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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Eingangsbereich hast?«, fragte Zimmermann.
    »Wenn eine verzweifelte Situation ein besonderes Können erfordert, dann bringt man dieses Können auch auf, wie der olle Napoleon immer sagte«, warf Nusselein ein.
    »Und was hast du außer einem Zitatelexikon sonst noch zu Weihnachten bekommen?«, stichelte Zimmermann.
    Nusselein ging darauf nicht mehr ein.
    Die beiden Männer verabredeten sich dann für den nächsten Morgen auf dem Parkplatz der Gaststätte »Küpper« in Widdau, um gemeinsam zu den Lauschers nach Rohren zu fahren. Allerdings sollte Zimmermann alleine den grünen Stadtrat vernehmen, da dieser mit Sicherheit alle Register gegen den von ihm so gerne zitierten Unterdrückerstaat ziehen würde, wenn ein Kriminalbeamter zum Verhör gleich mit der Journaille erschien.
    Danach wollten die beiden Männer zum Camp Elsenborn aufbrechen und endlich den Kampf aufnehmen:
    Die Glorreichen Zwei: Gegen Amerika.
    Nusseleins CD jaulte zu diesem Plan »Born in the U.S.A.« von Bruce Springsteen.

6. Ende einer Idee
    Dr. Volker Ophoven wirkte übernächtigt. Bis in den frühen Morgen hatte er die Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen abgeklopft. Jetzt fühlte er sich wie ein Bergmann, der acht Stunden subventionierte Steinkohle geklopft hatte. Kurz überlegte er, ob er nun berechtigt sei, Mitglied der »IG Bergbau und Energie« zu werden, verwarf diesen Gedanken aber schnell. Bereits um 6 Uhr hatte er Wolfram Kuschke, den Chef der Staatskanzlei, angerufen, der ihn aus dem Bett mit Fakten versorgt hatte.
    In einer Eil-Mail und -Faxaktion hatte Ophoven über sein Büro für 10 Uhr in das Foyer des Landtags zu einer Pressekonferenz geladen – die Journalisten begrüßte der Berater des Ministerpräsidenten mit »Glück auf!« Dabei fühlte er sich wie der Müntefering aus dem Sauerland.
    Nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte, begann Ophoven, sich weitschweifend an das Thema heranzuarbeiten.
    »Wie Sie wissen, wird in einem Jahr in einem Kraftakt der Länder und des Bundes der Föderalismus in Deutschland reformiert. Unser erklärtes Ziel ist es, eine neue und klarere Zuordnung der Aufgaben von Bund und Ländern in der Verfassung zu verankern. Ziel, das kann ich nach den ersten angedachten Eckwerten sagen, ist es, dass wir als Länder stärkere Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.«
    Die ersten Journalisten gähnten schon, legten die Kugelschreiber zur Seite und schauten sich im Raume um, ob irgendwo Lachs-Häppchen, Spargelröllchen oder wenigstens Cantuccini auszumachen seien, immerhin war man bei der Toskana-Fraktion.
    Ophoven hatte dies nicht bemerkt:
    »Meine Damen und Herren. Ich sage nur, dass wir uns auch gravierenden Veränderungen in der Europäischen Union stellen müssen, die es mit sich bringen, dass sich auch die Länder im Verhältnis zum Bund neu organisieren müssen. Zum Thema Globalisierung brauche ich Ihnen ja wohl nichts zu sagen …«
    »Ich bitte darum!«, maulte der stellvertretende NRZ-Chefredakteur Thorsten Scharnhorst.
    Und dann ließ Ophoven endlich die Katze aus dem Sack:
    »Gegen solche Bestrebungen spricht natürlich das Klein-Klein-Denken der F.R.-Partei, die gerade erst in den Landtag eingezogen ist. Wir wollen doch, meine Damen und Herren, gerade weg von der Kleinstaaterei, wollen ein Glied in einem großen Europa sein. Zu dieser Erkenntnis, das darf ich Ihnen heute mitteilen, sind auch die Mitglieder des Freien Rheinlands in einer gestrigen Sitzung gekommen. Nach dem skandalösen Verhalten eines einzelnen F.R.-Abgeordneten in Aachen, von dem sich die Fraktion ganz klar distanziert hat, sind die Landtagsabgeordneten am gestrigen Abend an den Ministerpräsidenten herangetreten und wollten zunächst die Auflösung der F.R.-Fraktion beantragen.«
    Die Journalisten wurden hellhörig.
    »Das hätte mit Sicherheit Neuwahlen und damit verbunden einen riesigen Kostenaufwand zu Lasten des Steuerzahlers mit sich gebracht. Nach ausführlicher Studie der Verfassung und Achtung des Wählerwillens, der immerhin 48 F.R.-Abgeordneten sein Vertrauen geschenkt hat, haben wir gemeinsam eine andere Lösung gefunden. Jeder einzelne F.R.-Abgeordnete verlässt die F.R.-Fraktion, schließt sich einer anderen Partei beziehungsweise Fraktion an und bleibt somit Mitglied des Landtags.«
    Die Journalisten lachten laut auf.
    Nach einem schnellen »Ich danke Ihnen«, wollte Ophoven schon das Foyer verlassen, wurde aber von einem einhelligen »Halt, halt, halt!« der Journalisten daran gehindert. Heinz Tutt vom

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