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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Bobby.
    «Der Colonel ist auf dem Weg.»
    «Mist», murrte Bobby.
    «Drei Jungs, ich weiß», sagte Parker.
    D.D.’s Handy klingelte. Die Nummer im Display war ihr nicht bekannt, hatte aber die Vorwahl von Boston. Sie entschuldigte sich und trat ein paar Schritte zur Seite, um den Anruf entgegenzunehmen.
    Eine Minute später kehrte sie zurück.
    «Wir müssen gehen», sagte sie und zupfte Bobby am Ärmel.
    Er stellte keine Frage, nicht in Anwesenheit des anderen Detectives, schüttelte diesem nur noch einmal die Hand und folgte D.D.
    «Wer war’s?», fragte er, als sie außer Hörweite waren.
    «Du wirst es kaum glauben – Shanes Witwe. Sie hat etwas für uns.»
    Bobby kniff die Brauen zusammen.
    «Einen Umschlag», erklärte D.D. «Sie sagt, Shane habe ihn ihr Sonntagabend gegeben für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte. Sie solle sich mit mir in Verbindung setzen, mit niemand anderem. Der Colonel ist soeben wieder abgezogen. Und nun will die Witwe dem letzten Wunsch ihres Mannes nachkommen.»

    Alle Lichter im Haus von Shane Lyons brannten. Am Straßenrand parkten ein halbes Dutzend Fahrzeuge, darunter zwei, die verkehrswidrig abgestellt waren. Familie, vermutete D.D. Frauen von Trooper-Kollegen. Das Unterstützungssystem schien zu greifen.
    Sie fragte sich, ob Shanes Söhne aufgewacht waren, ob ihre Mutter ihnen schon mitgeteilt hatte, dass ihr Vater nie mehr nach Hause kommen würde.
    Sie und Bobby standen Seite an Seite und mit einstudierter Mimik vor der Eingangstür. So gehörte es sich. Sie trauerten um einen toten Kollegen, bekundeten seiner Familie ihr Beileid, verrichteten aber weiter ihren Dienst. Trooper Shane Lyons war Opfer und zugleich tatverdächtig, was die Ermittlungen nicht leichter machte.
    Eine ältere Frau öffnete. Der äußeren Erscheinung nach mochte sie Tina Lyons’ Mutter sein. D.D. zeigte ihr ihren Ausweis.
    Die Frau schien verwirrt. «Sie wollen doch wohl nicht jetzt mit Tina sprechen», sagte sie leise. «Geben Sie meiner Tochter doch wenigstens ein, zwei Tage –»
    «Sie hat uns angerufen, Ma’am», erwiderte D.D.
    «Was?»
    «Wir sind hier, weil sie uns darum gebeten hat zu kommen», erklärte D.D. «Sagen Sie ihr doch bitte, dass Sergeant Detective D.D. Warren da ist. Wir warten so lange vor der Tür.»
    Draußen zu bleiben war ihr und Bobby ohnehin lieber. Was Tina ihnen mitzuteilen hatte, war wahrscheinlich nicht für andere Ohren bestimmt.
    Es verstrichen Minuten. D.D. glaubte schon, Tina habe es sich anders überlegt, als sie dann schließlich doch auftauchte. Sie sah schlimm aus. Ihre Augen waren rot gerändert vom Weinen. Sie trug einen flauschigen pinkfarbenen Bademantel, dessen Kragenaufschläge sie mit einer Hand gerafft hielt. In der anderen steckte ein weißer Briefumschlag.
    «Wissen Sie schon, wer meinen Mann umgebracht hat?», fragte sie.
    «Nein, Ma’am.»
    Tina Lyons reichte D.D. den Umschlag. «Mehr will ich nicht wissen. Ich betone, mehr nicht. Finden Sie’s heraus. Dann sprechen wir uns wieder.»
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sie auf dem Absatz kehrt, um sich wieder in den Schutz ihrer Angehörigen und Freunde zu begeben. D.D. und Bobby blieben allein zurück.
    «Sie weiß was», sagte Bobby.
    «Sie hat eine Ahnung», korrigierte D.D., «will aber nicht Bescheid wissen. So habe ich sie verstanden.»
    Sie hielt den Umschlag fest in den behandschuhten Händen und blickte über die Straße, die auch nach Mitternacht noch hell erleuchtet war. Trotzdem lauerten überall tiefe Schatten.
    Sie fühlte sich exponiert und verunsichert.
    «Gehen wir», murmelte sie.
    Vorsichtig steuerten sie auf ihren geparkten Wagen zu. D.D. hatte den Umschlag in der Hand, Bobby seine Pistole.

    Zehn Minuten später fuhren sie auf Umwegen durch das Labyrinth der Straßen von Allston-Brighton. Bobby war froh, dass niemand folgte. D.D. brannte darauf zu erfahren, was in dem Umschlag steckte.
    Sie fanden ein Geschäft, das rund um die Uhr geöffnet hatte und voller Studenten war, die trotz des Wetters und der späten Stunde Gesellschaft und Abwechslung suchten. Die Vielzahl der parkenden Fahrzeuge ließ den Streifenwagen weniger auffällig erscheinen, und das unter den Augen der Studenten irgendjemand einen Anschlag auf sie riskierte, war eher unwahrscheinlich.
    Halbwegs beruhigt, wechselte D.D. ihre Winterhandschuhe gegen ein Paar Latexhandschuhe und öffnete vorsichtig den Umschlag, um keine Spuren zu verwischen.
    Darin fand sie ein Dutzend Farbfotos in der

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