Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Klinik gebracht, wo Doktor Ramirez schon darauf wartet, ihm ein neues Bein anzusetzen.«
Paddington nickte begeistert. »Klingt sehr logisch, Tiny. Nur, entschuldigen Sie, Ihre Ausgangspunkte sind nicht gerade seriös. Ich meine, daß man bei Carruthers Talkum gefunden hat und daß Taucher Talkum benötigen –«
Paddington brach mitten im Satz ab. Er starrte verwirrt auf den kichernden Timothy.
»Der Witz ist«, sagte Timothy, »daß auch Taucher heute kein Talkum mehr verwenden. Na, Hauptsache, es hat uns zur richtigen Lösung gebracht.«
»Ihre Kombinationen waren also richtig?«
»Frings, der Sicherheitschef der MONOLINE, war vor zwei Stunden hier, um sich bei mir zu bedanken. Ich habe ihm gestattet, das Ganze als sein Verdienst hinzustellen, und mir so, wie er sagte, ’einen Freund fürs Leben‹ gewonnen.«
»Und die Feindschaft der UNIVERSAL.«
»Hat irgend jemand von der UNIVERSAL gesprochen? Ich nicht. Zu niemandem, Edward, verstehen Sie?«
Paddington nickte eifrig.
»Ich habe Frings nur gesagt, daß ich von einem Einbruchsversuch erfahren hätte und wie er wahrscheinlich durchgeführt werden sollte.«
»Und die haben Mister X gefaßt? Wer war es?«
»Ich habe Frings nicht gefragt.« Timothy machte eine lange Pause. Er lag still in seinem Sessel, seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepreßt.
Paddington musterte ihn verwirrt.
»Er ist tot«, sagte Timothy schließlich. »Sie hätten ihn bequem abfangen und festnehmen können. Aber sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, ihn in die eigene Falle zu jagen. Sie haben den Safe mit einer zusätzlichen Sicherung versehen, und als die anzeigte, daß Mister X sich an ihm zu schaffen machte, sind sie mit lautem Krach eingedrungen, so daß Mister X in Panik geriet und auf dem vorbereiteten Weg fliehen wollte. Aber Frings hatte die Koppelung der Sperren aufgehoben. Es nutzte Mister X nichts, daß er sein Bein herausstreckte und zerschallen ließ, Sekunden später wurde er von der Strahlenkanone erfaßt.«
»Trotzdem ist es ein Erfolg«, sagte Paddington. »Sie wollten diesen ’Unfall‹ verhindern, Tiny, und das haben Sie geschafft, obwohl Sie praktisch nichts in Händen hatten. Nur durch brillante Kombination...«
»Hören Sie doch auf!« unterbrach Timothy wütend. »Erfolg! Ich wollte einen Einbruch verhindern und habe einen Mord begünstigt!«
»Dafür können Sie nichts, Tiny!«
Timothy antwortete nicht. Er starrte zur Decke.
»Nun werden wir nie erfahren, warum der linke Unterschenkel noch gegen einen rechten umgetauscht wurde«, sagte Paddington.
»Ich bin sicher, daß Ramirez bei der ersten Untersuchung festgestellt hat, daß Mister X das rechte Bein ohnehin bald verlieren müßte. Vielleicht hatte er Krebs? Ich nehme weiter an, daß Mister X daraufhin die Bedingung gestellt hat, gleich das rechte Bein auszutauschen.«
»Hat Ihnen Frings verraten, was man bei der MONOLINE stehlen wollte.«
»Wissen Sie, was schweres Wasser ist?«
»Natürlich, Deuteriumoxyd, ein Ausgangsprodukt für die Kernverschmelzung.«
»Wissen Sie auch, was schweres Gold ist?«
Paddington sah ihn entgeistert an.
»Ein Transuran. Die Wissenschaftler vermuten seit nahezu hundert Jahren, daß es irgendwo hinter der Ordnungszahl 126 wieder Elemente mit stabilen Atomkernen geben könnte, künstliche Stoffe, die nicht sofort wieder zerfallen. Man verspricht sich von diesen Transuranen völlig neue Werkstoffe mit noch unbekannten oder bislang unerreichbar erscheinenden Eigenschaften. Irgend jemand hat mir erzählt, daß die MONOLINE seit längerem daran arbeitet, sogenanntes schweres Gold zu gewinnen.«
»Das würde allerdings den ganzen Aufwand erklären!« Paddington seufzte. »Mir würden schon ein paar Unzen normales Gold genügen.«
»Damit kann ich Ihnen nicht dienen«, sagte Timothy. »Aber was halten Sie von einer Tasse Kaffee und frischem schwedischem Hefekranzkuchen?«
»Sagten Sie Hefe?«
»Ja, sagte ich. Wissen Sie nicht, was Hefe ist?«
»Doch, wir haben bei uns in der Klinik Hefepilzkulturen für die Bakteriologie. Ich wundere mich nur, was Hefe mit Kuchen zu tun haben sollte.«
Der Tod der Unsterblichen
1.
Brooker war gut informiert. Natürlich, wer sonst. Er kam Timothy nicht mit Geld.
»Man hat mir gesagt«, so teilte er in seinem Hologramm mit, »daß ich Sie für kein Geld überreden kann, mich aufzusuchen. Andererseits verlasse ich selbst Harlington so gut wie nie, und auf keinen Fall würde ich zur Zeit nach Chicago kommen.
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