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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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noch die automatische Kontrolle.«
    »Wann hat er sich hingelegt?«
    »Gegen acht Uhr, bei Sonnenuntergang. Er war wohl erschöpft, und was sollte er dort nachts auch tun? Außerdem sah sein Programm vor, daß er bei Sonnenaufgang weiterziehen sollte. Es gab übrigens, wie so oft, zwei Müllstürme in dieser Nacht, einen, der nur wenige Minuten dauerte, kurz nach Mitternacht, den zweiten, richtigen dann zwischen zwei und sechs Uhr. Das Gelände wurde nicht besonders überwacht. Es gibt eine Art elektronischen Zaun am Beginn der Muddies, offiziell um zu verhindern, daß jemand in diese Wüste gerät und sich verirrt, in Wirklichkeit natürlich zum Schutz von Fort Baxter; der Luftraum wird mit Sonadar kontrolliert, niemand Fremdes war in der fraglichen Zeit dort.«
    »Das heißt, Baxter müßte den Zaun durchqueren, wenn er die Muddies verlassen wollte.«
    »Ja. Und letzte Nacht hat etwas den Zaun durchquert. Ob es Baxter war? Es wurden keine Spuren in diesem Sektor gefunden.«
    »Was sagt die Luftüberwachung?«
    »Das Gebiet wird alle halbe Stunde fotografiert. Sie wissen, Tiny, daß man sogar einen einzelnen Schuh auf den Fotos ausmachen kann, aber es fand sich bisher nicht einmal ein Schatten von Baxter. Wenn er noch lebt, muß er sich nachts bewegen und dabei alle Spuren sorgfältig vermeiden. Man hat natürlich versucht, das Gebiet nachts mit Infrarotmaterial aufzunehmen, um seine Wärmespur zu finden, doch in den Muddies gibt es eine derartige Fülle von radioaktiven und thermischen Strahlungsquellen, daß es als sinnlos eingestellt wurde, und außerhalb der Muddies gibt es wiederum zu viele einzelne Objekte. Es ist zum Verzweifeln. Timothy, dieser Fall stellt einige grundlegende Dinge in Frage. Wenn es möglich ist, daß ein so behüteter und programmierter Mann wie Baxter spurlos verschwinden kann, was alles ist dann noch möglich?«
    Timothy ging nicht auf ihren Verzweiflungsausbruch ein.
    »Haben die Leute von Fort Baxter keine Theorie, was geschehen sein könnte?«
    »Es scheint, daß jeder seine eigene Theorie hat, aber die verraten sie nicht einmal mir. Über Ihre Fragen, ob sie sich mit Baxter verkracht haben könnten, haben sie laut gelacht. Auch darüber, ob er jemals seine Freiheit gewünscht hätte. Sie hätten Baxter derart unter Kontrolle, daß sie sehr genau wüßten, was er denken könne und was nicht, und Baxter ginge völlig darin auf, seine Programme ordentlich zu erfüllen. Es könne sich nur um einen Unfall handeln.«
    »Wenn es Baxter war, der letzte Nacht den elektronischen Zaun durchbrochen hat, wie weit hat er es dann noch bis Chicago?«
    »Etwa hundert Kilometer.«
    »Und diese Konservenreste, die man gefunden hat, stammen eindeutig von ihm?«
    »Ja, eindeutig. Wir hatten insgeheim schon gedacht, Baxter sei in einen der Müllkrater gestürzt, aber gestern wurden Teile seiner Ausrüstung gefunden, kilometerweit vom ersten Fundort entfernt, das wirft diese Theorie über den Haufen.«
    Die Bachstelze trank noch einen Bourbon zum Abschied, ermahnte Timothy, fleißig zu sein, und rauschte davon, buchstäblich: Sie trug ein bodenlanges, weites Kleid aus Chinaseide. Timothy diktierte Napoleon sein spärliches neues Wissen.
    »Was meinst du«, fragte er ihn, »ob Baxter weiß, daß er gesucht wird? Ob er sich bewußt versteckt?« Dann gab er Napoleon kombinationsfrei und sagte: »Nun denk mal schön.« Er selbst legte sich schlafen.
    Als er am nächsten Morgen ausgeschlafen und dementsprechend gutgelaunt erwachte, lag in Napoleons Geber ein kurzer Streifen: + + annahme, s. b. lebt und ist nicht hilflos (verschüttet o. ä.), dann hätte er einen weg für kontakt gefunden + hat s. b. ein/kein programm für den notfall? + es gibt nur eine erklärung, warum er weder kontakt noch hilfe sucht und sich verbirgt: er will nicht + wenn s. b. so intelligent ist wie behauptet, warum sollte er dann auch input stoppen und nicht nur output? + wenn s. b. aber informationen empfängt, weiß er, daß er gesucht wird + weiß s. b. auch wie? + n. + + +
    »Dir ist auch nicht mehr eingefallen als mir«, maulte Timothy. Er wanderte unruhig vor Napoleon auf und ab und sprach leise vor sich hin.
    »Was ist zwischen acht und ein Uhr passiert? Das ist die Kernfrage. Was hat Baxter getan? Er schlägt sein Nachtlager auf. Was bedeutet das? Er wird ein Zelt aufbauen oder eine Art Schlafsack vorbereiten. Bestimmt auf einem kleinen Hügel. Schutzvorrichtungen aufstellen. Essen schlucken. Count down an die sogenannte

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