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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tun alles, was uns möglich ist, wir sind mitten in erfolgversprechenden Tierversuchen – dann geht wieder der Aufschrei durchs Land: Tierversuche! Mörder an der armen, wehrlosen Kreatur! Verbrecher im weißen Kittel! Ja, was sollen wir denn tun?! Man kann das Mittel gegen das AIDS-Virus nur am lebenden Körper erforschen. In den Retorten sieht alles anders aus. Da zerfallen sogar Krebszellen, die im menschlichen Körper noch jedes Medikament überleben! Das klingt alles furchtbar simpel, aber die Wahrheit ist oftmals trivial.«
    Er küßte Carola die Hand, schlug hinter ihr die Wagentür zu, als sie eingestiegen war und spürte wirklich einen Kloß im Hals, als sie durch das heruntergekurbelte Fenster sagte:
    »Dr. Polder … danke …«
    Er blieb am Bordstein stehen, winkte ihr nach, bis sie um die Ecke verschwand, und ging dann langsam im beginnenden Schneetreiben zur Biosaturn zurück. Als er Haus Nummer 5 betrat, sah er aus wie ein Schneemann.
    Dr. Schelling kam gerade in die Eingangshalle und blieb mit breitem, provozierendem Grinsen stehen. »Das paßt zu Ihnen!« grölte er. »Ein Schneemann! Nur was ich Ihnen nicht zutraue, ist eine anständige Möhre …«
    Dr. Polder ließ ihn stehen. Schelling war ein Ferkel, das wußte jeder. Wozu sich da aufregen. In der nächsten Zeit würde sowieso einiges anders werden in Haus 5. Die zwei Tage, in denen Carola Holthusen hier gewesen war, hatten vieles verändert …
    Da Carola in der Biosaturn und Horst Tenndorf bei der Aktionsgemeinschaft ›Rettet die Tiere e.V.‹ waren, konnten Wiga und Mike nicht mit dem Wagen von der Schule abgeholt werden. Sie hatten deshalb ihre Fahrräder aus den Kellern geholt und waren trotz des Schnees zur Schule gefahren. Die Straßen waren am frühen Morgen durch Schneepflüge freigemacht worden; aber der Untergrund war glatt, man konnte nur ganz vorsichtig und langsam fahren; wenn schon die Autos rutschten, wie schnell erst ein Fahrrad.
    Mike wartete am Schultor, bis Wiga herauskam. Sie schoben ihre Räder ein Stück über die Straße und wollten gerade aufsteigen, als Mike wie festgenagelt stehenblieb. Mit offenem Mund starrte er einen vorbeifahrenden Wagen an. Weiß, ein Kastenaufbau, die hintere Stoßstange etwas eingedrückt.
    »Das … das ist er …«, stammelte Mike. »Wiga, das ist er … die haben uns Pumpi und Micky geklaut … Das … das sind sie …!«
    »Aber da steht doch drauf ›Wäscherei Blütenweiß‹!«
    »Schilder kann man ändern! Los, hinterher!« Mike schwang sich auf sein Rad. »Wir haben sie … wir haben sie …!«
    Sie traten wie wild in die Pedale, hatten Mühe, auf der schneeglatten Straße nicht wegzurutschen, schlingerten über die Fahrbahn, aber sie schlossen zu dem weißen Kastenwagen auf.
    Die Firma ›Wäscherei Blütenweiß‹ verließ den Ortsteil Bothfeld und fuhr aus Hannover hinaus aufs Land.
    Wiga radelte an Mikes Seite. »Die fahren ja weit weg!« rief sie.
    »Na und?«
    »Sollen wir weiter mitfahren?«
    »Aber klar!«
    »Glaubst du, das ist wirklich der Wagen?«
    »Er ist es! Die eingedrückte Stoßstange … Hast du Angst?«
    »Nein. Aber Papa weiß ja nicht, wo ich bin, wenn ich nicht aus der Schule nach Hause komme.«
    »Dann fahr zurück. Ich bleibe dran! Die haben mir Pumpi geklaut!«
    »Dann fahre ich auch!«
    Sie mußten hart in die Pedale treten. Außerhalb der Stadt war der Schnee nicht geräumt, und durch Schnee zu fahren kostet viel Kraft. Verbissen strampelten sie hinter dem weißen Lieferwagen her, kamen an dem Ortsschild Otternbruch vorbei und durchfuhren das schmucke Dorf. Wiga winkte hinüber zu Mike; er saß mit ausdruckslosem Gesicht im Sattel.
    »Ich kann nicht mehr!« rief sie verzweifelt. »Mike, meine Beine tun weh, die Waden … laß uns aufhören!«
    »Nein! Und wenn ich später tot umfalle … sie haben Pumpi, ich muß wissen, wer sie sind!«
    Keuchend fuhren sie weiter, bogen auf eine enge Landstraße ab und sahen dann von weitem die Gebäude des Wulpert-Hofes. Da der Weg abschüssig und vereist war, stiegen sie von den Rädern und warteten unter einem Baum, dessen Zweige schneeschwer fast bis zum Boden hingen, ob der weiße Kastenwagen weiterfuhr oder in den Bauernhof einbog.
    »Er kann ja gar nicht weiter«, sagte Mike heftig atmend. »Da ist ja gar kein Weg mehr. Der geht nur bis zum Haus. Er muß da rein …«
    Sie warteten, bis der Wagen durch die große Toreinfahrt verschwunden war, lehnten ihre Räder an den vereisten Baumstamm, schlichen hinunter bis zum

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