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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie haben sich selbst überzeugt: Ich arbeite bei meinen Versuchen nur mit besonders für Tierversuche gezüchteten Tieren. Auch das ist zwar grausam, aber – wir sprachen ja schon darüber – sollen wir Millionen Menschen durch Epidemien umkommen lassen, nur weil man am Tier Gegenmittel nicht ausprobieren darf? Und auch die Biosaturn verbraucht – schreckliches Wort – nur gezüchtete Tiere. Albert Schweitzer, der tief religiöse Humanist, dürfte ja über jeden Zweifel erhaben sein. Und selbst er hielt Tierversuche für eine Notwendigkeit … zum Wohle der Menschheit. Aber ausschließlich für die medizinische Forschung.«
    »Und die Versuche mit Lippenstiften, Haarsprays, Waschmitteln, Holzschutzmitteln, Pflanzenschutzgiften, Nagellacken? Oder da pflanzt man Katzen Elektronen ins Gehirn, um Verhaltenssteuerungen zu erproben … wem nutzen sie etwas?!«
    »Sie haben sich schnell in die Materie eingelesen, Herr Tenndorf.«
    »Ich wollte mich informieren, was man mit Micky und mit Pumpi alles anstellen kann … es ist die Hölle auf Erden! Und immer heißt es: zum Nutzen des Menschen. Eine infame Lüge ist das!«
    »Diskutieren wir nicht wieder darüber, und schon gar nicht am Telefon.« Prof. Sänfter war von einer bemerkenswerten Zuvorkommenheit. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich Ihren Aufruf voll unterstütze. Nur wird er ins Leere gehen.«
    »Das meint Kommissar Abbels auch.«
    »Den Tierdieb kennt keiner. Die Firmen, die von ihm Tiere beziehen, sind ebenso wenig bekannt und werden sich nach Ihrem Aufruf erst recht vor der Öffentlichkeit zumauern. Das wissen Sie ja alles selbst, nicht wahr?«
    »Ja. Innerlich habe ich Micky und Pumpi aufgegeben … es ist fürchterlich, sich das einzugestehen. Aber nach außen hin muß ich etwas tun! Schon Wigas wegen. Soll sie sagen: Mein Vater sitzt da und tut gar nichts? Er läßt Micky einfach stehlen und wehrt sich nicht. Ist mein Papa so feige?! Meine Tochter und auch Frau Holthusens Sohn wollen Taten sehen … selbst wenn die am Ende zu nichts führen. Und sie sollen erkennen, daß man Dinge nicht so einfach hinnimmt. Glauben Sie an Wunder, Herr Professor?«
    »Eine schwere Frage. Als Arzt habe ich noch keine gesehen … auch sogenannte Spontanheilungen sind keine Wunder, sondern psychisch bedingt. Überhaupt: Was ist ein Wunder? Für mich ist das größte Wunder das Leben selbst. Dieses präzise – oder auch nicht präzise, dann also kranke – Zusammenspiel von Zellen, Hormonen, Genen, chemischen Reaktionen im lebenden Körper – das könnte man ein Wunder nennen! Das fasziniert mich immer wieder … gerade jetzt bei der AIDS-Forschung! Aber Sie glauben an Wunder?«
    »Nein. Ich hoffe auf ein Wunder, auch wenn es unwahrscheinlich ist.«
    »Der zweite Grund meines Anrufes: Bauen Sie mir die Schwimmhalle, wie Sie sie mögen. Sie haben freie Hand … und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie es mir bitte. Ich werde mich dafür einsetzen, daß auch bei der Biosaturn strengste Maßstäbe angelegt werden. Möglich, daß ich dort etwas über Tierversuche anderer Firmen erfahre, die im Umkreis liegen und nicht so streng selektieren.«
    »Danke, Herr Professor.«
    Tenndorf legte auf. Aber er hatte wenig Zeit, Sänfters Worte noch einmal zu überdenken. Der dritte Anruf riß ihn aus seinen Grübeleien.
    »Hier Steffen Holle«, sagte eine Stimme. »Herr Tenndorf selbst?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank.«
    »Was soll das heißen? Wer sind Sie?«
    »Den ganzen Vormittag haben wir schon versucht, Sie zu erreichen …«
    »Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich habe auch einen Beruf. Und was heißt ›wir‹?«
    »Wir, das sind die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft ›Rettet die Tiere e.V.‹, hier in Hannover. Ich bin Steffen Holle, der Vorsitzende. Ihre Anzeige in den Zeitungen war eine Wucht! Die hat Bewegung in die Massen gebracht. Hundertmal mehr als unsere Flugblätter. Aber wir haben ja auch kein Geld für eine solche Anzeigenaktion.«
    »Danke.« Tenndorf mußte unwillkürlich lächeln. Aber es war ein bitteres Lächeln. Da werden in Deutschland alljährlich Milliarden Zigaretten geraucht, Millionen Schnapsflaschen geleert – aber wenn jeder nur eine Mark für den Tierschutz geben sollte, würde sich ein Riesenschrei erheben. So wenig wert ist den Menschen das Tier, und fast alle bezeichnen sich als Tierfreunde! Was ist mit den Menschen bloß los? Die Tiere verlängern und retten ihr Leben, aber eine Mark sind sie ihnen nicht wert. Auch das sollte

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