Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Werkschutzes zu melden.
    Aber Dr. Polder rief nicht bei der Sicherungsabteilung an. Er beschloß, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wer diese Frau auch war, sie war nicht zum letztenmal in der Biosaturn gewesen. Sie würde wiederkommen.
    Irgendwo würde er sie treffen … hoffentlich nicht später als Dr. Schelling.
    Am Abend ging Horst Tenndorf wieder hinüber zu Carola. Er platzte fast vor Neugier und Spannung. Mike, der nach der Schule den ganzen Nachmittag bei ihm verbracht hatte, war eine Quelle von Informationen, was seine Mutter betraf. Tenndorf lenkte ihn durch Fragen geschickt immer wieder in Erinnerungen, die vor ihm das Bild der Familie Holthusen, vor allem aber von Carola entstehen ließen.
    Danach war Mikes Vater eines Morgens zur Arbeit gefahren, aber am Abend nicht wie gewohnt zurückgekommen. Dafür rief er, bevor Carola die Polizei alarmieren konnte, aus Rom an und sagte ganz einfach: »Ich komme nicht wieder. Du hast es vielleicht schon geahnt, und nun sage ich dir, es ist wirklich so: Ich liebe Lilo, wir werden aus Europa verschwinden, ein völlig neues Leben anfangen. Frag nicht, warum … Ich hätte nie gedacht, daß so etwas möglich sein könnte. Aber du bist ja noch jung genug, um wieder in deinen Beruf hineinzukommen, du hast noch viele Bekannte in der Modebranche. Für den Übergang habe ich dir auf dein Konto dreißigtausend Mark überwiesen. Und verdamme vor Michael nicht seinen Vater, sag ihm, daß ich ihn, wo ich auch sein werde, immer liebe und daß ich da bin, wenn er mich braucht. Nein, Carola, verlange von mir keine Erklärungen. Fühle dich völlig frei …« Dann hatte er aufgelegt.
    Carola hatte dieses Gespräch aufgeschrieben, und Mike hatte es später – vor einem halben Jahr – gelesen. »Das schaffen wir auch ohne ihn, was, Mama?« hatte er gesagt und ihre Hände umklammert. »Du hast ja schon wieder vier Kollektionen entworfen …«
    Ein Junge, in die Selbständigkeit hineingeworfen, und eine Mutter, die sich durch Kummer und Enttäuschung durchgekämpft hatte.
    Dieser Holthusen muß ein Riesenrindvieh gewesen sein, dachte Tenndorf zum wiederholten Male. Wer läßt eine solch fabelhafte Frau im Stich? Das ist doch hirnverbrannt! Er kannte zwar diese Lilo, Holthusens Sekretärin, nicht, aber er stellte sie sich als ein Püppchen vor, anschmiegsam, katzenschnurrend, immer zum Liebesspiel bereit, ein wenig dümmlich, aber sonst geladen mit Raffinesse, und Holthusen war darauf hereingefallen. Wie's auch gewesen war, Tenndorf sah es als seine Pflicht an, sich jetzt um Carola zu kümmern. Auch wenn ihn niemand dazu aufgefordert hatte, der Schicksalsschlag, der die Kinder getroffen hatte, verband sie miteinander.
    Die Gedanken Tenndorfs waren typisch Mann: Stets suchte er nach einem Staubkorn von Rechtfertigung …
    »Wie war es?« fragte er sofort beim Eintritt in die Diele.
    »Es ist wirklich gut gelaufen. Ich kenne jetzt die ganze Biosaturn.« Carola lachte und ging ihm voraus ins Wohnzimmer. Er sah ihr nach … auf ihre Beine, auf die Schultern, über die ihre Haare fielen. Holthusen, du warst wirklich ein Idiot …
    »Waren Sie auch bei den Tieren, Carola?«
    »Ja, aber nur in einem Raum. Doch ich weiß jetzt, wo sie gehalten werden. Morgen werde ich in die anderen Räume hineinkommen.«
    Und auch das war wieder ein großer Irrtum.

6
    Die ›Imexsüd‹, wie sich die Import- und Exportgesellschaft von Südfrüchten nannte – unter dem Schild stand auch noch ›Impo‹, als handele es sich um eine umfangreiche Firma –, hatte ihr Büro in einem schönen Jugendstil-Haus in der Harvelust-Straße. Nichts wies darauf hin, daß es sich um eine Scheinadresse handelte und die beiden Räume äußerst kärglich eingerichtet waren: Im ersten Zimmer gab es zwei einfache Tische, ein paar Stühle, einen Kleiderständer, ein offenes Regal mit ein paar Büchern, ein Telefon.
    Der dahinter liegende Raum war leer bis auf sieben größere Tierkäfige und einen Berg Decken. Einige Näpfe aus Plastik waren ineinandergestapelt. In einer Ecke standen zwei Kartons mit Blechkonserven – Hunde- und Katzenfutter. An der Längswand hing ein großes Farbposter: ein struppiger Dackel, der Männchen macht, und darunter dick die Schriftzeile ›Bitte, bitte, nicht auf den Versuchstisch‹.
    Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft ›Rettet die Tiere e.V.‹ erwartete Horst Tenndorf schon. Steffen Holle war ein noch junger, langgelockter Mann in einer abgewetzten Lederjacke und engen,

Weitere Kostenlose Bücher