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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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belegt als sie», unterrichtete sie Bobby, der die Kommode durchsuchte.
    «Männer sind schon aus geringerem Anlass umgebracht worden», meinte er.
    «Im Ernst. Sieh dir das an. Nach Farben sortierte Hemden, gebügelte Jeans. Brian Darby war anscheinend analfixiert oder schlichtweg neben der Spur.»
    «Und er hat sich offenbar ganz schön aufgepumpt. Schau mal.» Bobby hielt mit seinen in Latex gehüllten Händen ein gerahmtes, zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großes Foto in die Höhe. D.D. hatte gerade den Waffensafe in der linken Schrankecke entdeckt, aber nichts gefunden, und ging auf Bobby zu.
    Das Foto zeigte Tessa Leoni in dem orangefarbenen Sommerkleid, einer weißen Strickjacke und mit einem kleinen Strauß Feuerlilien im Arm. Brian Darby stand neben ihr. Am Revers seines braunen Jacketts steckte eine Feuerlilienblüte. Ein kleines Mädchen, vermutlich Sophie Leoni, stand vor den beiden. Sie trug ein dunkelgrünes Samtkleidchen und hatte einen Kranz aus Lilienblüten im Haar. Alle strahlten in die Kamera, eine glückliche Familie an einem glücklichen Tag.
    «Das Hochzeitsfoto», murmelte D.D.
    «Würde ich auch sagen. Und jetzt sieh mal genauer hin. Fällt dir an ihm nichts auf?»
    Gehorsam musterte D.D. den Bräutigam von einst und inzwischen toten Ehemann. Ein gutaussehender Kerl, dachte sie. Der Bürstenschnitt seiner blonden Haare, das gemeißelte Kinn und die eckigen Schultern wirkten ein wenig martialisch, was aber von den warmen braunen Augen und Lachfältchen angenehm gemildert wurde. Er sah glücklich aus, entspannt. Nicht wie jemand, dem man zugetraut hätte, dass er seine Frau schlug – oder seine Jeans bügelte.
    D.D. gab Bobby das Foto zurück. «Ich weiß nicht, was du meinst. Er war glücklich an seinem Hochzeitstag. Na und?»
    «Und sehr viel weniger stabil. An seinem Hochzeitstag trug er allenfalls Größe fünfzig. Unser toter Brian Darby jedoch …»
    D.D. erinnerte sich an Bobbys Beschreibung. «Ein stämmiger Typ, sagtest du. An die hundert Kilo. Vielleicht ein Gewichtheber. Du meinst, er hat sich Muskeln antrainiert?»
    Bobby nickte.
    D.D. ließ sich das Foto noch einmal durch den Kopf gehen. «Ist wahrscheinlich für einen Mann nicht leicht, wenn seine Frau eine Waffe trägt», murmelte sie.
    Bobby ließ ihren Spruch unkommentiert, wofür sie ihm dankbar war.
    «Wir sollten seinem Fitnessclub einen Besuch abstatten», sagte er. «Fragen, wie oft er trainiert und ob er mit Medikamenten nachgeholfen hat.»
    «Du meinst, er könnte Anabolika geschluckt haben?»
    «Möglich.»
    Sie verließen das Schlafzimmer und gingen ins angrenzende Bad. Dieser Raum hatte immerhin den Hauch einer persönlichen Note. Vor der alten Wanne, die auf Klauenfüßen stand, hing ein gestreifter Duschvorhang in hellen Farben. Auf dem gefliesten Boden lag ein Teppich mit aufgedruckten gelben Entchen. Blaue und gelbe Handtücher wurden an einem Holzgestell vor dem Heizkörper vorgewärmt.
    Es gab noch andere Lebenszeichen. Am Rand des Waschbeckens lag eine Barbie-Zahnbürste, in einem Korb über dem Klo sammelten sich violette Haargummis, und auf einem Becher aus Plastik stand zu lesen «Daddy’s Little Princess».
    D.D. warf einen Blick in den Arzneischrank und fand darin drei Rezeptfläschchen. Eines – es enthielt Ambien, ein Schlafmittel – war ausgestellt auf den Namen Brian Darby, ein anderes auf den Namen Sophie Leoni, bei der offenbar eine Augenentzündung hatte behandelt werden müssen. Auf Tessa Leoni war das dritte Fläschchen ausgestellt, das Schmerzmittel Hydrocodone.
    D.D. wies Bobby darauf hin, der sich sofort Notizen machte.
    «Wir werden uns auch mit dem Hausarzt unterhalten müssen, nachfragen, ob sie verletzt war, vielleicht einen Arbeitsunfall hatte.»
    D.D. nickte. In dem Schrank befanden sich außerdem diverse Lotionen, Rasierschaum, Ersatzklingen und Duftwässerchen. Interessant fand D.D. den umfangreichen Vorrat an Verbandsmaterial und Heftpflastern in allen Größen. Hatte da eine chronisch misshandelte Frau Vorsorge getroffen, oder wollte man nur im Fall der Fälle darauf zurückgreifen können? Sie schaute unterm Waschbecken nach und fand dort das übliche Sammelsurium an Seife, Toilettenpapier, Tampons und Waschmittel.
    Die beiden zogen weiter.
    Das nächste Zimmer war offenbar das von Sophie. Hellrosa gestrichene Wände, mit Schablonen aufgemalte Blumen in blassem Grün und Babyblau. Ein Teppich in Form einer Blüte. Ein weißes Regal stand voller Puppen, Spielsachen,

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