Wer stirbt, entscheidest du
Freitagabend von seinem Handy aus telefoniert», sagte Detective Jake Owens. «Leider ging der Anruf an eine Prepaid-Nummer, deren Besitzer nicht zu identifizieren ist. Passt durchaus zu einem Kredithai.»
«Und wie sich herausgestellt hat, hatte Brian in jüngerer Vergangenheit zwei ‹Unfälle›», ergänzte Neil. «Im August musste er mehrere Prellungen im Gesicht verarzten lassen, die er damit erklärte, dass er beim Wandern gestürzt sei. Und dann …» Er blätterte durch seine Aufzeichnungen. «Im September und Oktober war er auf See. Am dritten November kam er wieder zurück und musste bereits am sechzehnten wieder in die Ambulanz wegen gebrochener Rippen. Angeblich ein Sturz von der Leiter. Er habe ein Loch im Dach zu flicken versucht.»
«Der Vollständigkeit halber», ergänzte Phil. «Sophie Leonis Kreditrahmen war bereits im November ausgereizt. Wenn Brian also weitere Schulden gemacht hat, konnte er sie nicht mehr auf diese Weise begleichen.»
«Ist von den Gehaltskonten Geld abgehoben worden?», fragte D.D.
«Ja, ein größerer Betrag im Juli. Zweiundvierzigtausend. Aber genauso viel wurde wieder eingezahlt, bevor Brian seine Reise im September antrat. Die nächste größere Transaktion fand erst vor zwei Wochen statt.»
«Infolge der Intervention», bemerkte Bobby. «Vor sechs Wochen wurde Brian von Tessa und Shane wegen seiner Zockerei zur Rede gestellt. Es ging unter anderem um das plötzliche Verschwinden von dreißig Riesen. Die hat er offenbar wieder eingezahlt.»
«Wo kam das Geld her? Hatte er es gewonnen oder weitere Schulden gemacht?», murmelte D.D.
Bobby zuckte mit den Achseln. «Jedenfalls machte er von da an im Verborgenen weiter, und zwar mit Hilfe falscher Kreditkarten, deren Abrechnungen an ein Postschließfach geschickt wurden, damit sie Tessa nicht in die Hände fielen. Vor rund zwei Wochen flog der Schwindel jedoch auf, als sich Brian gezwungen sah, fünfzig Riesen vom Sparguthaben abzuzweigen. Das hat Tessa offenbar mitbekommen, was erklären würde, warum das Geld sechs Tage später wieder auf dem Konto lag.»
«Doch das räumt sie am Samstagmorgen leer», gab Phil zu bedenken. «Nicht für einen Neustart. Ich glaube, Tessa Leoni ging es darum, ihr altes Leben wieder ins Lot zu bringen.»
«Ein Grund mehr, ihren Gatten aus dem Weg zu räumen», stellte D.D. fest und trat vor die weiße Tafel. «Na schön. Wer ist der Meinung, dass Brian Darby ein pathologischer Zocker war?»
Alle Mitglieder der Sonderkommission einschließlich D.D. hoben die Hand. Sie vermerkte den Befund auf der Tafel.
«Brian hatte offenbar kein Glück im Spiel. Er machte so viel Schulden, dass er sich zu Betrügereien genötigt sah, und musste wahrscheinlich Prügel einstecken. Was dann?»
Ihre Kollegen starrten sie fragend an. Sie starrte zurück.
«Hey, lasst mich nicht in der Luft hängen. Wir sind davon ausgegangen, dass Tessa Leoni von ihrem Liebhaber verprügelt wurde. Jetzt stellt sich raus, dass Kollege Lyons ihr nur einen Gefallen getan hat. Damit wäre ein Großteil der Geschichte bestätigt. Brian Darby hat so viel Spielschulden angehäuft, dass ihm ein Geldeintreiber einen Hausbesuch abstattet. Was machen wir jetzt daraus?»
D.D. öffnete eine neue Rubrik unter der Überschrift: Motiv .
«Wäre ich an Tessas Stelle», sagte sie, «und ich fände heraus, dass mein Mann seine Spielsucht nicht in den Griff bekommt und auf den Namen meiner Tochter Zehntausende verzockt hat, würde mir das reichen, um zur Waffe zu greifen. Ein Arschloch zum Ehemann zu haben ist aber kein positiver Verteidigungseinwand. Deshalb steht Tessa besser da, wenn sie Notwehr vortäuscht und sich von Lyons zusammenschlagen lässt.»
Mehrere Kollegen nickten zustimmend. Bobby aber sah natürlich gleich einen Haken.
«Sie liebt ihre Tochter so sehr, dass sie ihn wegen seines Betrugs an ihr brutal abstraft. Aber warum hätte sie auch noch Sophie töten sollen?»
D.D. spitzte die Lippen. «Einspruch stattgegeben.» Sie blickte in die Runde. «Weitere Kommentare?»
«Vielleicht war’s ein Unfall», ließ Phil verlauten. «Vielleicht hat es die Kleine aus Versehen erwischt, als sich Tessa und Brian in den Haaren lagen. Oder vielleicht war Sophies Tod ein Grund mehr für Tessa, ihren Mann zu töten. Mit ihrer Dienstpistole. Sie weiß, dass schon allein deshalb sehr gründlich ermittelt wird», fügte er hinzu. «Sie gerät in Panik und erfindet einen halbwegs plausibles Szenario –»
«Mit Notwehr hat sie sich
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