Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
hat den Scheich noch niemand, nur einmal im Jahr einen Rolls mit getönten Scheiben. Und die Männer, die hinter dem Zaun manchmal zu sehen sein sollen, sind auch nicht von hier. Ich kenne auch nur welche, die einen kennen, der einen kennt, der schon einmal jemanden hier gesehen hat.«
Zimmermann stoppte an der Zufahrt zu dem kleinen Elsenborner Flugplatz. Wie immer war kein Mensch zu sehen. Die beiden Männer vergewisserten sich noch einmal, dass auf dem großen Bauschild tatsächlich als ausführende Firma die gleiche Adresse wie in Höfen stand. Zimmermann schüttelte den Kopf:
»Stell dir vor, Eifel-Bild, da baut eine Firma aus Bitburg in Deutschland an einem Projekt, das von der Bundeswehr bezahlt wird, und in Belgien an einer Maßnahme der belgischen Armee. Und in Bitburg erzählt mir alle Welt, dass es die Firma nicht gibt.«
»Wir sind Idioten!«, sagte Nusselein plötzlich.
»Von dir weiß ich das schon lange«, antwortete Zimmermann.
»Warum sind wir nicht auf die ganz einfache Idee gekommen und quatschen in Höfen einfach mal einen Bauarbeiter an. Dir als Kripobullen …«
»Na, na, na!!!«
»… müssen die doch sagen, von wem sie ihre Lohntüte bekommen.«
Zimmermann sah Nusselein verdutzt an, dann schlug er sich mit dem Bewusstsein, dass Charly Huber da schon viel früher drauf gekommen wäre, vor die Stirn:
»Ja, Scheiße, das ist nahe liegend. Auf die Pferde, nach Höfen. Hier oben gibt es ja noch keine Arbeiter. Die fangen wahrscheinlich erst mit dem Flugplatz an, wenn die in Höfen mit der Straße fertig sind. Aber ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zwischen Höfen und hier.«
Nusselein nahm eine ehrfurchtsvolle Haltung an:
»Die Götter des Geistes küssen mich gerade! Du weißt, Charly Nusselein gilt als einer der einflussreichsten deutschen Denker der Gegenwart. Nur wenig bekannt ist aber, dass der Eifeler Gesellschaftstheoretiker Nusselein neben seiner theoretischen Arbeit auch einer künstlerischen Tätigkeit nachgeht: Der Fotografie!«
»Was war das denn für eine Ansage? Spuck aus!«, befahl Zimmermann.
Nusselein ging zum Wagen und holte aus seiner Umhängetasche ein Foto von der Bundesstraße in Höfen raus. Er gab das Bild dem Kripomann und nahm einen ganz wichtigen Gesichtsausdruck an:
»Sherlock Holmes schlussfolgert: In Höfen ist die Straße doch kerzengerade. Warum soll das nicht auch eine Landebahn wie hier werden? Wenn zum Beispiel hier oben Nebel ist. Dann sperren die einfach Höfen am Ortseingang und -ausgang und die B-Hunter können ohne Mühe da landen.«
»Und aus einer Seitenstraße, Klugscheißer, kommt der Höfener Pastor und kracht mit seinem Wagen gegen deinen Düsenjäger. Glaub ich nicht, was du sagst, Eifel-Bild: Wenn hier Nebel ist, ist auch in Höfen Nebel.«
»Höfen hat überhaupt keinen Pastor mehr. Klugscheißer, das muss sich der Meister der geschliffenen Sprache sagen lassen.«
Da weit und breit auch kein »Hummer« zu sehen war, gingen die beiden zum Kripo-Ford und fuhren wieder gen Deutschland.
Als sie das so genannte Scheichhaus passierten, sah man dort gerade mehrere Wagen reinfahren.
»Schau mal an, Eifel-Bild, offensichtlich ist gerade dein Scheich angekommen und lässt in Hellenthal wieder einen fliegen.«
»Mit was für einem Niveau muss ich mich hier abgeben«, antwortete Nusselein, »und dann bin ich der Meinung, dass Schlei…«
»Halt einfach mal dein blödes Maul«, sagte Zimmermann.
* * *
Apropos Fliegen: In Düsseldorf, genauer gesagt, im Büro des Ministerpräsidenten, flogen derweil die Sektkorken – na ja, um genauer zu sein, es waren eher Champagnerkorken: Krug Grand Cuvée Brut.
Ministerpräsident Nils Steenken prostete Dr. Volker Ophoven zu:
»Wusstest du, dass sich am Vorabend ihrer Krönung die zukünftigen Könige in Reims an rosa Biskuits, die sie in prickelnden Champagner tauchten, erfreuten?«
»Ich sehe keine rosa Biskuits, nur diese belgischen Plätzchen, die du uns schon seit Jahren anbietest. Aber wo wir gerade über Krönung reden. Wann sollen wir deine Wahl durchziehen?«, lenkte Ophoven das Gespräch wieder Richtung Tagesgeschäft.
»Das überlasse ich dem Ältestenrat. Ich denke aber, dass wir die Sache in den nächsten drei Wochen hinter uns bringen. Die Mehrheiten sind ja wohl offensichtlich klar, oder?«
»Natürlich. Habe ich alles mit den Rheinländern durchgekaut. Von denen wechseln so viele zu uns oder zu den Grünen, dass deiner Wiederwahl nichts mehr im Wege stehen wird.«
»Mein Traum
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