Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
weitem. »Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie sich verfahren?«
    Abbels wartete, bis Josef vor ihnen stand, und nickte dann. »Verfahren kaum. Bekommen Sie so wenig Besuch?«
    »Besuch? Nee. Wer soll uns denn besuchen? Nur Kunden. Aber die melden sich vorher an, damit wir wissen, was wir ihnen zeigen sollen.«
    »Kunden? Was verkaufen Sie denn? Schweine, Schafe, Kälber …?«
    »Nee. Andere Tiere.« Josef Wulpert spielte seine Rolle vorzüglich. »Wenn Sie ein Schwein kaufen wollen, dann könnte ich den Bauern Senkebrecht empfehlen. Da müssen Sie wieder auf die Chaussee, nach links, etwa fünfhundert Meter, da geht eine kleine Straße nach links ab, und dann ist's der vierte Hof rechts. Senkebrecht hat die besten Säue, bestimmt …«
    »Das glauben wir Ihnen ungeprüft.« Abbels zeigte seine Kripomarke. »Abbels. Das sind meine Kollegen Lambert und Felix.«
    »Kripo?!« Josef Wulpert riß dramatisch die Augen auf. »Zu uns kommt die Kripo? Was ist denn los?«
    »Genau das wollen wir mal nachsehen.«
    »Suchen Sie vielleicht einen Laurenz Kabelmann, einen Landstreicher? Der arbeitet bei uns, ja …«
    »Das ist Nummer Zwei.« Abbels registrierte: Er will ablenken. Im Nacken sitzt ihm die Angst. Kabelmann, das muß der Kerl mit dem zotteligen Bart sein. Den sehen wir uns natürlich auch noch genauer an.
    »Zunächst – wer ist hier der Besitzer?«
    »Mein Vater. Willi Wulpert.«
    »Wo ist er?«
    »Drinnen. Macht Büroarbeiten. Was glauben Sie, was das für ein Schreibkram ist, bis man vierzig Affen aus Amerika bekommt …«
    »Affen?«
    »Mit denen handeln wir auch. Ich denke, die Kripo weiß das alles?«
    Josef ging voraus zum Haus, hielt die Tür auf, und Abbels, Lambert und Felix betraten die gut geheizte, große Stube. Willi Wulpert blickte von seinen Schreibarbeiten erstaunt auf – auch er ein begabter Schauspieler.
    »Die Kripo, Vater!« rief Josef an der Tür.
    »Kripo?« Wulpert erhob sich und kam um den Tisch herum.
    Stimmt, dachte Abbels zufrieden. Er hinkt.
    »Das muß doch ein Irrtum sein. Meine Herren, treten Sie näher. Wenn ich um eine Erklärung bitten dürfte …«
    Wieder zeigte Abbels seine Kripomarke, aber das beeindruckte den alten Wulpert nicht. Er nickte nur, fast abfällig.
    »Kommissar Abbels«, sagte Abbels. »Irgend jemand hat uns geflüstert, daß Sie Tiere zu Versuchszwecken verkaufen.«
    »Das braucht Ihnen keiner zu flüstern, das kann man laut sagen. Da brauchen Sie nur beim Gewerbeamt nachzufragen, da sind wir registriert. Wollen Sie die Zulassung sehen? Selbstverständlich steht Ihnen auch meine Kundenliste und die Kundenkartei zur Verfügung. Lauter bekannte Namen … von der Uni bis zu der Biosaturn. Ich liefere sogar nach Nordrhein-Westfalen, nach Hamburg, nach Hessen und hinunter bis Freiburg. Spezialtiere, wissen Sie.«
    »Nee.« Abbels bekam einen merkwürdigen Geschmack auf der Zunge. »Was heißt hier Spezial? Ihre Affen etwa?«
    »Das wissen Sie bereits?«
    »Ihr Sohn hat es gerade erzählt.«
    »Zum Beispiel, ja. Für die aktuelle AIDS-Forschung. Ohne die Tiere kommen sie nicht weiter. Im Reagenzglas sieht alles anders aus als nachher am lebenden Objekt. Das ist doch klar. Wenn Sie, Herr Kommissar, zum Beispiel AIDS hätten, dann …«
    »Ich habe kein AIDS!« Abbels Stimme wurde wider seinen Willen schärfer und schneidender. »Sie verkaufen auch Hunde und Katzen?«
    »Weiße Mäuse, Nacktmäuse, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Ziegen, Schweine, Großtiere wie Kälber … ich verkaufe alles, was man bei mir bestellt und für Versuche verwenden kann. Das steht auch alles in der Beschreibung meiner Geschäftsgründung, die das Gewerbeamt …«
    »Schon gut.« Abbels winkte ab. »Wir möchten Ihren Betrieb besichtigen.«
    »Jederzeit. Wir haben gerade ein gut gefülltes Lager. Nächste Woche wären wir halb leer gewesen, es stehen noch einige Großlieferungen aus.« Willi Wulpert griff nach seinem Stock. »Darf ich Sie führen?«
    »Sie sind verletzt?«
    »Eine uralte Sache … geschah vor tausend Jahren … im tausendjährigen Reich …« Wulpert lachte kurz auf. »Andenken an Rußland, Herr Kommissar, Bein weg. Für Führer, Volk und Vaterland. Nur den versprochenen Dank des Vaterlandes hab' ich bis heute noch nicht gesehen …«
    »Wenn es zu beschwerlich ist, kann Ihr Sohn uns führen.«
    »O nein. Das mache ich selbst. Ich hinke zwar, aber ich bin kein Krüppel.«
    Die Besichtigung der Tierhandlung Wulpert dauerte mehr als zwei Stunden. Nichts ließ der alte Wulpert

Weitere Kostenlose Bücher