Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
eine Frage«, warf Nusselein ein, »wie ist das mit der Baustelle in Elsenborn?«
»Baustelle in Elsenborn? Ich habe keine Ahnung von einer Baustelle in Elsenborn«, antwortete Strupp, »wenn wir hier fertig sind, gehen wir mit der ganzen Mannschaft nach Kordel. Da entfällt wenigstens diese scheißlange Anfahrt jeden Morgen. In der Zeitung von hier zerreißen die uns doch, weil das so langsam geht. Aber keiner fragt, warum man eine Baufirma aus der Südeifel geholt hat. An- und Abfahrt jeden Tag sind doch über zwei Stunden. Wenn ich dann die Pausen noch abziehe, können wir hier jeden Tag nur knapp fünf Stunden schaffen. Das ist doch völliger Blödsinn.«
»Und von einer Baustelle – vielleicht als Folgeauftrag – in Elsenborn auf dem Flugplatz des Truppenübungsplatzes haben Sie noch nie etwas gehört?«, hakte Zimmermann noch einmal nach.
»Neee, das ist doch auch Belgien! Das würde doch einen riesigen Behördenkram erforderlich machen. Neee, wenn wir hier fertig sind, geht es ab nach Kordel und dann kann mich diese Nordeifel hier am Arsch lecken. Dann sind wir wieder daheim.«
Zimmermann ließ sich noch die Anschrift der Baufirma in Welschbillig geben, dann verabschiedeten sich die beiden:
»Und wenn Ihnen noch etwas einfällt«, sagte Zimmermann mit strengem Ton, »hier meine Karte.« Diesen Satz hatte er sich von Charly Huber gemerkt.
»Was soll mir denn noch einfallen?«, fragte Bauleiter Strupp und warf die Karte in die oberste Schublade seines Schreibtischs, in der ein riesiges Leberwurst-Butterbrot lag, für das ein achtel Schwein sein Leben lassen musste.
Zimmermann brachte Nusselein nach diesem recht unergiebigen Gespräch nach Widdau zurück. Dort übernahm er, noch immer ganz Charly Huber, die weitere Planung:
»Also, ich fahre morgen nach Welschbillig zu dieser Baufirma. Und du guckst, dass du noch ein paar Sachen über den Förster und die Amerikaner an Land ziehst. Wenn die Amis mit dem Förster-Mord irgendetwas zu tun haben, na dann gute Nacht. Dann habe ich hier alle Geheimdienste der Welt rumtanzen und kann mir meine Ermittlungen in die Haare schmieren.«
»Mit Geheimdiensten hast du in der Eifel ja dauernd zu tun. Steckte nicht auch der CIA hinter dem Diebstahl des Konzener Fußballtors?«
Nach einem kräftigen Stoß fand sich Nusselein Sekunden später auf dem Parkplatz wieder, während Zimmermann grinsend davonfuhr.
»Staatlicher Willkürterror!«, schrie ihm Nusselein hinterher.
7. Der Schlapphut
Nusselein überlegte kurz, ob er nach Ruitzhof in seinen Zirkuswagen oder in die Redaktion fahren sollte. Sein Handy, in dem er als Klingelton die zwölfstündige »Ring«-Fassung von Richard Wagner in einer Schlingensief-Bearbeitung programmiert hatte, nahm ihm die Entscheidung ab:
»Ja, Nusselein.«
»Guten Tag, sind Sie der Journalist, der in der Förster-Sache recherchiert?«
»Wer sind Sie?«
»Das spielt im Moment keine Rolle. Erinnern Sie sich in dem Watergate-Film an den Mann aus der Tiefgarage?«
»Ja, warum?«
»Sagen wir es einfach mal so. Ich bin Ihr Mann aus der Tiefgarage und würde Sie gerne treffen. Alleine, ohne Ihren Polizeihund.«
»Und mir dann wieder eine aufs Maul hauen.«
»Wir haben Sie noch nie körperlich angegriffen. Und ich kann Ihnen garantieren, dass wir das auch in Zukunft nicht machen. Wir haben einfach nur Interesse daran, einige Sachen klarzustellen. Sie recherchieren nämlich in eine völlig falsche Richtung.«
»Wer ist wir?«, hakte Nusselein nach.
»Das wird sich zeigen. Also: Können wir uns treffen? Mir ist klar, dass Sie Angst haben. Aber die ist unberechtigt.«
»Ich habe nie Angst!«, antwortete Nusselein trotzig und schaute dabei gen Himmel in die Richtung, wo er Herrn Schlüter auf Wolke 8, also direkt neben Wolke 7, vermutete.
»Gut«, sagte der Unbekannte, »dann treffen wir uns in einer Stunde in der ›Mestrenger Mühle‹ bei Simonskall. Sie sind jetzt in Widdau. Fahren Sie nach Schmidt und dort Richtung Vossenack. Ungefähr in der Mitte ist ein Hinweisschild …
»Ich weiß, wo die ›Mestrenger Mühle‹ ist«, sagte Nusselein trotzig.
»Dann ist ja alles gut! Ich sitze bei diesem Wetter draußen alleine an einem Tisch. Sie erkennen mich, dass ich in Ihrem ›Hammer‹ blättere. Das macht dort bestimmt kein zweiter«, antwortete der Unbekannte und brach das Gespräch ab.
Nusselein fühlte sich unwohl und betete während der ganzen Fahrt zu Herrn Schlüter:
»Bitte, lass es keine Falle sein. Ich gehe auch nie wieder
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