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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus, in jeden Winkel der verzweigten Gebäude führte er die Kripo, er hatte nichts zu verbergen. Auch Laurenz Kabelmann hinterließ einen guten Eindruck. Er hatte seine Papiere beisammen, die ›Fleppen‹, wie er sie nannte, freute sich, hier überwintern zu können, und war so harmlos wie die Meerschweinchen, die er pflegte – zur Zeit rund zweitausend Stück. Abbels fand nicht ein Zipfelchen, wo er Mißtrauen zeigen konnte. Alles hatte seine Richtigkeit.
    »Sie haben einen weißen Kastenwagen?« fragte er beiläufig.
    »Nein. Einen alten Lastwagen, der auch im Feldeinsatz ist. Zur Rübenernte etwa.«
    »Und wie versenden Sie die Tiere?«
    »Dafür gibt es Speditionen.«
    »Natürlich. Können wir den Wagen sehen?«
    Und auch das stimmte. In der Garage stand neben Wulperts Privatwagen ein alter, dreckiger Lastwagen, aus dem es penetrant nach verfaulten Rüben stank, als Josef die Ladeklappe öffnete.
    Abbels verzog angeekelt die Nase. »Schon gut! Aber es ist möglich, daß Sie Ware mit einem weißen Kastenwagen bekommen?«
    »Möglich? Schon.« Der alte Wulpert schüttelte den Kopf. »Da kommen im Laufe der Woche so viele Wagen – wer guckt noch darauf, welche Marke das ist?! Für uns sind die Tiere wichtig, die sie bringen, nicht wie das Auto aussieht.«
    Nicht zu packen, dachte Abbels verzweifelt. Einfach nicht zu packen. Nichts kann man ihm widerlegen. Was die Kinder gesehen haben, stimmt zwar alles … der hinkende Boß, der bärtige Landstreicher, die Lieferung von Tieren, der Sohn Wulpert. Aber man kann sie trotzdem nicht packen! Sie geben alles zu, weil alles legal scheint, sogar den weißen Kastenwagen halten sie für möglich – nur haben sie damit nichts zu tun. Wenn da nicht die Feststellung von Mike Holthusen gewesen wäre: Der jüngere Mann hat den weißen Wagen gefahren. Wie aber soll man das beweisen? Die Aussage eines Kindes gegen so viel Gegenbeweise … da fällt man auf den Rücken.
    »Zum Beispiel gestern …«, sagte Abbels plötzlich.
    »Was war gestern?«
    »Da hat um die Mittagszeit ein weißer Kastenwagen Tiere gebracht. Hunde und Katzen.«
    »Schon möglich. Täglich kommen Transporte und gehen Transporte von hier weg.«
    »An dem Wagen stand aber ›Wäscherei Blütenweiß‹. Seit wann bringen Wäschereiwagen Hunde und Katzen für Versuchszwecke?«
    »Das hätte ich mich auch gefragt, wenn ich diese Aufschrift gelesen hätte …«
    Wieder ein Schuß ins Leere. Das Grinsen des alten Wulpert regte Abbels innerlich maßlos auf. Er spielt mit mir ›Der kluge Räuber und der doofe Polizist‹, dachte er wütend. Aber noch ist das Spielchen nicht zu Ende, mein Lieber.
    »Sie haben die Aufschrift also nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Und Ihr Sohn?«
    »Ich auch nicht!« sagte Josef höflich. »Gestern hatte ich alle Hände voll zu tun. Es kamen neun Transporte. Was gehen mich die Autos an …«
    »Das habe ich schon mal gehört.« Abbels winkte ab. »Ich möchte die Transportpapiere sehen.«
    Wieder ein Fehlschlag: Alle Papiere stimmten. Lieferungen aus der Schweiz und aus Dänemark, Zollbestätigungen vom Bremer Hafen, von den Verkäufern unterschriebene Bescheinigungen und Quittungen … alles korrekt. Für jedes Tier gab es einwandfreie Papiere. Eine Kripo-Pleite auf der ganzen Linie.
    »Zufrieden, Herr Kommissar?« fragte der alte Wulpert mit einem fast schleimigen Lächeln, als Abbels die Papiere auf den Schreibtisch zurückwarf.
    »Sehr zufrieden. Sie haben einen Musterbetrieb.«
    »Danke, Herr Kommissar.« Wulpert atmete sichtlich auf. »Darf ich den Herren etwas anbieten? Gegen die Kälte draußen einen Doppelkorn und selbstgeräucherten Knochenschinken? Dazu Brot, das meine Frau Emmi backt … so was bekommen Sie nirgendwo auf der ganzen Welt, behaupte ich, Herr Kommissar.«
    »Danke. Die Kripo hat nie Zeit …«
    Wulpert nickte beifällig. »Natürlich. Es gibt ja so viele Verbrecher.«
    »Sie sagen es. Aber eine ganze Menge kriegen wir auch. Das tröstet.«
    Der Abschied draußen an der Tür war herzlich, wie bei alten Freunden. Dann stiegen Lambert, Felix und Abbels in ihren Wagen und fuhren zur Chaussee zurück.
    »Scheiße!« sagte Felix laut, als sie durch das große Tor aus dem Innenhof schlidderten.
    »Das kann man wohl sagen.« Abbels steckte sich einen Zigarillo an. »Die sind glatter als eine Ringelnatter.«
    »Und doch habe ich bei allem ein merkwürdiges Gefühl, Chef.« Lambert, der den Wagen fuhr, sah Abbels von der Seite an. »Würden Sie mir glauben, daß ich

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