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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Assistent, Kriminalobermeister Nachtigall, verwaltete unterdessen das Kommissariat. Er schickte einen verzweifelten Blick an die Decke, als er Tenndorfs Namen hörte, antwortete jedoch höflich: »Hier Robert Nachtigall …«
    »Wie bitte?« fragte Tenndorf zurück.
    »Bitte, keine faulen Witze, Herr Tenndorf.« Nachtigall war auf diesem Gebiet sehr empfindlich. Er hatte bei der Kripo genug unter seinem Namen zu leiden. Vor allem, wenn nächtliche Patrouille in einem gewissen Viertel auf dem Dienstplan stand. Dann hieß es: »Was? Streife im Milieu? Das kann unser Vögelchen machen … die freuen sich da über jede Nachtigall …« So etwas ärgerte ihn immer wieder maßlos, obwohl er sich jedesmal vornahm, sich nicht mehr aufzuregen.
    »Um was handelt es sich?«
    »Wir haben den weißen Lieferwagen.«
    »Welchen weißen?«
    »Den von dem unbekannten Tierfänger! Er gehört einem Bauern in Otternbruch. Die Kinder haben ihn verfolgt und kennen den Weg.«
    »Welche Kinder?«
    »Mein Gott … lesen Sie keine Akten?!«
    »Ihren Fall hat Herr Abbels selbst bearbeitet. Es ist bei uns üblich, daß kein Kollege dem anderen Kollegen in seinen Fall hineinredet oder nebenher recherchiert. Herr Abbels aber ist zur Zeit …«
    »Heißt das, Sie können nicht tätig werden?«
    »Doch. Ich kann Ihre Aussage aufnehmen.«
    »Das ist keine Aussage, Herr Nachtigall, sondern ein wichtiger Hinweis. Eine Spur! Da muß sofort etwas geschehen! Sie müssen handeln!«
    »Herr Kommissar Abbels ist …«
    »Das weiß ich! Wir sollten sofort nach Otternbruch fahren und …«
    »Wir? Sofort? Herr Tenndorf, Sie verkennen die Gründlichkeit einer Ermittlungsbehörde. Bisher haben wir von Ihnen nur einen sehr erregten, aber vagen Hinweis erhalten, basierend auf einer Kinderaussage. Stimmt das so? Na also! Das reicht doch nicht aus für eine Amtshandlung. Wir müssen die Kinder erst selbst hören und alles zu Protokoll nehmen. Kinderbeobachtungen sind immer eine riskante Sache! Da haben wir schon die verrücktesten Dinge erlebt. Das muß völlig glaubwürdig sein, ehe wir tätig werden können, sonst haben wir ein Verfahren am Hals! Kommen Sie mit den Kindern zum Präsidium …«
    »Sofort …«
    »Morgen früh. Da ist Kommissar Abbels auch wieder im Amt …«
    »Morgen früh kann alles anders sein!«
    »Wohl kaum. Das Bauernhaus in Otternbruch wird bestimmt nicht über Nacht verschwinden.«
    »Da müßten Sie als Nachtigall ja Erfahrung haben …«
    »Herr Tenndorf!« Nachtigalls Stimme hob sich. Seine Finger trommelten auf der Tischplatte. »So nicht! Morgen um zehn.«
    »Da haben die Kinder Schule.«
    »Ein Verhör bei der Kripo ist wohl Entschuldigung genug, nehme ich an.«
    »Das hört sich ja so an, als ob wir die Verbrecher wären …«
    »Sie scheinen mir sehr empfindlich zu sein, Herr Tenndorf.« Nachtigall tat es gut, beamtliche Souveränität zu demonstrieren. »Ich notiere mir Ihren Hinweis auf Otternbruch, werde ihn Herrn Abbels sofort bei seiner Rückkehr vorlegen, und dann müssen wir erst die Kinder selbst anhören. Das ist nun mal so. Bis morgen zehn Uhr. Guten Abend, Herr Tenndorf.«
    Wütend warf Tenndorf den Hörer zurück auf die Gabel. »Man könnte sich die Haare ausraufen!« rief er aufgebracht. »Da haben wir eine Spur, eine heiße Spur, und die läßt man nun lauwarm werden!« Er sah Wiga an, die ihn aus großen fragenden Augen anstarrte. »Mein Kleines, wir fahren allein hin! Jetzt gleich! Mit Tante Carola und Mike!«
    Aber so einfach war der Aufbruch zur Privatermittlung nicht. Während Mike sofort schrie: »Das ist richtig, Onkel Horst! Los, fahren wir!«, bremste Carola Holthusen den allgemeinen Eifer.
    »Und was wollt ihr da?« fragte sie und blieb auf dem Sofa sitzen, während die Kinder schon zur Tür rannten. »Vorfahren, ins Haus gehen, euch den hinkenden Boß ansehen und dann sagen: Geben Sie sofort Pumpi und Micky heraus!? Wißt ihr, was mit euch passiert? Man wird euch hinauswerfen, kurzerhand. Und wenn ihr nicht freiwillig geht, mit Gewalt! Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch ist auch noch drin! Ihr habt doch gar nichts in der Hand!«
    »Der weiße Transporter!« rief Mike.
    »Aber mit einer anderen Aufschrift … Wäscherei statt Möbeltransport.«
    »Die eingedrückte Stoßstange!« sagte Tenndorf.
    »Glaubt ihr, das sei die einzige eingedrückte Stoßstange im Raume Hannover?«
    »Du hast nur Angst, Mami!« rief Mike an der Tür empört.
    Carola zögerte, aber dann antwortete sie ehrlich und sah dabei

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