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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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elektronischen Vermessungen.
    »Wo fliegen wir zuerst hin?« fragte Marcel Pourie, als das Flugzeug startklar war, vollgetankt und vollgestopft mit Kanistern voller Sprit. Das war das gute an solchen Wasserflugzeugen: Ging der Treibstoff aus, konnte man wassern und auf See nachtanken. Der Aktionsradius wurde dadurch doppelt so groß.
    Hellersen saß neben Pourie in der gläsernen Kanzel, dahinter hatte Buddke seine Apparate aufgebaut, Kameras mit Teleobjektiven, die aussahen wie kleine Kanonenrohre.
    »Richten wir uns nach Bäckers Angaben in der Flaschenpost: 140 West, 12 Süd.«
    »Da ist nichts«, sagte Pourie.
    »Hier sind Punkte auf der Karte. Oder ist das Fliegenschiß?«
    »Das sind Sandkörner im Meer. Die sind Gott bei der Schöpfung in den Schuh gefallen, und er hat sie dort ausgeschüttelt.«
    »Und genau auf einem solchen Sandkorn kann Bäcker leben.«
    »Unmöglich! Da gibt's kein Süßwasser. Bei der Flut überspült das Meer alles. Außerdem fliegt über diese Inseln eine Linienmaschine der ›Archipel-Air‹. Seit neun Jahren. Kein Pilot hat was gesehen.«
    »Knochen können nicht winken.« Hellersen legte seinen Zeigefinger auf das Gebiet, wo wirklich nur einzelne Punkte wie Fliegendreck eingetragen waren. »Außerdem ist nichts unmöglich. Das ist ein Wort unseres Chefredakteurs, ich rate Ihnen nicht, mit ihm über ›unmöglich‹ zu diskutieren.«
    Sie stiegen auf, zogen eine Schleife über Hiva Oa und stießen dann hinaus in die blaue Unendlichkeit. Sie flogen tief, zweihundert Meter über dem ruhigen, glatten Meer, in dem sich die Sonne spiegelte.
    »Jetzt weiß ich auch, warum das der Stille Ozean heißt«, sagte Buddke. »Da weint sogar der Film in meiner Kamera vor Einsamkeit.«
    »Aber wenn dieses Meer wach wird«, antwortete Pourie, »und wir sind mitten drin im Auge eines Sturms, dann hilft auch kein Beten mehr. Ich war in zwanzig Jahren nur einmal drin. Fragen Sie nicht, wie ich rausgekommen bin – ich weiß es bis heute selber nicht.«
    Sie flogen, bis die ersten, unbewohnten Atolle auftauchten, sehr schnell, mit voller Motorkraft. Dann drosselte Pourie etwas, ging noch tiefer, bis Buddke schrie: »Halt, mein Junge. Sie rasieren ja die Palmen ab!« Das Flugzeug kreiste über den Eilanden.
    Zwischen der Maschine und den Palmengipfeln war nur noch ein schmaler Streifen Luft. Aber sie sahen nur Palmen, Riffe und Meer.
    »So ist es überall«, sagte Pourie, als sie vierzehn dieser Koralleninseln, abgeflogen hatten. Sie wasserten in einer Lagune, tankten auf, und Buddke schoß einige Fotos von wiegenden Palmen im Wind, rosa Korallenbänken und einem Hai, der träge um die Schwimmer des Flugzeuges seine Kreise zog. Furchtlos, majestätisch und böse … er war hier der König.
    »Kann man mal für'n Kalender gebrauchen«, sagte Buddke zufrieden. »Kleine Nebeneinnahmen, von denen der Chef nichts weiß.«
    In der Abenddämmerung kehrten sie nach Atuana zurück. Müde, mit verquollenen, brennenden Augen trotz der dunklen Sonnenbrillen.
    »Scheiße«, sagte Hellersen, bevor er in das Zelt kroch, das sie neben dem Flugplatz aufgeschlagen hatten. »Ich habe mir das Paradies menschlicher vorgestellt.«
    Sie flogen sieben Tage über Meer und Korallenriffe, Atolle und in die See geduckte Inseln. Sandkörner aus Gottes Stiefeln – Pourie hatte recht. Zweimal sahen sie Rauch und Blätterhütten. Aber als sie sofort heruntergingen, waren es nur Papuadörfer, die sich dort angesiedelt hatten, wo Süßwasser völlig rätselhaft aus der Erde quoll. Pourie, der in den Lagunen wasserte und an Land ging, fand die Dörfer menschenleer. Die Eingeborenen hatten sich in ihre Hütten verkrochen. Nur der Medizinmann stand allein auf dem Dorfplatz, grell bemalt, das Gesicht unter einer geschnitzten Maske verborgen. Er sah aus wie das lebende Abbild eines Totemgötzen.
    Nach dem Besuch der zweiten bewohnten Inselgruppe kehrte Pourie nachdenklich zum Flugplatz zurück.
    Er war auf den Medizinmann zugegangen und hatte mit ihm gesprochen. Der Medizinmann hatte Antwort gegeben und seine Worte mit lebhaften Gesten begleitet.
    »Der Halunke von Medizinmann lügt«, sagte Pourie. »Ich kann es nicht beweisen, es ist nur so ein Gefühl. Aber ich kenne diese Burschen seit fünfzehn Jahren, in den meisten Fällen sind sie wortkarg und verschlossen. Doch wenn sie wie ein Wasserfall reden, dann ist etwas faul. Und dieser Kerl redete und redete …«
    »Also hier«, sagte Hellersen. »Bäcker ist hier in der Gegend!« Er atmete

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