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Wer spart, verliert

Titel: Wer spart, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rupp
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für Spitzenleistungen. Darüber hinaus verkörperten wir Unabhängigkeit, Fortschritt, Demokratie, Vereinigung, Gleichberechtigung, ein soziales und menschliches Umfeld und Freiheiten, die es in vielen anderen Ländern nicht gibt. Wir hatten den Wohlstand, den andere Länder so begehrenswert fanden, dass sie deshalb unsere Produkte und damit ein Stück Deutschland kauften.
    Deutsche Produkte waren trotz »teuer« stets sehr gefragt. So waren beispielsweise deutsche Autos nicht nur wegen ihrer Qualität, sondern auch und vor allem wegen ihres Prestiges heiß begehrt. Der hohe Preis verkörperte ein Statussymbol und war sexy. Nicht »billig-primitiv-sexy«, sondern »edel-knackig-begehrenswert-sexy«! Sie hatten ihren eigenen Stil und eine ganz eigene Klasse!
    Höchste Professionalität, Präzision, beständige Zuverlässigkeit und kontrollierte Qualität, die unsere Produkte auszeichnen, sind wertvoll und erfordern Zeit und Geld. Mit günstigsten Preisen ist dieser Qualitätsanspruch nicht zu erhalten oder der Vorsprung auszubauen, denn gerade an Zeit und Geld muss dann gespart werden.
    Durch »billig« sinkt auch der Wert für unsere Arbeitsleistung.
    Nur: Bloß dadurch, dass wir – wie alle anderen auch – etwas billiger anbieten, werden wir noch lange nicht begehrenswerter. Im Gegenteil: Mit mittelmäßigen und vergleichbaren Produkten zu vergleichsweise immer noch hohen Preisen fallen wir berechtigterweise bei der Konkurrenz unter den Tisch.
    Dafür wird qualifiziertes Personal reduziert oder durchbillige Praktikanten ersetzt. Die guten Leute sitzen damit auf der Straße und unterbezahlte hoch engagierte Berufsanwärter werden überfordert und in ihrem eigenen Wertewachstum begrenzt. Von Teamgeist keine Spur, stattdessen strapazieren ständige Einarbeitungen und Erklärungen die Nerven aller Beteiligten. Durch zusätzlichen Stress und Frust entstehen Fehler, die wiederum Kosten produzieren, die keiner einkalkuliert hat. Der so schön hochgerechnete Gewinn stellt sich nicht in der erwarteten Höhe ein oder bleibt ganz aus. Spaß und Arbeitsfreude schrumpfen zu neuen Rekordtiefs. Wie dabei die Qualität steigen oder auch nur gehalten werden soll, bleibt eine offene Frage.
    Ganze Produktionen werden nur aus Kostengründen ins Ausland verlagert, und erst dort stellt man fest, dass aufgrund einer anderen Mentalität ein erheblicher Mehraufwand notwendig wird. So steigen die Kosten auch für »billig« – und auch im Ausland.
    Sind billige Preise es wert, dass Ihre Arbeitsleistung an Wert verliert?
    Deutsche Wertarbeit. Was heißt das eigentlich? Angesichts »deutscher Wertarbeit!« sind wir sofort mit gewissem Stolz erfüllt. Aber was genau erfahren wir dadurch? Ist das Wertarbeit, quasi wie jede Wertarbeit eines Menschen überall auf der Welt – nur aus Deutschland? Oder soll das heißen, dass es Wertarbeit ist, weil sie aus Deutschland kommt? Vielleicht müssen wir inzwischen auch wieder betonen, dass wir noch zu deutscher Wertarbeit fähig sind. Aus ehemaliger deutscher Wertarbeit ist im Zuge von »billig« nicht nur ein billigeres Produkt geworden, sondern sogar eine »Minderwertarbeit«, in der sich auch unser vermindertes Selbstwertgefühl ausdrückt.
    Vor einiger Zeit hatte unsere Arbeitsleistung noch einenfühlbar höheren Wert. Motivierte Arbeitnehmer haben diesen aktiv in die Unternehmen eingebracht, einen Mehrwert erzeugt und wurden dafür entlohnt. Wir haben gut gelebt, Geld gerne ausgegeben und in Nachfrage umgesetzt.
    Jetzt wird überall gespart und menschliche Leistung rationalisiert, bis nur noch stupide Arbeiten übrig bleiben. Viele dieser Arbeiten werden ersatzweise von Maschinen oder günstigeren Arbeitern aus so genannten Billiglohnländern verrichtet. Wobei ein Billiglohnland den entscheidenden Vorteil hat, dass nicht nur die Löhne »billig« sind, sondern auch die dazugehörigen Lebenshaltungskosten.
    Jedoch braucht es (selbst)wertbewusste Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Der wertorientierte Arbeitnehmer kennt seinen Wert, entwickelt sich gerne weiter, bringt sich und seine Qualitäten optimal ins Unternehmen ein und übernimmt gerne mehr Eigenverantwortung – mit gewonnener Wertschätzung sich selbst, seinem Arbeitsplatz und seinem Arbeitgeber gegenüber. Der wertorientierte Arbeitgeber folgt seinen Überzeugungen und schwimmt auch mal gegen den Strom. Er reduziert sich nicht ausschließlich auf kurzfristige Kostenreduzierungen, sondern hat nachhaltig gesunde Entwicklungen im Fokus. Er

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