puppen schenkten. »Tante Pussy«? Tenndorf mußte innerlich lachen. Pussy war die Frau eines Zahnarztes, Anfang Fünfzig, aber Wiga hatte der Kosename, mit dem der Arzt seine Frau immer anredete, so gut gefallen, daß sie sich überlegt hatte, ob sie Micky nicht in Pussy umbenennen sollte.
    Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, gnädige Frau, dachte Tenndorf. Ihr Name Pussy wurde ein Stich ins Herz. Irgendwie sieht der trübe Wintertag heller aus. Und Wiga, du hast jetzt einen Wunsch bei mir frei. Auf die Idee mit den vielen Tanten wäre ich nie gekommen.
    »Also«, setzte Tenndorf wie zu einem Vortrag an, »Kommissar Abbels ist ein zugänglicher, verständnisvoller Mann mit keinerlei Möglichkeiten. Er hat die Tiere mit Fahrrädern verglichen … beides wird täglich in Mengen geklaut. Ein Tag ohne Diebstahl ist fast so selten wie eine Sonnenfinsternis. Das Kommissariat kann sich deshalb nur um die spektakulären Einbrüche kümmern. Ein verschwundener Hund, eine verschwundene Katze – da nimmt man die Anzeige auf, fertigt ein Protokoll an – und legt die Akte weg.«
    »Also nichts?«
    »Doch. Die immer wiederkehrende Weisheit: Kaufen Sie sich eine neue Katze, davon gibt es genug.«
    »Ich will keine neue, ich will Micky wiederhaben!« sagte Wiga laut.
    »Darauf hoffen wir alle.« Er warf einen Blick zu Carola, und sie verstand ihn. Es gab keine Hoffnung mehr. »Morgen erscheinen die Aufrufe in den Zeitungen. Vielleicht hilft uns das weiter.«
    »Das hat also geklappt?«
    »Wenn man dafür bezahlt … immer. Nur ein Reporter hat das Thema aufgenommen und will einen Bericht bringen. Aber da ist noch etwas anderes.« Tenndorf nippte wieder an seinem Kognak. »Ich habe unter meinen Bauherrn auch einen berühmten Medizinprofessor …«
    »Wen?«
    Tenndorf zögerte, aber dann sagte er doch: »Professor Sänfter.«
    »Oh, gratuliere.«
    »Danke. Für Sänfter soll ich eine Schwimmhalle an seine Villa bauen. Er hatte mich am frühen Nachmittag zu sich bestellt – und ich bin lange bei ihm geblieben.« Tenndorf senkte etwas die Stimme. »Er hat mich auch in den Keller der Klinik geführt, in sein privates Forschungsinstitut …«
    »Ich verstehe.« Carolas Stimme klang gepreßt. »Niemand, keine Behörde, weiß, wo überall man mit Tieren arbeitet. Es kann der Nachbar sein, und keiner ahnt es.«
    »Im Laufe des Gespräches habe ich von Sänfter einen Namen bekommen. Ich glaube, er hat das gar nicht gemerkt, als er ihn aussprach. Er arbeitet jetzt an der AIDS-Forschung zusammen mit einem pharmazeutischen Werk, das Biosaturn heißt. Diese Fabrik ist draußen in Kirchwalde – ich habe sofort im Telefonbuch nachgesehen. Und dann habe ich angerufen, mich zu einem Verwaltungsdirektor durchgefragt und zwei große Hunde angeboten. Die Antwort: Kommen Sie mal vorbei und stellen Sie mir die Hunde vor. Kein Ja, kein Nein …«
    »Sie glauben, daß Pumpi?«
    »Wo ist Pumpi!?« schrie Mike dazwischen.
    »Es könnte ein ganz roter Faden sein, der uns weiter zu anderen Versuchsanstalten führt. Wenn das geschehen ist, was wir glauben, bleiben Pumpi und Micky hier im weiteren Umkreis.«
    »Und was wollen Sie jetzt unternehmen?«
    »Mir ist ein Gedanke gekommen, den nur Sie ausführen können.«
    »Ich?«
    »Sie mischen sich in einem weißen Laborkittel unter die zur Arbeit kommenden Angestellten und treten einen Dienst in der Versuchsabteilung an. Wenn Pumpi und Micky nicht innerhalb einer Woche dort auftauchen, sind sie in einem anderen Labor verschwunden. Länger als eine Woche wird der Fänger die Tiere nicht bei sich behalten. Außerdem läuft dann unsere Aufrufaktion. Vielleicht bekommen wir Hinweise. Es wäre zu schön, wenn uns ein Labor schreiben würde: Wir haben Ihre Anzeige gelesen, holen Sie die Tiere bei uns ab. Der Verkäufer hat uns nicht gesagt, woher er sie hat. Manchmal muß man an solche Wunder glauben …«
    Tenndorf wartete auf eine Antwort von Carola Holthusen, aber sie schwieg und sah ihn nur mit großen Augen an.
    »Ein ganz dummer Vorschlag, was?« sagte er enttäuscht.
    »Das … das muß man erst überlegen. Ich kann doch nicht einfach im weißen Kittel …«
    »Warum nicht? Keiner wird Sie anhalten.«
    »Sie Optimist!«
    »Ein weißer Kittel in solch einem Betrieb ist wie eine Uniform. Niemand wird Sie fragen. Denken Sie an den

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