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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ausschalten können und wäre uns eine halbe Stunde voraus gewesen. Diesen Horror zu inszenieren, war völlig überflüssig.»
    «Klingt plausibel. Warum also dann?»
    «Sie wollte, dass das Skelett zersplitterte. Sie konnte es sich nicht leisten, dass wir die Leiche vor Ort begutachten. Dann wäre uns nämlich sofort aufgefallen, dass es sich dabei nicht um Sophie handelt.»
    Bobby starrte sie an. «Wie bitte? Die pinkfarbenen Stofffetzen, die Jeans, der Rippenknochen, der Zahn …»
    «Wurden absichtlich mit der Leiche deponiert. Der Rippenknochen hat für eine Sechsjährige die richtige Größe, stammt aber, wie ich gerade von Ben erfahren musste, von einem großen Hund. Was vor unseren Augen in die Luft geflogen ist, war keine Kinderleiche, sondern ein Tierkadaver.»
    Bobby zündete ein bisschen spät. «Ach, du Scheiße; der Schäferhund. Brian Darbys altersschwacher Köter, der eingegangen ist …»
    «Sieht ganz danach aus. Das erklärt auch den Verwesungsgestank in dem weißen Denali. Laut Ben gleichen viele Knochen eines großen Hundes der Länge und Größe nach denen eines sechsjährigen Kindes, vom Schädel und so weiter natürlich abgesehen. Ein komplettes Hundeskelett wäre mit dem eines Menschen nicht zu verwechseln gewesen. Zersplitterte Einzelteile aber … Nun, Ben lässt sich für seinen Irrtum entschuldigen. Es ist ihm regelrecht peinlich. Aber so was hat er auch nicht erlebt.»
    «Augenblick.» Bobby hob eine Hand. «Aber die Spürhunde, die schlagen doch nur auf menschliche Überreste an. Erinnerst du dich? Darauf sind sie trainiert, so gut, dass sie sich eigentlich nicht irren können.»
    D.D. schmunzelte. «Verdammt clever», murmelte sie. «Waren das nicht Julianas Worte? Tessa Leoni ist in der Tat sehr clever. Das muss man ihr lassen.
    Zwei Schneidezähne», fuhr sie fort. «Und nach unserem Abzug sind von der Spurensicherung noch drei blutige Tampons sichergestellt worden. Tessa hat den Hundekadaver verscharrt und gleichzeitig ein paar Humanspuren gelegt.»
    «Das ist eklig», sagte Bobby.
    «Das ist genial», widersprach D.D.
    «Aber ich verstehe immer noch nicht, warum sie das getan hat.»
    D.D. dachte laut nach. «Sie wusste, dass sie unsere Hauptverdächtige sein würde. Auf dem Gebiet war sie ja gewissermaßen Profi. Ihr wurde schon vor zehn Jahren zur Last gelegt, jemanden getötet zu haben. Wir hatten durchaus recht mit der Annahme, dass die Sache von damals mit dem jetzigen Fall in Verbindung zu setzen ist. Sie steckt wieder in der Klemme, weil alles gegen sie spricht. Und ihr war klar, dass sie diesmal um den Knast nicht herumkommen würde. Also legte sie sich einen raffinierten Fluchtplan zurecht.»
    «Aber warum?», fragte Bobby wieder. «Warum sagt sie nicht einfach die Wahrheit? Wozu eine dermaßen komplizierte Finte? Sie ist Polizistin. Man könnte doch erwarten, dass sie mehr Vertrauen in unsere Arbeit hat.»
    D.D. zog eine Braue in die Stirn.
    Er seufzte. «Zugegeben, wir sind die geborenen Zyniker.»
    «Warum hat sie uns belogen?», fuhr D.D. fort. «Denken wir mal darüber nach. Wir haben angenommen, dass Tommy Howe vor zehn Jahren von ihr getötet wurde. Irrtum. Wir haben angenommen, dass sie am Samstagmorgen auch ihren Mann getötet hat. Womöglich irren wir in dieser Hinsicht genauso. In dem Fall gäbe es einen anderen Täter, jemanden, der Brian erschossen und Sophie entführt hat.»
    «Warum den Mann töten und das Kind entführen?», fragte Bobby.
    «Es geht wahrscheinlich um Spielschulden und Erpressung», antwortete D.D. «Brian stand tief in der Kreide. Und weil von ihm nichts mehr zu holen war, haben sich seine Gläubiger das schwächste Glied in der Familie vorgeknöpft und versuchen, Tessa damit unter Druck zu setzen. Wenn sie zahlt, bekommt sie ihre Tochter zurück. Also geht Tessa zur Bank, hebt fünfzig Riesen ab –»
    «Anscheinend reichte das nicht», kommentierte Bobby.
    «Stimmt. Sie braucht mehr Geld, hat aber gleichzeitig einen toten Ehemann am Hals, der nachweislich mit ihrer Dienstwaffe erschossen wurde.»
    «Das heißt, sie muss zu Hause gewesen sein», sagte Bobby. «Nur wenn sie zu Hause war, konnte Brian mit ihrer Waffe erschossen werden. Jemand anders hatte zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon ihr Kind in seiner Gewalt. Was hätte sie tun sollen? Der Mann verlangt, dass sie ihm ihre Sig Sauer aushändigt und dann …»
    «Feuert er sie auf Brian ab», ergänzte D.D.
    «Sie sitzt in der Tinte», fuhr Bobby ruhig fort. «Das weiß sie. Mann

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