Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
in den Puff nach Aachen.« Die Betonung lag dabei auf Aachen.
Über Imgenbroich, Simmerath und Strauch fuhr er an dem Waldgebiet, das die Einheimischen »Buhlert« nennen, vorbei nach Schmidt und bog dort in Richtung Vossenack ab. Nach wenigen Minuten erreichte er den Parkplatz des beliebten Ausflugslokals. Dort standen nur fünf Autos – alle mit Nummernschildern »AC« und »DN«. Auf der Terrasse herrschte mäßiger Betrieb – Ausflügler und Wanderer. An einem Einzeltisch saß ein ungefähr vierzigjähriger Mann, der wie ein Fachberater für Kleinkredite der Kreissparkasse Düren aussah. Er blätterte gelangweilt im »Hammer«. Nusselein setzte sich unaufgefordert an den Tisch:
»Sie sind der Mann aus der Tiefgarage?«
»Genau«, antwortete dieser, »Sie brauchen sich übrigens die Nummernschilder nicht zu merken. Ich bin zu Fuß aus Simonskall gekommen. Aber lassen Sie uns direkt zur Sache kommen. Mein Name spielt übrigens keine Rolle. Also: Wir wissen, dass Sie sich für die Arbeit der Funkstation in Höfen interessieren und auch dort in Sachen des Förster-Mordes ermittelt haben. Sagen Sie jetzt nichts, wir wissen es einfach. Ich bin daher beauftragt worden, Ihnen klarzumachen, dass Höfen nichts, aber auch gar nichts mit dem Mord zu tun hat.«
»Und welche Interessen vertreten Sie damit?«, warf Nusselein ein.
»Sagen wir es mal so. Wir möchten dort weiter in Ruhe arbeiten. Daher schlage ich Ihnen einen Deal vor. Wir helfen Ihnen und Ihrem Kripofreund bei den weiteren Ermittlungen im Förster-Mord. Dafür lassen Sie in einem möglichen späteren Artikel in Ihrem Blättchen die Einrichtung in Höfen völlig außen vor. Ich kann Ihnen versichern, dass dort – bis auf den Fall der Geschwätzigkeit eines kleinen Politikers – niemand etwas mit dem Mord zu tun hat. Übrigens: Hubert Rader geht in den vorzeitigen Ruhestand, seine Rente wird etwas gekürzt, dafür sehen wir von einem Disziplinarverfahren ab. Dann kann er sich in Ruhe seiner Dorfpolitik widmen.«
Nusselein wollte protestieren.
»Sagen Sie einfach nichts. Ich kann Ihnen alle Einzelheiten von Ihrem Gespräch auf dem Parkplatz am Burgau erzählen. Also, beschäftigen wir uns nicht mit Nebensächlichkeiten. Wir möchten nur aus der Sache rausgehalten werden.«
Eine Kellnerin unterbrach das Gespräch:
»Was darf es sein?«
Der Unbekannte kam Nusselein voraus:
»Die geräucherte Forelle nach Chiemgauer Art hört sich gut an. Zweimal?«
Als Nusselein nickte, bestellte der Unbekannte:
»Und bringen Sie noch zwei Bier mit.«
Dann schaute er Nusselein wieder an:
»Wo waren wir stehen geblieben?«
»Ich wiederhole mich ungern: Wer, verdammt noch mal ist WIR?«, hakte Nusselein nach.
»Das ist kein Geheimnis: Der Bundesnachrichtendienst. Unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen wir professionell und kompetent. Wir sind selbstkritisch und stellen uns der Kontrolle durch die dafür vorgesehenen Gremien. Mit dem Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel gehen wir verantwortungsbewusst um und wahren den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.«
»Was ist das denn für eine glatt gebügelte Ansage aus einem Werbeheftchen?«, warf Nusselein ein, der sich langsam sicherer fühlte.
»Das IST aus einem Werbeheftchen. Sie sind Journalist – ein Berufszweig, den wir nicht unbedingt mögen, aber als demokratische Einrichtung respektieren. Dem berechtigten Interesse der Öffentlichkeit an unserer Arbeit begegnen wir mit größtmöglicher Öffnung, wahren jedoch den Schutz unserer nachrichtendienstlichen Verbindungen und Methoden durch Geheimhaltung und Diskretion.«
»Können wir die ganzen Sprüche aus Ihrem Werbeheftchen jetzt mal in eine logische Reihenfolge bringen? Oder zu einem Ende?«
»Gerne, dafür bin ich hier. Also, ich rolle die Sache mal ganz einfach auf: Erstens: Mit dem Mord an dem Landtagsabgeordneten Förster haben wir – und auch jede andere Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland – nichts zu tun.«
»Wer denn verdammt?«, warf Nusselein ein.
»Wir wissen es nicht, haben auch schon die Unterlagen von der Kripo Düsseldorf angefordert. Aber die tappt völlig im Dunkeln. Ich muss Ihnen an dieser Stelle etwas erklären. Wir Deutsche haben nur wenig Verständnis für die Aktionen, die amerikanische Einrichtungen auf unserem Grund und Boden so treiben. Aber deren Motto ist halt: American eyes only – also: Nur amerikanische Augen können sehen.«
»Das hätte ich auch so verstanden«, warf Nusselein ein.
Der Unbekannte ließ sich
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