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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Monschau in die Redaktion. Er wollte Kufka unter keinen Umständen verärgern und daher pünktlich sein.
    Auf der Fahrt ins Tal überlegte er, ob er nach dem K.o.-Niederschlag durch Larry Lewaker am Flugplatz Elsenborn nun einen Titel tragen dürfe: WBO-Vizeweltmeister oder etwas Ähnliches. Er verwarf diesen Gedanken in den Bereich der Schnapsideen. Viel mehr bewegte ihn dann allerdings die Frage, warum der Fünfte der WBO-Weltrangliste im Hohen Venn gewesen sein sollte.
    In dem »Abendzeitung«-Artikel, der auf dem Beifahrersitz lag, hatte dazu kein Wort gestanden:
    Köln. - Es ist die Woche der Wahrheit für Wladimir Klitschko. Der Boxer aus dem Hamburger Universum Boxstall kämpft am kommenden Samstag in der Köln-Arena gegen den US-Profi Larry Lewaker um das vakante Championat der World Boxing Organization (WBO). Diesen Titel hatte Wladimir Klitschko durch eine überraschende K.o.-Niederlage gegen Corrie Sanders (Südafrika) abgeben müssen.
    Auf ihrem Schreibtisch zerteilte Elli gerade einen Hefezopf. Ihre Bluse war nach Nusseleins Meinung an diesem Morgen einfach ein paar Nummern zu groß. Wenig später stürmte Alex Kufka in die Redaktion und war mehr als verwundert, dass sein Mitarbeiter schon anwesend war. In den letzten drei Jahren war das nicht einmal der Fall gewesen.
    Der Chefredakteur ließ sich in den Sessel fallen, während Nusselein auf der Nachtspeicherheizung im Schneidersitz saß.
    Kufka kam, nachdem er schnell noch zu einem Luftpolsterumschlag auf Ellis Schreibtisch gegriffen hatte, direkt zur Sache:
    »Ich habe es euch ja schon gestern mitgeteilt: Ich habe die ›Aachener Stadtillustrierte‹ gekauft. Den ›Hammer‹ wird es also in Zukunft auch in der Aachener Innenstadt geben. Mir ist damit also für unsere Zeitung der Sprung in die Urbanität geglückt.«
    »Heißt diese Billigkette mit Bullshit nicht Urbanität?«, warf Nusselein ein, erntete dafür aber nur ein scharfes »Urban! Vollidiot!«. Dann fuhr Kufka fort:
    »Um es kurz zu machen: Wir müssen in Zukunft also auch immer Aachener Themen in unserem Blatt haben. Das interessiert die Eifeler Menschen sowieso, da sie das ja auch von der Tageszeitung gewohnt sind. Ich habe heute Nacht schon einen Redaktionsplan gemacht. Also: Titel wird der Förster-Mord. Ich will also endlich Resultate sehen.«
    »Ich bin ganz dicht dran!«, log Nusselein, räumte dann aber etwas leiser ein:
    »Zumindest an einem recht munteren Zwischenbericht. Den Mörder können wir ja dann einen Monat später präsentieren.«
    »Den Mörder präsentieren wir keinen Monat später. Sondern im nächsten Blatt, verstanden! Du hast ja noch etwas Zeit bis zum Redaktionsschluss. Und dann brauchen wir noch etwas für Studenten. Immerhin schaltet die TH eine Riesenanzeige. Also: Ich hören.«
    Kufka zerdrückte ein Luftpolster und schaute Nusselein erwartungsvoll an.
    Dieser blies zunächst einmal Luft aus dick voll gepumpten Backen:
    »Ich kann ja auch nicht zaubern. Also wegen dem Förster, meine ich. Die Studentensache schustere ich schon irgendwie zusammen.«
    »Du hast genau zwei Stunden Zeit, Schustermeister!«
    »Das trifft sich gut«, warf Nusselein ein, »ich treffe nämlich gleich in der Förster-Sache noch einen Informanten vom Bundesnachrichtendienst, der sich in Höfen auf der Funk rumtreibt.«
    Kufka hatte keine Lust, den Wahrheitsgehalt dieser Nusselein-Aussage zu hinterfragen. In den letzten Jahren war er zu oft enttäuscht worden:
    »Also, schwing dich an deinen Computer und schwupp, schwupp eine Studentengeschichte.«
    Nusselein ging in sein Büro in der ersten Etage und schaffte tatsächlich bis viertel vor Zehn einen Artikel, der etwas mit Studenten zu tun haben könnte – allerdings mit einer stark geprägten Erinnerung an Nusseleins längst vergangene Studienzeit in Berlin.
    Alex Kufka, der nie eine Uni von innen gesehen hatte, sagte nur »Kein Hit – aber meinetwegen«.
    Her mit den frischen Studentinnen
    Eine Stadt harrt der Damen, die da kommen sollen.
    Die Luft ist angereichert mit einer fast unerträglichen erotischen Spannung! Prickelnder Sex ist überall spürbar! Keine Frage – wir befinden uns in der Mensa der TH. Wo gestern die erregten Tischgespräche noch um Tütensuppen, Vorjahreskartoffeln oder –nudeln, Kohl und Chemie-Pudding kreisten, gibt es heuer nur ein Thema, das so alt ist wie die Geisteshaltung schlagender Verbindungen: Die frischen, blutjungen Studentinnen kommen. Beste Erstsemester-Ware, importiert aus den Gymnasien der

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