Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
»Wir-sind-anders-als-ihr-doofen-Dörfler« aus. Lediglich ein nicht kompostierbares Bobby-Car, das an einem Zaun dahinrottete, passte nicht ins Bild.
    Gottfried Zimmermann will in solchen Situationen immer cool wirken. Daher stellt er sich immer Charly Huber vor, der schon lange nicht mehr dem »Alten« im ZDF assistiert. Er suchte zunächst einen Klingelknopf. Da dieser nicht vorhanden war, ließ er mehrmals einen Türklopfer in Form eines verrosteten Löwenkopfs niedersausen. Kurze Zeit später öffnete Jürgen Lauscher, der diesmal zu seiner obligatorischen Streifen-Jeans eine bunte Strickjacke und ein indisches Käppi trug. Gottfried-Charly Huber-Zimmermann sagte nur kurz:
    »Kriminalpolizei, darf ich mal reinkommen?« und drängte sich, während er seine Kripomarke an der kurzen Leine kreisen ließ, in den Steinflur, der offensichtlich auch die Küche des Hauses war. Auf einem riesigen Tisch stand ein Stövchen, das einen Teeduft Richtung Mistelzweige ausströmte.
    »Was soll das!«, protestierte Lauscher noch, doch da hatte Zimmermann schon die Akte mit den Fotokopien von den Unterschlagungen des Grünen-Gelds auf den Tisch geknallt. Lauscher erkannte die Mappe sofort und ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Er wurde blass:
    »Das musste ja mal rauskommen.«
    »Darf ich das schon einmal für die Unterschlagung der Parteigelder als Geständnis werten?« fragte Zimmermann.
    Zimmermann setzte sich und breitete die Fotokopien genüsslich auf dem Tisch aus. Lauscher grummelte irgendetwas Unverständliches, während der Kripomann ihn fordernd ansah:
    »Ich bin aber«, ergriff Zimmermann wieder das Wort, »nicht nur wegen der unterschlagenen Parteigelder hier. Die Sache werde ich so dem Staatsanwalt in Aachen übergeben, der wird dann weitersehen. Nein, ich bin wegen einer ganz anderen Sache hier: Mord!«
    Jürgen Lauscher sah ihn fassungslos an.
    »Wir wissen, dass Ihnen Ludwig Förster auf die Schliche gekommen ist. Wir wissen beide weiter, dass Ludwig Förster inzwischen tot ist. Wir wissen auch, dass er in Düsseldorf ermordet wurde und wir wissen, dass Sie, Herr Lauscher, am Tattag abends in Düsseldorf waren. Dort fand nämlich in der Zentrale ihrer Partei in der Jahnstraße 52 eine Arbeitssitzung statt, an der Sie teilgenommen haben.«
    Lauscher stammelte:
    »Ja, ja, aber. Aber mit dem Mord habe ich nix zu tun.«
    »Um das zu klären bin ich hier. Da ich diese Unterlagen erst gestern am späten Abend erhalten habe …
    »Die blöde Förster-Fotze«, murmelte Lauscher.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nix!«
    »… da ich die Unterlagen, wie gesagt, erst gestern bekommen habe, möchte ich die Sache jetzt Schritt für Schritt mit Ihnen durchgehen. Also, sie waren bei einer Sitzung Ihres grünen Landesverbandes in Düsseldorf.«
    »Ja, das Thema war: Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen. Dies soll nur in dem Maße geschehen, in dem funktionell gleichwertiger Ersatz in Form erneuerbarer Ressourcen geschaffen wird!«
    »Geschenkt! Wann war diese Sitzung genau?«
    »Die Sitzung hat um 19 Uhr angefangen und dauerte bis 21.30 Uhr. Das steht klar im Protokoll. Das können Sie auch beim Landesverband unter 0221- 386660 nachforschen. Danach bin ich wieder Richtung Aachen gefahren und habe den Genossen …«
    »Das ist aber eine andere Parteibuch-Terminologie«, warf Zimmermann ein.
    »Tschuldigung, ich war ja früher auch mal in der SPD. Also, ich habe auf der Rückfahrt noch den Kollegen Wolfgang Quade nach Jüchen gebracht, das liegt ja fast direkt an der Autobahn.«
    »Wann war das?«
    »Direkt nach der Sitzung.«
    »Nach der Obduktion wurde Ludwig Förster zwischen 23 Uhr und 1 Uhr ermordet. Sie hätten also noch genügend Zeit gehabt, von Jüchen wieder nach Düsseldorf zu fahren.«
    »Bin ich aber nicht!«, sagte Lauscher trotzig.
    »Nein, nein, ich weiß. Sie sind nach Rohren gefahren, Ihre Frau kann Ihnen das Alibi bestätigen. Und sonst haben Sie keinen Zeugen. Das kennen wir ja schon.«
    »Nein!«, sagte Lauscher sehr verlegen, »ich bin nicht nach Rohren gefahren.«
    »Sondern?«
    Lauscher fielen die Worte schwer:
    »Ich bin, äh, noch nach Aachen ins Spielkasino gefahren …«
    »In den Klamotten lassen die den doch da niemals rein«, dachte Zimmermann.
    »… ins Spielkasino gefahren. Das ist doch die ganze Scheiße. Ich habe nämlich ein Spielproblem. Infobiologisches Unzulänglichkeitssyndrom oder eine Identitätskonfusion, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Klugschwätzer«, eiferte

Weitere Kostenlose Bücher