Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
wurden. Als er fertig war, brauchte auch Töpfer erst einmal einen Schampus:
»Also. Ich gehe einfach mal davon aus, dass das mit der Schriftstellertante von dem Ophoven und dem Förster stimmt?«
»Ich war selbst bei der Lesung, und dass die danach nicht im Hotel, sondern bei dem Förster gepennt hat, weiß ich aus absolut zuverlässiger Quelle«, sagte Nusselein und aß kalte Pasta, die er aber Nudeln nannte …
Töpfer nahm einen kräftigen Schluck:
»Also, wie gehen wir vor? Ich schlage vor, dass du, Gaby, in deiner Kolumne erst mal etwas Klatsch bringst: So in der Richtung: Steht eine Trennung im Hause Ophoven an? Den Förster erwähnen wir aber mit keinem Wort. Den behalten wir als Joker in der Hinterhand. Das müssen wir natürlich alles von der Chefredaktion absegnen lassen. Non testatum. Dazu holen wir aber ganz unjournalistisch keine Stellungnahme aus dem Hause Ophoven ein. Erst wenn die Chose erschienen ist, rücken wir an. Es ist noch zu überlegen, ob das die Kripo dann macht, oder ob wir zuerst vorstellig werden.«
»Wenn das in eurer Zeitung steht, muss die Kripo sofort vorstellig werden«, warf Zimmermann ein.
»Gut«, sagte Töpfer, »wenn das deine Düsseldorfer Kollegen, ich darf doch Du sagen, machen, werden die uns erst einmal von allen Informationen abschneiden. Da ist zuviel hohe Politik dabei. Wäre es möglich, dass dich deine Düsseldorfer Kollegen in die Ermittlungen einbeziehen?«
»Ich glaube schon«, nickte Zimmermann. In diesem Augenblick klingelte das Handy des Kripobeamten. Zimmermann meldete sich und sagte dann nur noch ein »Hm«, »Ist gut«, »Ich bin zufälligerweise gerade in Düsseldorf« und »Ich komm gleich«. Dann beendete er das Gespräch:
»Ihr werdet es nicht glauben. Das war gerade der Bolzenkötter von der Düsseldorfer SOKO Altbier: Der Mord an dem Förster ist aufgeklärt. Ein Berufskiller. Ich soll sofort ins Präsidium kommen. Um 15 Uhr ist eine Pressekonferenz.«
»Da waren andere wohl schneller als wir«, fluchte Töpfer, »auf jeden Fall rücken wir mit der gesamten Mannschaft bei der PK an. Auch du, Gaby!«
Gaby stöhnte und bestellte sich noch einen Schampus:
»Dabei möchte ich doch viel lieber über irgendwelche Tafelbilder von Gabriele Henkel berichten.«
»Hat die was mit Waschpulver zu tun?«, frage Nusselein.
* * *
Bernd Balkenhol, der Oppositionsführer von der CDU, war zur gleichen Stunde ungefragt vor die Presse getreten. Getreten? Eher marschiert – mit dem stramm geschulten Gang eines Trägers der goldenen Wandernadel des »Sauerländischen Gebirgsvereins«.
»Ich werde in einigen Wochen Ministerpräsident dieses Landes sein, woll!« verkündigte er und schaute dabei wie einer, der genau weiß, dass alle Macht vom Sauerland ausgeht.
Die wenigen Journalisten, die zu dieser Pressekonferenz gekommen waren, schauten müde. Schließlich rang sich eine Volontärin der »Westdeutschen Zeitung« zu der alles entscheidenden Frage durch:
»Nun, aber, wir alle wissen doch, dass Ihnen dazu ein paar Stimmen im Landtag fehlen werden.«
Bernd Balkenhol schaute streng:
»Wie wir im Sauerland sagen: Die Schweinskopfsülze wird erst nach dem Schlachten verspeist, woll. Wir werden in den nächsten Tagen Sachen auf den Tisch dieses hohen Hauses legen, da werden Sie nur staunen, woll!«
»Nun reden Sie doch schon«, hakte die Volontärin nach und warf dabei keck eine knallrote Strähne aus ihrer Stirn, »oder wird es tatsächlich Schwarz-Grün geben, wovon einige hier seit ein paar Tagen hinter den Kulissen munkeln?«
»Die Zeit ist dazu noch nicht reif, woll«, antwortete Balkenhol und polterte dann los:
»Aber ich rede hier nicht von Schwarz-Grün, diese Sandkasten-Gedankenspielchen über eine schwarz-grüne Koalition wird es sowieso nicht mehr geben, solange ich in der CDU noch etwas zu sagen habe, woll. Solange es Öko-Stalinisten und ehemalige Terroristen, woll, wie Jürgen Trittin und Joschka Fischer gibt, wird es mit mir keine Koalition mit diesem Haufen geben, woll.«
Balkenhol sprachs und schritt strammen Schrittes von der politischen Bühne dieses Morgens.
Die Kugelschreiber der Journalisten nahmen erste Bewegungen auf. Wenigstens die Schlagzeile
Balkenhol beleidigt grüne Minister
sollte ein wenig für Wirbel sorgen. Nachdem dpa die Meldung verbreitet hatte, sprang auch sofort die Polit-Maschinerie an. Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion, forderte Balkenhol auf, sich sofort zu entschuldigen und legte
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