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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besiegen.«
    »Allein wird es nicht gelingen, da haben Sie recht. Aber jetzt sind wir zu dritt. Ich garantiere – wir kommen hier weg!« Shirley zeigte auf die Gummiinsel zwischen den acht Pfählen. »Damit zum Beispiel.«
    »Sie hat auf dem Boden einen breiten Riß. Über drei Luftkammern hinweg. Mit Spucke kann man das nicht kleben. Oder haben Sie zufällig einen Plastikkleber in der linken Hosentasche?«
    »Scheiße, Werner. Dann bauen wir uns ein Floß!«
    »Eine pikante Situation, Shirley. Ein Polizist ist auf die Hilfe einer Mörderin angewiesen, um zu überleben. Ich finde, das Schicksal beweist einen teuflischen Humor.«
    »Wieso? Sie haben ein Beil, eine Zange, einen Hammer, einige Nägel –«
    »Ach! Sie haben meinen Werkzeugkasten untersucht?«
    »Natürlich. Während Sie für Anne Enten braten, denke ich weiter. Ich muß doch wissen, womit ich rechnen kann. Vor Hunderten von Jahren haben die Papuas und die Malaien diese Inselwelt mit ihren Einbäumen und Flößen entdeckt. Sollten wir jetzt weniger erfindungsreich sein als sie? Sind wir dämlicher? Außerdem haben Sie eine Signalpistole. Das bedeutet schon 75 % Rettung. Wir fangen morgen mit dem Floßbau an!«
    »Das klingt alles sehr gut. Man merkt, daß Sie kommandieren gewohnt sind. Der stramme Inspektor Shirley aus Papeete.« Bäcker legte die Ente auf ein großes Palmblatt und deckte sie mit einem anderen Blatt zu. Mit Sand rieb er das Salz von seinen Handflächen. »Das Kommandieren haben Sie gelernt, aber nicht sehr viel Logik. Sie vergessen eins, Paul: Es ist mein Beil, es ist meine Zange, es ist mein Hammer –«
    »Das spielt doch in dieser Lage gar keine Rolle mehr!«
    »Und es ist meine Insel! Viktoria-Eiland. Ich habe diese Insel gefunden – vielmehr, sie hat mich gefunden –, ich habe sie erobert, ich habe sie in Besitz genommen, ich bin dabei, sie zu kultivieren. Sie war freies Land –«
    »Es gibt kein freies Land auf dieser Welt, reden Sie keinen solchen Unsinn, Werner!« Shirley lachte grollend. Er ahnte bereits, worauf Bäcker hinaus wollte. »Alles ist aufgeteilt. Es gibt keine herrenlosen Flecken. Theoretisch gehört diese Insel, die zwischen den Marquesas und den Tuamotus liegt, zu Frankreich.«
    »Theoretisch, Paul. Aber praktisch bin ich der Herr! Sie gehört mir – wer will sie mir wegnehmen? Die Grande Nation? Soll ich lachen? Sie und Anne sind Gäste in meinem Land, das sollten Sie begreifen. Und ich habe etwas gegen Gäste, die befehlen. Das erinnert mich zu penetrant an zivilisatorisches Gewohnheitsrecht.«
    »Ich habe es geahnt!« Shirley blickte Bäcker verächtlich an. »Sie hängen bereits an Annes Rockschoß. Nein, Sie sind schon untern Rock gekrochen. In Ihrem Bett lag sie schon, allein … wann kriechen Sie dazu?«
    »Ich werde Sie vorher um Erlaubnis bitten, Paul.«
    »Die können Sie jetzt schon haben! Hopp hopp – hinein! Aber Sie werden mich nicht daran hindern, Anne nach Papeete ins Gefängnis zu bringen. Das ist mein Job, und darauf bin ich vereidigt.«
    »Man hat einmal ein ganzes Volk auf einen Wahnsinnigen vereidigt, und keiner hat gefragt, ob es richtig sei. Später hat man dann die eingelocht, die geschworen haben, weil sie eben hätten fragen müssen. Eine irre Situation, wenn man gesehen hat, was aus dem Ei ausgebrütet worden ist … vorher, als es noch ein Ei war, hat man's ja nicht erkannt. Sehen Sie, Shirley, und so ist auch Ihr Job Ihr Problem. Ich habe auch eins. Ich werde fragen: Ist Anne wirklich eine Mörderin?«
    »Sie spinnen, Werner. Das ist Sache des Gerichts.«
    »Halten wir diesen wichtigen Satz fest, Shirley.« Bäcker betrachtete seine Hände, sie waren durch den Sand zwar sauber gescheuert, aber zwischen den Fingern klebte noch Blut der Wildente. Unwillkürlich dachte er an Anne und an einen Malaiendolch. Wenn man einem Menschen die Kehle durchschneidet, spritzt das Blut. Auch über die Hände, zwischen die Finger … »Haben Sie schon überlegt, Paul«, sagte er weiter, »daß ich als Herr dieser autonomen Insel Viktoria-Eiland auch oberster Gerichtsherr bin?«
    »Lassen Sie Ihren Blödsinn bloß nicht Polka tanzen, Bäcker!« Shirley schnaufte durch die Nase. »Ich warne Sie –«
    »Ich halte es für einen guten Gedanken, Anne Perkins vor ein Gericht zu stellen. Vor ein völlig neutrales, unbefangenes Gericht –«
    »Jedes Gericht ist unbefangen.«
    »Sie auch, Shirley? Für Sie ist Anne eine Mörderin!«
    »Ich bin kein Gericht, ich bin Polizist! Ich habe die Beweise

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