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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deine neue Mitarbeiterin?« fragte er unvermittelt. Er wollte den Überraschungsmoment ausnutzen.
    Aber Dr. Polder reagierte überhaupt nicht. »Von wem sprichst du?« fragte er nur und schaute weiter durch die Okulare seines Gerätes.
    »Nun spiel nicht den Säulenheiligen, Borro. Die Kleine mit dem tollen Hintern.«
    »Bei mir ist kein toller Hintern.«
    »Willst du sie verstecken? Borro, sei vernünftig … setz dich keinem Herzinfarkt aus … die schaffst du nicht mehr!«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Wirklich nicht.«
    »Sie war bei mir im OP und hat dich gesucht.«
    »Unmöglich. Ich war die ganze Zeit hier. Sie hat wirklich meinen Namen genannt?«
    »Dieses kleine Luder!« Dr. Schelling schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Legt mich rein! Aber sie muß dich kennen, denn sie hat deinen Namen wie selbstverständlich genannt. Wie eine alte Mitarbeiterin, zumindest wie eine vertraute.«
    »Wie sah sie aus?« Dr. Polder drehte sich auf seinem Stuhl um.
    »Hübsch.«
    »Das ist keine Beschreibung.«
    »Himmel noch mal. Spiel nicht den völlig Ahnungslosen! Jemand, den du nicht kennst, kann dich ja nicht nennen!«
    »War sie groß, etwa 1,70 Meter, und schlank?«
    »Ja.«
    »Mittelblonde Haare?«
    »Ja!«
    »Sportliche Figur, Alter so Ende Zwanzig, trägt einen weißen Laborkittel …«
    »Du kennst sie!« Dr. Schelling sprang von der Tischkante herunter. »Wie heißt sie? Wo finde ich sie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Borro, mach keinen Quatsch! Du kannst sie nicht einsperren!«
    »Ich weiß weder, wie sie heißt, wo sie wohnt, wo man sie erreichen kann noch was sie tut. Ich bin ihr auf dem Flur begegnet, da stand sie hilflos rum und suchte die Tierabteilung. Ich habe ihr den Weg beschrieben.« Dr. Polder wischte sich über die Augen. »Ach ja, sie sagte noch, sie käme aus Haus Vier. Das ist alles.«
    Polder sah Schelling unbefangen in die Augen. Carola Holthusen heißt sie, dachte er. Aber den Namen wirst du von mir nie erfahren, mein Junge! Sie kommt nicht auf deine ›Abschußliste‹. Ich werde alles tun, was ich tun kann, um das zu verhindern.
    »Zufrieden?« fragte er.
    »Damit kann man schon was anfangen. Ich werde Haus Vier durchforsten. Danke für den Hinweis … und nun forsch schön weiter in deinem Affenurin!« Vor sich hinpfeifend, ging Dr. Schelling hinaus.
    Dr. Polder schüttelte den Kopf. »Du Lackaffe!« sagte er laut.
    Den ganzen Nachmittag lief Carola von Haus zu Haus und erkundete die Biosaturn. Ihre anfängliche Angst hatte sich völlig gelegt. Wo sie auch hinkam, man fragte nicht, nickte ihr grüßend zu, arbeitete weiter. Sie sah große Laborsäle, kleinere Speziallabors, Zimmer mit Spezialmaschinen, riesigen Mikroskopen, komplizierten Geräten, deren Funktionen ihr völlig rätselhaft vorkamen. Und die langen Hallen der Herstellung, die automatischen Pillen- und Dragee-Former, die Automaten für die Injektionsampullen, die Verpackungsmaschinen, die Packerei. Es war faszinierend, zum erstenmal den Weg vom Labor bis zum fertigen, helfenden oder sogar heilenden Medikament zu verfolgen.
    Die Zeit ging schnell herum. Mit dem Schwarm der anderen Angestellten verließ Carola nach Dienstschluß das Gelände der Biosaturn, stieg in ihren Wagen, den sie drei Straßen weiter geparkt hatte, und fuhr nach Hause. Der erste Tag war ein Erfolg gewesen. Sie hatte die Biosaturn genau kennengelernt, wußte, wo die Versuchstiere gehalten wurden. Vor allem aber: Niemand hatte Verdacht geschöpft. Sie gehörte, wie selbstverständlich, zur Belegschaft der Biosaturn.
    Welch ein Irrtum!
    Kaum hatte Dr. Schelling den Kollegen ›Borro‹ verlassen, rief Dr. Polder die Personalabteilung an.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis der Computer meldete: Nein, bei uns gibt es keine Carola Holthusen.
    »Sie muß neu sein. Gerade eingestellt …«
    »Auch dann wäre sie im Computer, Herr Doktor.« Die Sekretärin schien noch einmal den Computer abzurufen. »Tut mir leid, auch bei den Probeanstellungen ist keine Carola Holthusen verzeichnet. Jeder Mitarbeiter wird sofort eingespeichert.«
    »Aber diese Carola ist hier, läuft im weißen Laborkittel herum! Ich habe doch selbst mit ihr gesprochen.«
    »Das ist unmöglich …«
    »Halten Sie mich für geistig verwirrt?!«
    »Das wage ich nicht zu behaupten, Herr Doktor …«
    »Danke!« Dr. Polder knallte den Hörer auf das Telefon.
    Es gibt keine Carola Holthusen. Wer war also die junge hübsche Dame?
    Eine merkwürdige Angelegenheit, wert, es dem Leiter des

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