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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du nachsitzen?«
    Das klang sehr ernst, aber Horst Tenndorf war gar nicht in der Verfassung, seiner Tochter etwas übelzunehmen. In ihm war das Glück vollkommen … er dachte jetzt mehr an Carola als an alles andere. Er dachte, um ehrlich zu sein, überhaupt nur noch an Carola, an ihren ersten Kuß, an das erste Streicheln.
    »Ich hatte kein Nachsitzen, Papi.« Wiga reckte sich hoch und sah Tenndorf herausfordernd an. »Mike und ich können mehr als du und Tante Carola …«
    »Toll! Und was könnt ihr?! Eine Salzbrezel quer essen?«
    »Jetzt wirst du aber staunen: Wir wissen, wo Micky und Pumpi sind!«
    »Sag das noch einmal, Wigaschätzchen …« Tenndorf zog Wiga an den Armen zu sich. »Du, solche Witze macht man nicht!«
    »Kein Witz, Papi. Es ist wahr. Mike sagt, wir sollen sogar schwören, daß ihr es auch alle glaubt. Wir waren da, wo Micky jetzt ist.«
    »Du lieber Himmel! Wo wart ihr?!« Er zog Wiga den Parka aus. »Los, erzähl! Was ist passiert?!«
    »Das war so, Papi. Wir kommen aus der Schule, da fährt ein Wagen vorbei, und Mike schreit: ›Das ist er! Der weiße Kastenwagen!‹ Nur stand da drauf ›Wäscherei Blütenweiß‹. Und da sind wir hinterhergefahren. Stell dir vor, bis Otternbruch! Und da ist ein großer Bauernhof mit vielen Ställen, und Käfige stehen da rum, und aus dem Auto haben sie wieder Tiere ausgeladen. Hunde und Katzen, mindestens zwanzig Stück, Papi! Und Mike hat gesagt: ›Jetzt wissen wir, wo Micky und Pumpi sind. Da drüben!‹ Und ein Mann ist da, ein ganz wilder Mann mit langen Haaren und einem langen Bart, und Mike hat gesagt, das ist ein Schläger. Wie die im Fernsehen. Da sind wir wieder weggeschlichen, und darum kommen wir so spät, Papi.« Und ehe Tenndorf noch etwas fragen oder darauf eingehen konnte, fügte sie schnell hinzu: »Ach Papi, dann kam ein Mann aus dem Haus, der hinkte, und das war der Boß, sagt Mike.«
    »Der Boß! Aha!« Tenndorf zog Wiga an sich und blickte ihr ernst in die Augen. »Du, sag mal, was habt ihr euch da ausgedacht? Was soll das? Wilder Mann mit Bart, der Boß … ihr verkohlt uns doch.«
    »Da haben wir's.« Wiga befreite sich aus Tenndorfs Griff und hob die rechte Hand hoch in die Luft. »Ich schwöre, daß ich die Wahrheit sage und nichts als die Wahrheit … Richtig so, Papi?!«
    Tenndorf starrte seine Tochter an. »Es stimmt also, ihr habt tatsächlich …«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Carola war am anderen Ende der Leitung, atemlos, aufgeregt. Sie konnte gar nicht so schnell sprechen, wie sie wollte.
    »Hat dir Wiga auch diese Räuberpistole erzählt? Ich glaube, Michael spinnt! Du, der will mit Wiga …«
    »Ganz ruhig, mein Liebling«, sagte Tenndorf und lächelte, allein schon aus Glück, Liebling zu ihr sagen zu dürfen. »Ganz ruhig. Natürlich hat sie mir das Gleiche erzählt, und ich glaube, es stimmt. Sie hat nämlich eben geschworen …«
    »Mike auch! Er hält noch immer die Hand hoch, weil ich ihm nicht glaube. Stell dir vor, sie waren draußen in Otternbruch, mit den Rädern, bei diesem Wetter! Und sie wissen angeblich, wo Pumpi und Micky sind!«
    »Stimmt.«
    »Du sagst so einfach ›stimmt‹, als wenn das gar nichts wäre! Horst, sie wollen den weißen Kastenwagen gesehen haben!«
    »Und sind ihm nachgefahren, ja. Und einen Boß haben sie auch ausgemacht!« sagte Tenndorf fröhlich.
    »Spinnst du jetzt auch? Einen Boß …«
    »Wir müssen uns daran gewöhnen, Liebling, daß diese Generation eine andere Sprache spricht als wir damals in ihrem Alter. Die Rechteck-Sprache, so genannt nach dem rechteckigen Bildschirm.«
    »Wenn du das alles glaubst, dann muß doch etwas geschehen. Dann müssen wir doch was tun, ganz schnell tun!«
    »Und wie wir das werden, Carola! Jetzt werde ich Kommissar Abbels auf den Pelz rücken! Jetzt wird endlich etwas geschehen! Ich komme sofort zu euch rüber. Und dann wollen wir mal die Beamten, die Freund und Helfer sein wollen, mobil machen! Ein großer Bauernhof in Otternbruch – man sollte es nicht für möglich halten. Wir werden selbst auch hinfahren. Diesen hinkenden Boß will ich mir ansehen.«
    Er legte auf, zog Wiga an sich, küßte sie auf die Augen und sagte zärtlich: »Mein Kleines, Papi wird das jetzt alles machen. Du bekommst deine Micky wieder … das schwöre ich dir!«

8
    Noch am selben Nachmittag rief Tenndorf bei der Kriminalpolizei an. Kommissar Abbels war nicht im Amt, er war mit einer Gruppe Beamter unterwegs, eine Hehlergesellschaft auszuheben. Sein

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