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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausgewaschenen Jeans. Ein Typ, den biedere Bürger meist scheel von der Seite ansehen und nicht ahnen, was sich hinter der äußeren Lässigkeit verbirgt. Er wirkte wie ein Mensch, der sich das Leben nach Gelegenheiten einteilt und ganz glücklich dabei ist.
    Holle gab Tenndorf die Hand und wies auf einen der alten Stühle. »Schön, daß Sie gekommen sind. Zigarette? Schnäpschen?«
    »So früh am Vormittag nicht. Danke.« Tenndorf blieb stehen und sah sich um. »Ihr Südfrucht-Import scheint mit faulen Früchten zu handeln. Nach viel Umsatz sieht es hier nicht aus.«
    »Wir lieben die englische Art.« Holle lachte jungenhaft. »Nicht zeigen, was man auf dem Konto hat, aber um so potenter sein.«
    »Haben Sie viel auf dem Konto?«
    »Ja, und wie … massenhaft Luft!«
    »Wer trägt denn Ihren Verein?«
    »Wir Mitglieder und freiwillige Spenden.« Holle breitete die Arme weit aus. »Wir sind die letzten großen Idealisten.«
    »Und deshalb verstecken Sie sich auch hinter einem fremden Firmenschild.«
    »Genau. Gegen uns, das heißt gegen Unbekannt, laufen vier Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Wegen Einbruchs und wegen Diebstahls verschiedener Tiere unterschiedlicher Rassen, wie es so schön heißt.«
    »Das ist ja ein Hammer!« Tenndorf setzte sich, nahm eine Zigarette an und steckte sie in Brand. »Das waren Sie? Die spektakulären Tierbefreiungen, über die alle Zeitungen und Illustrierten schrieben?«
    »Ich und meine Freunde … ja.«
    »Es gab Bilder von einem Mann mit einer Strumpfmaske … das waren also Sie? Wirklich, Sie konnte keiner erkennen!« Tenndorf sah Holle durch den Rauch der Zigarette an. »Warum erzählen Sie mir das? Ich bin Ihnen völlig fremd. Ich könnte Ihr Inkognito verraten, zumal ich Kommissar Abbels kenne. Der hat den Fall doch in den Händen, nicht wahr?«
    »Ja. Und ich nehme an, Sie waren wegen Pumpi und Micky bei Abbels vorstellig.«
    »Vorstellig? Sie sprechen wie ein Jurist.«
    »Ich bin einer.«
    »Das ist wirklich ein Streich!«
    Holle grinste breit und setzte sich vor Tenndorf auf die Tischkante. »Sie werden es für total verrückt halten, aber ich bin in der hiesigen Staatsanwaltschaft. Mein lieber und geschätzter Kollege Ernst Doenburg ermittelt gegen mich Unbekannten. Verstehen Sie nun, daß ich mich hinter Impo und Imexsüd verbergen muß? Noch kann es mich meine ganze Karriere kosten …«
    »Noch? Sie glauben, daß sich da was ändert? Einbruch bleibt Einbruch, und Diebstahl bleibt Diebstahl. Sie haben ja keine Lebewesen vom sicheren, furchtbaren Experimentiertod befreit, sondern ganz klar eine Sache gestohlen!«
    »Genau das ist es, was ich hoffe, ändern zu können. Nicht nur ich, sondern viele meiner Kollegen: die Anerkennung des Tieres als Lebewesen und nicht als juristische Sache.« Holle winkte ab. »Aber das ist ein Fernziel. Wir werden noch lange im Untergrund arbeiten müssen, bis die Herren in Bonn aufwachen und sich zu Gesetzesänderungen durchringen. Ein mit konzentrierter Waschmittellauge gefütterter Hund ist ja nicht so wichtig wie ein Beschluß, die Abgeordnetendiäten zu erhöhen. Da sind alle Parteien einstimmige Freunde.«
    »Das sagt ein Diener des Staates? Sie sind mir der richtige Staatsanwalt!«
    Beide lachten. Dann wurde Holle sehr ernst.
    »Ich habe Sie nicht in diese Höhle eingeladen, um Sie zu einer Spende zu animieren. Ich wollte Ihnen einen Teil unseres Materials vorlegen.«
    »Danke. Mir reicht das, was ich bei Professor Sänfter gesehen habe. Nur …«
    »Was nur …?« Holle zog die Augenbrauen hoch. »Das hat den Unterton von Kompromißbereitschaft …«
    »Vom Diphtherieserum bis zum Insulin, von den Antibiotika bis zu den Schutzimpfungen, von Venenverpflanzungen bis zur Herztransplantation – alles ist erst an Tieren erprobt worden und nutzt jetzt uns, den Menschen. Millionen Leben wurden dadurch gerettet. Da muß ich Sänfter recht geben.«
    »Ich auch.«
    »Ach!«
    »Aber darum geht es ja nicht. Ich will jetzt nicht fragen: Wenn Ihre Micky dazu beitrüge, in der Therapie der Multiplen Sklerose einen Schritt weiterzukommen, würden Sie dann sagen: Gut denn, schreiben wir Micky ab!? Es geht um ganz andere Versuche, Experimente der Perversion, so möchte ich es nennen.« Holle griff hinter sich, zog eine Mappe zu sich heran und schlug sie auf. Sie enthielt Fotos über Fotos. Schon beim Blick auf das zuoberst liegende krampfte sich Tenndorfs Herz zusammen.
    »Haarsträubende Beispiele – wollen Sie sie sehen?« sagte

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