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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesammelt.«
    »Was Sie Beweise nennen.«
    »Sie würden sich wundern, wenn Sie sie kennen würden. Nichts, sagt man, ist im Leben hundertprozentig. Diese Beweise sind es!«
    »Sehen Sie nun, wie interessant Ihr Satz war: Ein Gericht muß entscheiden?!« Bäcker machte eine weite Handbewegung über Insel und Meer. Shirley verstand sie sofort: Das alles gehört mir. »Wenn ich meiner Insel eine Verfassung geben würde, so stände das Recht an erster Stelle. Kein verwässertes Recht, kein Recht mit Hintertüren oder tiefenpsychologischen Purzelbäumen, sondern ein einfaches, lächerlich simples Recht: Bist du ein guter Mensch – oder bist du ein schlechter Mensch? – Das genügt.«
    »Damit könnten Sie die Erde entvölkern, Sie Narr!« Shirley nickte hinauf zu der Anhöhe mit den drei großen Palmen und dem Bambuswald. »Ich gehe Bambussprößlinge suchen – weil heute Sonntag ist.« Er klopfte sich ein paar Sandflecken von der Hose und steckte dann die Hände in die Taschen. »Wieviel gute Menschen, glauben Sie, gibt es unter den drei Milliarden, die unseren Planeten bevölkern?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nicht viele. Und Sie gehören auch nicht dazu! Sie sind dabei, mit tönenden Phrasen eine Mörderin zu schützen, weil sie Ihnen gefällt und Sie von ihrem Leib träumen. Sie sind in diese Frau verliebt, und deshalb werden Sie tausend Entschuldigungsgründe für sie finden. Das nennen Sie dann Recht – eine Heuchelei, die zum Heulen ist. Eine Moral, deren Wurzel in Ihrer Hose liegt! Sie guter Mensch! Braten Sie Ihre Ente, ich suche das Gemüse dazu –«
    Er stampfte die Anhöhe hinauf, die Hände noch immer in den Taschen, bullig und sehr stark.
    Bäcker sah ihm nach. Er hat ja recht, dachte er. Verdammt, er kennt mich besser als ich mich selbst. Ich bin dabei, mich in diese großen braunen Augen zu verlieren, selbst auf die Gefahr hin, daß es die Augen einer Mörderin sind. Es ist unheimlich, wie eine Frau durch ihre bloße Gegenwart alles verändert …
    Am Mittag aßen sie die Ente. Sie hockten vor der Hütte, beschäftigten sich mit dem saftigen Fleisch, kauten die gegarten Baumbussprößlinge und tranken Tee aus getrockneten Hibiskusblüten. Shirley machte ein Gesicht, als wollte er seine Entenbrust samt den Knochen verschlingen, Anne Perkins hatte sich etwas abseits gedreht und blickte beim Essen übers Meer, Bäcker gab nach einigen Worten, die Shirley nur mit einem dunklen Knurren beantwortete, die Bemühungen auf, ein Gespräch anzufangen.
    Auch gut, dachte er, Schweigen ist keine Lösung von Problemen. Sie verdichten sich nur, blähen sich dann auf, und man zerplatzt schließlich. Warten wir es ab. Shirley wird platzen – er sieht aus, als fräße er mit jedem Bissen Dynamit in sich hinein.
    Nach dem Essen hinkte Bäcker hinunter zum Meer, um allen Gesprächen auszuweichen. Er tat es jetzt bewußt, er ließ Anne und Shirley allein, und es mußte zwischen ihnen knistern wie zwischen aufeinanderprallenden elektrischen Strömen.
    Er humpelte am Strand entlang, suchte Krebse und Muscheln, fand eine Schildkröte, tötete sie, sprach mit seinem Freund, dem Albatros, über Anne und Shirley und sagte: »Vogel, denk nicht schlecht über mich … aber so eine Frau kann keinem anderen Menschen die Kehle durchschneiden. Ich glaube es nicht! Ich wehre mich dagegen! Ob ich sie liebe? Glotz mich nicht so an, Vogel – ich weiß es selber nicht. Sie interessiert mich, das ist es. Weiter nichts. Nur Interesse! Verdammt … Shirley hat recht: Es ist doch nur Heuchelei!«
    Er kam bis zum Abend nicht zur Hütte zurück, er scheute jede Auseinandersetzung, aber als die Dämmerung aufs Meer fiel, mußte er zurück. Er hatte Zeit genug gehabt, sich allerlei auszudenken, doch als er dem Hang immer näher kam, verflogen alle schönen Redewendungen. Es blieb die nackte Tatsache.
    Anne lag wieder auf seinem Bett, und es sah nicht so aus, als würde sie für diese Nacht wieder aus der Hütte gehen und außerhalb schlafen. Shirley hatte es sich auf Bäckers zweiter Decke vor der Bambustür gemütlich gemacht. Er lag mit angezogenen Beinen da und las die Gebrauchsanweisung des Medikamentenkastens.
    Als er Bäcker herankommen sah, grinste er breit.
    »Gehen Sie nur hinein, und genieren Sie sich nicht«, sagte er. »Liebesgeräusche stören mich nicht.«
    »Ich könnte Sie in die Fresse schlagen, Shirley!«
    Shirley winkte ab. »Ist das Ihre Art, auf Viktoria-Eiland Recht zu sprechen? Hoher Herr, das ist eines Obersten

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