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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wulpert-Hof und versteckten sich hinter den Ruinen eines uralten Backhauses, in dem jetzt Runkelrüben lagerten und aus dem es faulig und gärig stank. Von hier aus konnten sie in den großen Innenhof blicken, auf die Laderampe an Halle I und auf die gestapelten Drahtkäfige unter dem Dach einer offenen Scheune.
    Ein Mann mit langen Haaren und ziemlich wildem Bart erschien an der Rampentür und schob eine Art Laufgitter über das Podest. Ein jüngerer Mann in einem weißen Kittel – auf dem Wagen stand ja ›Wäscherei Blütenweiß‹ – sprang aus der Fahrerkabine, schlug dem Bärtigen freundschaftlich auf den Rücken, half das Laufgitter bis zur Ladeklappe zu schieben und öffnete dann die Tür. Mit wildem Gebell und lautem Fauchen rasten ein paar Hunde und Katzen durch das Gitter in das Innere der Halle.
    Mit weiten Augen starrten Mike und Wiga auf das Geschehen. Jetzt wußten sie: So war es auch Pumpi und Micky ergangen. Eingefangen, hierher nach Otternbruch gefahren, in die Halle getrieben … und dort, irgendwo in zwei Käfigen, mußten sie jetzt vegetieren, so eng eingesperrt, daß sie sich kaum bewegen konnten, hungernd und vielleicht sogar geschlagen, wenn sie nicht schon längst in irgendein Labor abtransportiert worden waren.
    »Mike …«, flüsterte Wiga und tastete nach Michaels Hand, »Mike … sie sind da drinnen …«
    »Nicht weinen, Wiga.« Er legte seinen Arm um ihre Schulter; er war ja jetzt der große starke Junge, auch wenn ihm selbst elend und zum Heulen zumute war. »Wir wissen es ja nun. Wir werden das deinem Papa und meiner Mami sagen, und die werden Pumpi und Micky herausholen. Mit der Polizei! Jetzt muß die Polizei kommen. Das da waren auch gestohlene Tiere. Wie viele? Hast du sie gezählt?«
    »Mindestens über zwanzig. Und drei große Hunde dabei … Warte mal –« Wiga schloß die Augen und dachte nach. »Ein Boxer, ein Schäferhund, ein Collie … Ja, so war's.« Sie öffnete wieder die Augen. Ihre Zähne klapperten vor Kälte, die Mundwinkel zuckten. »Was machen wir nun?«
    »Zurück nach Hause.«
    »Nicht da rein, Mike?«
    »Die hauen uns durch! Guck dir den mit dem Bart an! Das ist ein Schläger, kennst ihn doch aus dem Fernsehen! Wir müssen uns ganz heimlich verdrücken, keiner darf uns sehen. Und dann zur Polizei.«
    »Wenn die uns das nicht glauben?«
    »Dann schwören wir.«
    »Und wenn die sagen: Schwören ist Quatsch. Ihr spinnt …«
    »Das kann die Polizei nicht, Wiga. Ich weiß es, steht doch immer in der Zeitung … die Erwachsenen müssen schwören, daß sie die Wahrheit sagen. Wenn sie das nicht tun, kommen sie in den Knast.«
    »Hoffentlich stimmt das alles, Mike.« Wiga blickte wieder hinüber in den Innenhof. Die Wagentür war nun geschlossen, der Mann mit dem wilden Bart ging hinüber zur Scheune und holte drei Drahtkäfige.
    »Das ist ein ganz Gefährlicher«, flüsterte Mike. »Wie der schon geht … 'n richtiger Schläger!«
    Sie warteten, bis Kabelmann wieder in Halle I verschwunden war und Josef Wulpert den Kastenwagen in die breite Garage gefahren hatte. Dann kam noch ein älterer Mann in einer Pelzjacke aus dem Haupthaus, er hinkte stark und brüllte etwas über den Hof, was sie nicht verstehen konnten. Sie sahen nur, daß der junge Wagenfahrer schnell das Garagentor schloß.
    »Das ist der Boß!« flüsterte Mike. »Wie in 'nem Krimi … Das ist der Tierhändler.«
    »Der Pumpi und Micky hat?«
    »Genau.«
    »Im Krimi, im Fernsehen, wird so einer erschossen …«
    »Im Fernsehen! Das kannst du hier nicht machen! Hier kann nur dein Papa und meine Mami helfen.«
    »Wenn die Zeit haben …«
    »Warum nicht?« Mike sah Wiga verblüfft an. »Wieso haben die keine Zeit?«
    »Die sind doch verliebt.«
    Mike hauchte über seine eiskalten Hände und nickte. »Daran hab' ich gar nicht mehr gedacht. Stimmt ja. Wiga, dann machen wir das allein, bei der Polizei und so. Das kriegen wir auch hin. Wetten?! Wenn Pumpi noch lebt, krieg' ich den wieder.«
    »Und Micky auch!«
    »Klar!«
    Sie blieben noch ein paar Minuten in der Backhausruine hocken und rannten dann den Weg zurück zu dem Baum, an dem ihre Fahrräder lehnten. Da niemand hinter ihnen herschrie, nahmen sie an, daß auch niemand sie gesehen hatte. So schnell es ihre Kräfte zuließen, strampelten sie zur Chaussee zurück.
    Sie kamen drei Stunden zu spät aus der Schule, wie Wigas Vater sofort strafend an der Haustür sagte.
    »Nun, beichte, Tochter!« sagte er streng. »Was hast du angestellt? Warum mußtest

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