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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Ausgangsfakturen lesen, Kontoauszüge und Versandlisten.« Dubonnet schüttelte den Kopf. »Sie haben einen Fehler gemacht, Werner, der Junge war längst fällig für ein normales Leben. Oder nennen Sie Ihr Leben normal? Übrigens: Ihre Inselverteidigung macht auf allen Archipelen die Runde. Toll, Bäcker!«
    »Ich habe gar nichts getan. Bevor es richtig anfing, lag ich schon verwundet in der Ecke. Ich wollte verhandeln, Leben schonen … es war sicherlich der falsche Augenblick. Dann hat Anne eingegriffen. Sie hat Viktoria-Eiland gerettet!«
    Dubonnet beugte sich hinüber zu Anne. »Madame, eine Frau wie Sie ist ein Jahrhundertereignis. Mein ganzer Besitz steht Ihnen – und selbstverständlich auch Ihnen, Werner, zur Verfügung. Seien Sie meine Gäste! Bestimmen Sie wie zu Hause über alles …«
    Bäcker zog die Augenbrauen hoch. Ein Unterton in Dubonnets Stimme machte ihn stutzig. »Ich fahre morgen früh wieder, Jean-Luc.«
    »Wohin?«
    »Nach Viktoria-Eiland zurück.«
    »Es ist gut, daß ich es Ihnen vorher sagen kann, bevor die amtliche Mitteilung Sie erreicht: Der Gouverneur hat verfügt, daß die Insel geräumt wird.«
    Bäcker hatte so etwas geahnt, doch er reagierte anders, als Anne erwartete, den sie griff sofort nach seiner Hand und hielt sie fest umklammert. Ruhe, mein Lieblinge hieß das. Ruhe. Ich bin bei dir. Aber Bäcker fuhr nicht hoch, er lehnte sich im Gegenteil gemütlich in dem Gartensessel zurück. Paul wollte etwas sagen, aber Annes Blick unterdrückte seine Worte.
    »Capitaine Brissier deutete so etwas schon an. Es überrascht mich nicht.« Bäcker drückte verstohlen Annes Hand. »Als ich über sechs Jahre auf meiner Insel lebte, hat sich kein Gouverneur um mich gekümmert. Nur der geradezu unwahrscheinliche Zufall, daß meine Flaschenpost ausgerechnet in Deutschland, in Norderney, angeschwemmt wurde, holte mich in das Bewußtsein meiner Mitmenschen zurück.«
    »Aber da stecken Sie nun tief verwurzelt drin, und wir haben eine Verpflichtung Ihnen und Ihrer Familie gegenüber. Wollen Sie ab jetzt Krieg führen gegen Religionsfanatiker? Werner, trotz zwanzig Jahre Südsee … das kennen Sie noch nicht! Bisher haben Sie auf dieser verdammten Toteninsel märchenhaft gelebt, von Ihrer Warte aus gesehen. Aber nun ist den Medizinmännern der Kragen geplatzt. Die Götter verlangen nach menschlichen Taten, und ich garantiere Ihnen: es gibt keine ruhige Minute mehr auf Viktoria-Eiland. Solange es hier Götzen gibt, stehen Sie auf der Abschußliste. Und so schnell können Pater Pierre und andere Priester gar nicht missionieren, daß Sie gerettet werden und man das Totem auf Ihrer Insel gegen ein Kreuz austauscht.« Dubonnet winkte ab, als Bäcker etwas entgegnen wollte. »Ich weiß: Sie wollen die Räumung ignorieren. Das ist kein Ausweg, Bäcker. Nehmen Sie das Angebot der Regierung an, ziehen Sie auf eine friedliche Insel um, und bis dahin gehört Ihnen und Madame mein Haus.«
    Am Abend, nachdem sie die Pflanzungen und Betriebsgebäude von Dubonnets Firma besichtigt hatten, gingen Bäcker, Anne und Paul am Strand von Tahuata spazieren. Die Sonne versank wie ein glühender Ball, und Paul blickte sehnsüchtig übers Meer.
    Bäcker ahnte, woran sein Sohn dachte. »Wie gefällt dir Dubonnet?« fragte er, um ihn abzulenken.
    »Er redet zuviel, Vater.«
    »Jeder Mensch hat seine Eigenheiten, Paul, auch ich.«
    »Er behandelt seine Leute wie Sklaven.«
    »Das ist etwas, was du von Dubonnet nicht zu lernen brauchst. Behandle du die Leute dafür doppelt freundlich.«
    »Und was wollt ihr tun?« fragte Paul. »Bleibt ihr hier?«
    »Nein, wir fahren …«
    »Aber du, Mutter …«
    Die gefürchtete Stunde der Wahrheit war gekommen. Anne löste sie auf ihre sanfte, einmalige Weise. »Mein Junge«, sagte sie, »immer wenn dein Vater mich brauchte, war ich bei ihm. Zwanzig Jahre, Tag für Tag! Seit zwanzig Jahren gibt es für mich nur ihn. Wir haben beide aus dir so viel gemacht, wie wir konnten … nun bist du hier, um mehr zu lernen, du bist gut aufgehoben, Vater und ich sind froh, daß wir dir das vermitteln konnten. Wenn Vater jetzt zurück auf die Insel fährt, wo gehöre ich dann hin?«
    »Ihr habt mich belogen«, sagte Paul finster. Er drehte sich um und ging zur Pflanzung. Anne und Bäcker blickten ihm nach.
    »Ich ahne Komplikationen, Anne«, sagte Bäcker ernst und legte den Arm um Annes Schultern. »Aber es muß sein. Er muß lernen, sich im Leben durchzubeißen. Wo wären wir hingekommen, wenn wir

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