Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
wiedergebracht.«
    »Warum hat Carruthers nicht schon am Donnerstag den zweiten Unterschenkel gestohlen? Dann hätte die Operation am Freitag früh noch stattfinden können.«
    »Die Zeit hätte nicht ausgereicht, das Transplantat anzupassen.«
    Timothy schüttelte nachdenklich den Kopf. »Da muß noch etwas anderes sein, Edward. Glauben Sie, daß Carruthers sich in der Beinlänge geirrt haben kann?«
    Timothy ging zum Communicator und ließ sich die eingegangenen Communics geben. Plötzlich stieß er einen Pfiff aus. »Vorige Woche Dienstag ist ein gewisser Doktor Benito Ramirez in Chicago eingetroffen.«
    »Meinen Sie den Ramirez, der damals versucht hat, einen Affen mit Menschenarmen auszustatten?«
    Timothy antwortete nicht. Er überflog fieberhaft die Communics. »Und er ist nicht allein gekommen, da waren noch zwei Chirurgen auf der Passagierliste, die ebenfalls aus der Ärztekammer ausgeschlossen sind. Ich möchte wetten, sie hatten auch noch Anästhesisten und Schwestern bei sich.«
    Timothy fischte ein weiteres Communic heraus. »Sonnabend nacht ist Ramirez wieder abgeflogen.« Er nippte gedankenversunken an seinem Tee. »Napoleon hat heute nacht etwas gesagt«, murmelte er plötzlich. »Napoleon, wiederhole deine Vermutung über die Unterschenkel!«
    »Wenn niemand einen Unterschenkel der Sorte mG-r-52 benötigt, dann ist das Transplantat mit größter Wahrscheinlichkeit jemandem zugedacht, der es erst benötigen wird. – Sie bemerkten darauf, Sir, ob es etwa ein Unfall sein solle, der erst stattfinden würde, oder gar eine Selbstverstümmelung, und –«
    »Stopp!« Timothy schaltete Napoleons Snarr ab. »Das könnte es sein: ein Mann, der sein Bein verlieren wird, beieinem – nennen wir es vorläufig Unfall. Die Operation wird vorbereitet. Aber der Mann springt ab. Das Bein wird zurückgebracht und, als ein neuer Mann gefunden wurde, das zweite Bein gestohlen. Ramirez überprüft noch, ob das Transplantat geeignet und wie es anzupassen ist, dann reist er ab.«
    »Warum dann später noch einmal der Umtausch in ein rechtes Bein?«
    »Vielleicht, weil es für den ’Unfall‹ egal ist, welches Bein der Mann verliert, nicht aber für ihn.« Timothy sprang auf und tigerte durch den Raum. »Wir haben jetzt eine Klinik, einen Operationstermin und einen Chirurgen. Wir müssen also nur noch einen Zweimetermann finden, der lieber rechts als links ein neues Bein haben will. Wollen wir wetten, daß Ramirez spätestens morgen abend wieder nach Chicago kommt?« Timothy blickte zur Uhr. »Bleiben mir maximal zweiunddreißig Stunden.«
    »Wollen Sie nicht lieber die Finger von der Sache lassen oder wenigstens die Polizei einschalten? Ich meine, wenn wirklich die UNIVERSAL dahintersteckt. – Ich habe ein schlechtes Gewissen, Tiny. Schließlich habe ich Sie da hineingezogen.«
    »Beruhigen Sie sich, Edward. Das hat nichts mit Ihnen zu tun, aber alles mit meiner Neugier. Ich kann es nicht ertragen, wenn ich mit der Nase in einen Misthaufen falle und nicht herausbekomme, was da so stinkt. Und die Polizei? Die UNIVERSAL hat genügend Polizisten auf ihren Bakschischlisten, um es sofort zu erfahren. Damit würde ich uns wirklich in Gefahr bringen, und bestenfalls würde das Unternehmen verschoben. Aber wir wissen ja nicht einmal, was und wo es steigen soll. Wir haben nur Vermutungen; darauf würde nicht mal Hopkins anspringen.«
    »Man könnte die Operation verhindern.«
    »Wozu?« Timothy stellte sich vor Paddington hin. »Wissen Sie, Edward, die Operation interessiert mich nicht, Ihren Unterschenkel bekommen Sie ohnehin nicht wieder. Oder können Sie beweisen, daß er bei Ihnen gestohlen wurde?«
    »Natürlich. Anhand des Passes.«
    »Und wenn es längst einen gefälschten Paß gibt?«
    »Dann nicht.« Paddington saß da wie ein Häufchen Elend. »Selbst wenn man einen Durchsuchungsbefehl erwirken könnte, glauben Sie, man dürfte während der Operation dort eindringen? Können wir nachweisen, daß es sich um eine illegale Transplantation handelt? Es verstößt gegen kein Gesetz, wenn die UNIVERSAL Ramirez beschäftigt. Was wir verhindern müssen, ist nicht die Transplantation, sondern dieser... ’Unfall‹. Gehen Sie jetzt, Edward. Ich muß nachdenken. In einer meiner Gehirnwindungen geistert eine Idee herum, die muß ich packen.«
    So schwer war Timothy schon lange nichts mehr gefallen. Immer wieder gab er Napoleon Freispielzeit und versuchte inzwischen auf alle mögliche Weise, sich zu konzentrieren. Er stieg in die

Weitere Kostenlose Bücher