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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Wäscherei Blütenweiß‹ übersehe?«
    »Beweise, Lambert, Beweise! Die Aussage eines Kindes ist da gleich Null! Sie geben ja zu, daß ein weißer Kastenwagen Tiere geliefert haben kann.«
    »Mit Papieren, obwohl sie geklaut sind …«
    »Auch das müssen wir erst beweisen!« Abbels nuckelte an seinem Zigarillo. »Mit dem, was wir in der Hand haben, wirft uns Oberstaatsanwalt Dallmanns hinaus. Da ist nichts, aber auch nichts für eine Anklage!« Und er fügte hinzu: »Die Kinder tun mir leid. Ihre Lieblinge sehen die nie wieder, das ist jetzt sicher.«
    Oben, auf der Chaussee, sprangen Carola, Wiga, Mike und Tenndorf aus dem Wagen.
    »Nun?« rief Tenndorf. »Alles klar? Sie haben uns ja nicht gewunken, Herr Kommissar.«
    »Das war nicht nötig.«
    »Sind sie alle verhaftet?« schrie Mike aufgeregt. »Mit Fesseln?!«
    Tenndorf genügte ein Blick in Abbels' Gesicht, um zu erkennen, daß die Aktion gescheitert war. Er senkte den Kopf und sagte leise: »Herr Abbels, bitte nicht in Gegenwart der Kinder …«
    »Das ist doch klar, Herr Tenndorf. Im Amt reden wir unter vier Augen miteinander. Es ist alles, wie Kollege Felix eben so plastisch sagte, Scheiße …« Er streichelte Wiga und Mike über die Köpfe, drehte sich dann brüsk weg und ging zu seinem Wagen zurück. »Nach Hause!« sagte er zu Lambert. »Und stellen Sie das Radio an. Ich will jetzt etwas anderes hören …«
    Tenndorf folgte Abbels in einigem Abstand zurück nach Hannover. Carola neben ihm legte die Hand auf seinen Arm und drückte ihn. Tenndorf nickte und starrte geradeaus auf die Straße. Hinter ihnen hörten sie, wie Mike der vor Aufregung rotbäckigen Wiga zu erklären versuchte, was jetzt mit den Hundefängern geschah. Gleich würde ein Gefängniswagen die Gefesselten abholen.
    »Soll ich es ihnen nachher sagen?« fragte Carola leise.
    »Nein, laß mich das machen, bitte …« Tenndorfs Mundwinkel zuckten. »Es ist furchtbar, so hilflos zu sein. Man hat das Wissen und kann es nicht einsetzen. Man hat den Faden in der Hand und kann ihn nicht aufspulen. Man muß zusehen und könnte alles ändern. Diese Machtlosigkeit kann einen um den Verstand bringen.«
    Es war schon dunkel, als sie wieder in Hannover einfuhren. Dabei war es erst vier Uhr. Aber der Himmel hing tiefgrau voller Schnee und deckte die Sonne zu. Eine Stimmung wie bei einem Weltuntergang.
    Abbels sprach in seinem Büro kurz unter vier Augen mit Tenndorf. Er verschwieg nichts. »Aber heute ist nicht morgen oder übermorgen«, sagte er tröstend. »Jetzt wiegt sich Wulpert in Sicherheit und hält uns für Blödmänner. Genau das soll er. Er hat eine Schlacht gewonnen, aber noch lange nicht den Krieg! Eins steht jedenfalls fest: Pumpi, der schwarz-weiß-rote Hund, und Micky, die rot-weiß gestreifte Katze, sind nicht mehr in Wulperts Ställen. Wir haben jede Ecke gesehen.«
    »Dann … dann ist ein Wiederfinden unwahrscheinlich?«
    »Ich würde es so nennen.« Abbels kaute auf seiner Unterlippe. »Ich kann mit den Kindern fühlen, Herr Tenndorf. Aber wir haben die Papiere eingesehen: Wulpert liefert bis nach Freiburg. Adressen jede Menge, gute, bekannte Namen. Da ist nichts mehr zu suchen.«
    »Und keiner kann diesen Wulperts die Maske vom Gesicht reißen?«
    »Nicht von heute auf morgen. Aber, verlassen Sie sich drauf, einmal kriege ich sie …«
    Zu Hause sagte Tenndorf zu Carola: »Wir sagen ihnen heute noch nichts. Ich kann es einfach nicht. Sie sollen diese Nacht mit den Gedanken schlafen, als kleine Helden Verbrecher entlarvt zu haben. Morgen, wenn sie ausgeschlafen sind …«
    Er stockte, schwieg und trank seinen heißen Tee mit Rum. Er war kein Mann, den eine Rührung schnell umwarf. Aber bei dem Gedanken an die Wahrheit und wie man sie Wiga und Mike sagen könnte, zuckten doch seine Mundwinkel und brannte es ihm in den Augen.
    »Soll … soll ich heute nacht bei dir bleiben?« fragte Carola kaum hörbar.
    »Das wäre schön …« Er sah sie an. »Ich fühle mich verdammt allein …«
    »Das soll nie mehr sein, Horst.«
    Er nickte, starrte in seine Teetasse und überließ sich dem Glücksgefühl, das ihn plötzlich durchströmte.
    Drei Tage lang ging das Leben wie gewohnt weiter.
    Die Schule für die Kinder, Arbeit am Zeichenbrett und Besprechungen mit Bauherrn für Tenndorf, neue Entwürfe für die Winterkollektion des nächsten Jahres für Carola Holthusen.
    Am vierten Tag, abends, rief Prof. Sänfter bei Tenndorf an. Seine Stimme klang heiser vor Erregung. Er sprach so

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