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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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er kaum hörbar.
    «Und wie erklären Sie sich dann das gebrochene Jochbein?», hakte D.D. nach.
    «Sie ist ein Mädchen. Ich schlage keine Mädchen. Das weiß sie. Darum hat sie … In der Polizeiakademie mussten wir gegeneinander antreten. Es ging dabei um Selbstverteidigung. Die Kräftigeren wie ich haben nie auf Anhieb richtig zugelangt. Wir wollten schließlich Cops werden, weil es uns um Fairness geht, weil wir so was wie Ehrgefühl haben. Wir vergreifen uns weder an Frauen noch an Schwächeren.» Er schaute Bobby an. «Aber während der Ausbildung wurde von uns verlangt, dass wir keinen Unterschied machen.»
    Bobby nickte verständnisvoll.
    «Also haben wir uns gegenseitig Gemeinheiten um die Ohren gehauen und uns provoziert, damit auch die kräftigeren Typen ernst machten und die Schwächeren lernten, sich zu verteidigen.»
    Wieder nickte Bobby.
    «Tessa konnte besonders gut provozieren. Es müsse überzeugend sein, sagte sie. Vom Ehemann misshandelt zu werden wäre ein positiver Verteidigungseinwand, den man allerdings beweisen müsse. Sie verlangte deshalb von mir, dass ich mit voller Wucht zuschlage. Und um das zu erreichen, hat sie mich bis zur Weißglut gereizt … verdammt.» Lyons richtete seinen Blick auf einen Punkt, den nur er sehen konnte. «Ich habe tatsächlich die Beherrschung verloren und bin auf sie losgegangen.»
    «Aber Sie konnten sich dann bremsen», meinte Bobby ruhig.
    Lyons hob den Kopf. «Ja.»
    «Gut gemacht», kommentierte D.D. trocken, worauf der Trooper wieder errötete.
    «Und das geschah am Sonntagmorgen?», fragte Bobby.
    «Um neun. Sie hat mich angerufen, ihre Nummer sehen Sie noch auf meinem Handy. Ich bin sofort rüber … Zu Hause muss ich dann wieder so gegen halb elf gewesen sein. Den Rest kennen Sie ja. Tessa hat ihren Notruf abgesetzt, und wenig später waren die Kollegen zur Stelle, einschließlich der Lieutenant Colonel. Tessa und ich hatten gehofft, dass sofort die Fahndung nach Sophie anläuft und alle Welt nach ihr sucht. Brian war tot. Tessa wurde festgenommen. Jetzt kann dieser Mann das Kind doch freilassen, oder? Sie einfach an einer Bushaltestelle aussetzen oder so. Tessa hat getan, was von ihr verlangt wurde. Warum ist die Kleine nicht schon aufgetaucht?»
    Lyons klang ein wenig verzweifelt. D.D. konnte ihm das durchaus nachempfinden. Seine Geschichte ergab keinen Sinn, was er allmählich selbst zu begreifen schien.
    «Hey, Lyons», sagte sie. «Wenn Sie am Sonntagmorgen bei Tessa waren, wie kommt’s, dass Brians Leiche vorher auf Eis gelegt war?»
    «Wie bitte?»
    «Brians Leiche. Die Obduktion hat ergeben, dass er nicht erst Sonntagmorgen getötet wurde, sondern schon vorher. Er ist gekühlt worden.»
    «Der Staatsanwalt … hat so etwas angedeutet …» Lyons stoppte und schaute die beiden fragend an. «Ich verstehe das alles nicht.»
    «Tessa hat Sie hinters Licht geführt.»
    «Nein …»
    «Es gibt diesen mysteriösen Dritten nicht, der Sonntagmorgen in ihrem Haus gewesen sein soll. Brian starb aller Wahrscheinlichkeit nach in der Nacht auf Samstag. Und was Sophie betrifft …»
    Der stämmige Trooper schloss die Augen und schien einen Kloß in der Kehle zu haben, weil er vergeblich zu schlucken versuchte. «Aber sie sagte … Es sei für Sophie. Wir müssten es tun, um sie zu retten. Ihretwegen müsste ich sie zusammenschlagen.»
    «Wissen Sie, wo Sophie ist?», fragte Bobby behutsam. «Haben Sie eine Ahnung, wo Tessa sie versteckt halten könnte?»
    Lyons schüttelte den Kopf. «Nein. Ich weiß nur, dass sie ihrer Tochter nie etwas zuleide tun könnte. Sie liebt sie. Es ist einfach … unmöglich.»
    D.D. musterte ihn mit ernster Miene. «Sie sind dümmer, als wir glaubten. Sophie ist verschwunden, und Sie stehen jetzt im Verdacht der Beihilfe zum Mord. Wie es aussieht, hat Sie Tessa gründlich gelinkt.»

[zur Inhaltsübersicht]
    25. Kapitel
    Bobby und D.D. nahmen Lyons nicht fest. Bobby hielt es für angemessener, dass sich die Innere Abteilung der State Police mit seinem Fall befasste. Die hatten bessere Druckmittel als die Bostoner Polizei, zumal es für sie noch eine andere Sache zu klären galt, nämlich Lyons’ Rolle im Zusammenhang mit den veruntreuten Gewerkschaftsgeldern.
    Die beiden kehrten in die Zentrale zurück, wo sich um elf Uhr die Sonderkommission treffen wollte.
    Die Falafel hatten D.D. gutgetan. Ihre Augen leuchteten, und mit schwungvollen Schritten stieg sie die Treppe hinauf in ihre Abteilung.
    Die Ermittlungen liefen

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