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Wer spart, verliert

Titel: Wer spart, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rupp
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in Asien vorzufinden sind, ist wohl keine Reise wert.
    Magere Margen in allen Bereichen der Reisebranche werden immer noch enger. Kleine Veranstalter haben nicht die Marktmacht wie die großen und müssen mit ganz anderen Kosten rechnen. So geht die Rechnung bei zunehmendem Preisdruck für viele kleine Reiseveranstalter irgendwann nicht mehr auf. Konkurs ist die Folge. All das, was kleine feine Unternehmen auszeichnet und an Know-how besitzen, ist im Konkursfalle nichts mehr wert. Langjährige Erfahrung, umfassendes und spezielles Wissen, Beziehungen zu den Menschen vor Ort und Liebe zu den Ländern, die aus Überzeugung vermittelt werden, zählen nicht mehr. Sozial- und umweltverträgliche Tourismuskonzepte sind kaum zu realisieren in einem Markt, in dem nur noch der Preis zählt.
    Im Zuge des Preisdrucks, der alle Branchen betrifft, wurde eingespart. So verfügen die meisten Unternehmen heute nicht mehr über den Personalstand wie noch vor zehn Jahren. Die Folge ist, dass Sie als Kunde heute auch bei einem höheren Preis nicht mehr die Gewähr für optimale Qualität haben.
    Unser Bewusstsein wacht kurzfristig immer dann auf, wenn offensichtlich ist, dass am falschen Ende gespart wurde und Menschen dieses »Versagen« mit ihrem Leben bezahlen. Zahlreiche vermeidbare Katastrophen sind direkte Ursache von zuvor erfolgtem Sparen, dadurch bedingtem unverantwortlichem Personalmangel an essenziellen Stellen, mangelhafter Wartung, dem Gebrauch längst überholter Technik und veralteter Geräte und Ähnlichem. Dass solche Entwicklungen auch durch unsere Nachfrage nach dem günstigsten Angebot mit bewirkt werden, darüber wollen wir nicht nachdenken. Menschliches Versagen ist menschlich, aber personelle Dauerengpässe, die zuüberforderten und frustrierten Mitarbeitern führen, fordern unnötige Unfälle heraus.
    Vom Preisdruck sind alle Unternehmen in irgendeiner Form betroffen, und die wenigsten stehen selbstbewusst zu höheren Preisen, ohne Einschränkungen vorzunehmen. Konkurrenz belebe das Geschäft, heißt es. Das mag zutreffen, solange man noch von wirklichen Konkurrenten spricht, die es miteinander aufnehmen können. Nur leider gilt das heute nicht mehr, wenn übermächtige Verkaufsgiganten gleich zum Exodus der immer kleiner werdenden »Konkurrenz« führen. Wie viele Wochen und Monate wohl ein kleiner Fahrradhändler sein Auskommen hätte mit dem Tagesumsatz eines der allseits bekannten Discounter, wenn es dort an einem einzigen Tag Fahrräder im Angebot gibt? Es gibt kaum noch eine Branche, für die Discountmärkte keine lebensbedrohliche Konkurrenz darstellen: Blumenhändler und Gärtnereien sind davon genauso betroffen wie Elektro-Fachgeschäfte, Lebensmittelhändler, Bekleidungsgeschäfte, Möbelhäuser …
    Vielfalt und Einzigartigkeit schwinden zugunsten einheitlicher Massenprodukte.
    Diese Konkurrenz belebt nicht mehr das Geschäft, sondern beerdigt Geschäfte. Es gibt immer weniger Unternehmen auf dem Markt, die an Marktmacht gewinnen. Die marktbeherrschenden Unternehmen sprechen vermehrt ihre Preise untereinander ab, um sie hochzuhalten. Noch haben wir eine Wahl, aber diese wird viel zu häufig zugunsten von »billig« getroffen und die Auswahl damit immer kleiner. Wenn wir dann, wie es sich in anderen europäischen Ländern bereits abzeichnet, nur noch zwischen zwei großen Supermarktketten wählen können, ist es fraglich, ob Sie als Kunde noch der Gewinner sind.

    In vielen kleinen Geschäften fällt der Gewinn bereits bescheiden aus. »Man ist froh, wenn man überhaupt überlebt. Was soll man auch machen?« Also macht man Abstriche. Glauben Sie, dass eines der großen und auf »billig« ausgerichteten Unternehmen Abstriche macht? Ihnen zuliebe? Sich selbst zuliebe wird es stets Gewinn maximierend ausgerichtet bleiben. Sobald eine Kassiererin nicht mehr 100 Prozent ausgelastet ist, entsteht eine Halbtagsstelle mehr oder gleich eine Ganztagsstelle weniger. Sonst, das wissen wir alle, müssten doch die Preise steigen. Da sparen wir lieber weiter.
    Marktmächtige Anbieter können trotz günstigerer Endpreise erhebliche Gewinne realisieren, da sie mehr umsetzen und massenbedingt unschlagbar günstig einkaufen – zu einem Bruchteil dessen, was ein kleiner Einzelhändler im Einkauf zahlen muss. Insofern drängt sich die Frage auf, wie kleine Einzelhandelsgeschäfte überhaupt noch vergleichbare faire Preise anbieten können, trotz akuter Überbeschäftigung, gut ausgebildeten Personals, umfassenderer

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