Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Bodenstation. Und dann? Einfach hinlegen und einschlafen?«
Unsinn, dachte er, Baxter ist auch nur ein Mensch, und er ist das erste Mal fort von zu Hause, wenn man Fort Baxter ein Zuhause nennen kann. Und er ist neugierig; je rationaler einer veranlagt ist, desto neugieriger.
»Mag er noch so müde und erschöpft sein«, fuhr Timothy laut fort, »dies ist der erste Abend, an dem er allein und außerhalb von Fort Baxter ist. Dazu in dieser Welt! Die erste Nacht außerhalb der Klimasphäre von Fort Baxter, die bestimmt ein besonders schönes Blau zeigt. Und was sieht er? Tote oder zitternde, wogende, aufbrechende Halden, Schlammsumpf, Nickeldämpfe und Kobaltpaffer, Salpeterbüsche und Perlongestrüpp, Silikatgesträuch, Rostbrand. Und über allem der graugrüne Himmel voller schwefelgelber Streifenwölkchen. Nein –«, Timothy korrigierte sich, »nicht graugrün und schwefelgelb, sondern rot. Es ist ja ein paar Stunden vor dem Müllsturm. Baxter erblickt sein erstes Abendrot! Und was für eins: flammend in allen Schattierungen, ein rundum glühender, brennender Himmel.«
Napoleon räusperte sich. Im Geber lag ein Streifen.
+ + und die himmel werden brennen über der wüste, vebrennen werden die wolken, die luft und das all + n. + + + »Was ist das?« fragte Timothy verwundert.
+ + 4.1.26-27 aus der prophezeiung des patrick + n. +++
8.
»Her damit!« schrie Timothy. »Laß sehen, was du noch davon hast, du mein Bester, mein Einziger!«
Während Napoleon lange Bänder ausdruckte, öffnete Timothy eine Flasche »VAT 77«. Dann hockte er sich vor Napoleon auf den Boden, las, strich Passagen an, breitete die Bänder rund um sich aus.
Schließlich sammelte er die Bänder ein, setzte sich in den Sessel und las noch einmal, was der selbsternannte Evangelist Patrick aus Detroit im vorigen Jahrhundert prophezeit hatte.
„.. Eines Tages aber, da die Erde verseucht und die Winde verätzt und die Wasser geschändet sind, da die blühende, grünende Erde sich in schlammige, stinkende Wüste verwandelt, wird Gott, der Herr, in seiner unendlichen Gnade diesem Menschengeschlechte eine letzte Chance geben. Noch einmal und zum letztenmal wird er einen Sohn auf die Erde schicken, daß er den Menschen den rechten Weg weiset...
... Wenn die Wolken brennen über der Wüste, wenn Himmel und All in Flammen aufgehen, wenn die Erde selbst durch die Lüfte jagt, um von dem nahenden Weltuntergang zu künden, wird der Gottessohn alles Irdische von sich werfen und aufbrechen zu seiner Gemeinde...
... und wie einst Gottes erstgeborener Sohn, Jesus Christus, nach Jerusalem zog, so wird dieser Gottessohn aufbrechen nach Metropolis, dem neuen Babel, das sich erdreistet, seine Häuser in Gottes Himmel wachsen zu lassen...
... und der Tag wird sein Feind und die Nacht wird sein Freund sein, und wieder werden die Häscher und Schergen Gottes Sohn verfolgen, aber sie werden ihn nicht finden. Er wird die Menschen meiden, und nur seine Gemeinde wird ihn zu sehen bekommen und durch ihn erlöst werden...
... Und er wird heißen Daniel oder Johannes oder Samuel oder Patrick, und sein Name wird sein wie seine Erdenspur: ohne Dauer. Dauern aber wird sein Weg, denn er ist die Hoffnung und die Erlösung...
... Gottes Sohn wird sein wie niemand seinesgleichen: Kein Vater hat ihn gezeugt, keine Mutter hat ihn geboren, und doch lebt er; jung, stark und klug wie kein anderer. Sein Zeichen aber wird sein: vier Arme und vier Hände, damit er den ganzen Erdball umfangen kann, Nord und Süd, Ost und West...«
Timothy ging hinüber und stellte sich vor Baxters Bild.
»Ist es das, was dir widerfuhr, Samuel?« flüsterte er. »Die Prophezeiung eines fast vergessenen Sektenpredigers, die dir ein kindischer alter Mann einst vorlas und die du in deinem unergründlichen Gehirn gespeichert hast? Und nun, da du zum erstenmal aus deiner isolierten, keimfreien Miniwelt hinausgeschickt wirst, in die Wüsten der Zivilisation, steigen die Worte wieder aus deinem Gedächtnis empor, und es scheint sich zu erfüllen, Wort für Wort, so wie es in dir schlummerte. Und du nimmst alles nur logisch, wertest alles als Fakt, nimmst es als ein Programm, das man dir eingegeben hat? Bist du nicht zu oft programmiert worden, als daß dir dies hier wunderbar erscheinen sollte? Du weißt alles über Programme, aber was weißt du von Träumen, Poesie und Propheten? Wie sollst du den Unterschied zwischen einer Prognose, einem Programm und einer Prophezeiung erfassen. Ist es das
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