Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Wollknäuel mit lauten Kotzgeräuschen auf den Teppich.
Die Frage von Gottfried Zimmermann »Kannst du dem Vieh nicht einfach einen Tritt in den Hintern geben?« trug auch nicht entscheidend zur Klimaverbesserung an diesem Abend bei. Schmollend verzog sich der Kater aufs Bett, das er mit einer wahren Orgie von Milchtritten in den höchst möglichen Zerwühlungszustand versetzte.
Die beiden Männer gingen zur mörderischen Tagesordnung über:
»Also«, begann Charly Nusselein das Gespräch wie gewohnt mit Aufschneiderei, »mir ist von einem Informanten, dessen Name ich natürlich nicht nennen möchte, Material zugespielt worden, aus dem klar hervor geht, dass der Lauscher über Jahre immer wieder kräftig in die Parteikasse der Grünen gegriffen hat.
»Betrug im Vereinswesen«, nickte Zimmermann, »da interessiert sich auf jeden Fall der Staatsanwalt für.«
»Vereinswesen – was für ein widerliches Wort. Und das im Zusammenhang mit den Grünen. Das tut dem Joschka jetzt aber auch weh«, nörgelte Nusselein.
»Ich glaube«, nickte Zimmermann, »ich werde dem feinen Alternativen morgen mal einen Besuch abstatten.«
»Mein Reden, seit Moses das Nil-Wasser in seiner Kinderbadewanne teilte«, nickte Nusselein, »genau das wollte ich dir vorschlagen« und schob das Beweismaterial seines Chefs rüber, während die Oldie-CD »Let’s go to San Francisco« forderte.
»Allerdings muss ich darauf bestehen …«
Weiter kam er nicht, da ein gewaltiger Ruck durch den Wohnwagen ging, der die beiden Männer zu Boden schleuderte und Incitatus einen Schrei ausstoßen ließ, der an die letzte große Schlacht um Kalterherberg zwischen gemeinen Eifeler Hauskatzen und versnobten Kartäusernachkommen erinnerte.
Kein Zweifel, der Wohnwagen wurde von einer starken Zugmaschine abgeschleppt und mindestens fünfzehn Meter über das Grundstück gezogen. Als Nusselein und Zimmermann sich endlich aufrichten und die Tür aufreißen konnten, löste gerade eine vermummte Gestalt mit Sturmmütze und Kampfanzug das Seil am Wohnwagen und sprang in einen Jeep, der mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Matsch davonbrauste.
»Das ist ein Hummer«, rief Nusselein.
»Ich hätte es für eine Auster gehalten«, entgegnete Zimmermann trocken, »und dann musst du das englisch aussprechen – nicht Hummer sondern Hammer.«
»Das war kein Hammer. Da fehlte doch der Amboss.«
Nusselein und Zimmermann wandten sich in diesem Augenblick an den Autor dieses Buches:
»Gut, wir sind zwar nur deine Romanfiguren. Aber müssen wir wirklich in so einer Situation hier solche Schwachsinnsdialoge füh- ren?
»Nein, natürlich nicht. Dann macht einfach ermittlungstechnisch weiter.«
»Danke!«
»Nix zu danken.«
»Quatsch«, ereiferte sich Nusselein, »das war das Amphibienfahrzeug ›Hummer H2‹. Habe ich mal ’ne Reportage drüber geschrieben, als der Schwarzenegger damit in ’nem Film rumfuhr. Allererste Sahne: Von General Motors, genietete Aluminiumkarosserie, V8-Turbodiesel mit automatischem Getriebe, kannste durch Flüsse mit fahren.«
»Halt die Schnauze«, sagte Zimmermann nur kurz, »hast du gesehen? Die hatten Lappen über das Nummerschild gebunden? Kannst du Schlaumeier mir mal sagen, was das gerade hier sollte? Neulich die Sache mit dem Molotow-Cocktail und jetzt das. Es ist ja richtig gefährlich, wenn man zu dir kommt.«
»Ist doch logisch, sage ich doch die ganze Zeit. Den Hummer fahren nur die ganz Großen in der US-Armee. Das waren wieder die Amis aus Elsenborn, die mich zusammengeschlagen haben und mich nun schon zweimal einschüchtern wollten, oder sogar verschleppen, was weiß ich, und dann kalte Füße bekommen haben. Wetten, der Wagen steht oben im Camp bei den Belgiern rum.«
Nachdem die beiden den Schaden im Bauwagen, der ein Zirkuswagen sein soll, in Augenschein genommen hatten, half Zimmermann noch beim Aufräumen. Eine Tasse mit dem Aufdruck »Tatort Eifel« hatte den Anschlag nicht überlebt und auch das Bild von Ozzy Osbourne hing nun mit einem gesprungenen Glas wieder an der Wand. Incitatus schmollte und kotzte auf einen Bettvorleger, auf dem »Royal St. Remo« stand.
»Er wirft mir damit immer meinen gefährlichen Beruf vor«, erklärte Nusselein das Verhalten seines Katers.
»Amen«, antwortete Zimmermann.
»Den Zirkuswagen lasse ich hier stehen, da wollte ich schon immer mal hin, da habe ich bessere Südsonne im Eingangsbereich.«
»Eifel-Bild – kann es nicht auch sein, dass du einen gewaltigen Schuss im
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