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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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in Düsseldorf. Alle! Ich selbst habe ja überhaupt keine Ahnung vom Schreiben. Briefe an Behörden, meine süßen Freunde, und Versandhäuser schreiben mir ganz freundschaftlich die netten Leute vom N.T. So sind wahre Kunstwerke unter meinem Namen um die Welt gegangen – Kunstwerke, von denen ich allerdings keine Zeile geschrieben habe. Aus Dank verschwindet schon einmal – lassen Sie das bloß meinen Chef nicht wissen – ein Deckel mit vielen Strichen. Sie hätten da mal den Brief an meine Vermieterin lesen sollen. Es ging um einen Sprung im Fenster.«
    »Der hat einen Sprung in der Schüssel«, dachte Nusselein nur und musste dann weiter »dem Stefan« zuhören:
    »Dieser Brief an meine Vermieterin. Ein Gedicht. Nein, natürlich kein Gedicht. Aber man sagt das ja so, wenn Sie verstehen. Wollen Sie, dass ich Ihnen diesen Brief einmal vorlese? Ich habe ihn zufällig bei mir.«
    Nusselein wehrte ab:
    »Nein! Lassen Sie nur. Wir haben sehr wenig Zeit und den Kopf voll mit einer ganz geheimen Geschichte. Wir warten hier eigentlich auf Frau Gottschling.«
    »Schatzi, ich weiß doch. Hat mir doch Timi-Töpfer-Baby alles schon gesagt. Die kommt gleich.«
    Der Stefan nahm seine Wischaktionen um die Kaffeetassen herum wieder auf:
    »Hier laufen nämlich die Fäden der ganzen Stadt Düsseldorf zusammen. Ja, ja. Manchmal schauen hier auch schon mal Politiker rein, um mit den Medienleutchen einen zu trinken, oder auch schon einmal, um sich mit einem Journalisten zurückzuziehen. Dafür habe ich da hinten – sehen Sie, neben dem Kleiderständer mit den Zeitungsstangen – extra einen Tisch, wo keiner mithören kann. Man weiß es ja nicht, und ich will auch nichts gesagt haben, aber da sind vielleicht schon Dinge gelaufen, die nicht so ganz astrein waren. Beweisen kann ich natürlich nix, und hier sind auch keine Umschläge über den Tisch gewandert. Aber wie da manche gesprochen haben – man hat ja ein Auge dafür. Ich will ja nicht hochstapeln. Aber ich glaube, dass hier – bei mir – Politik gemacht wird.«
    In diesem Augenblick betrat ein Mann das Lokal, den »der Stefan« sofort mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßen musste.
    Zimmermann flüsterte Nusselein zu:
    »Gleich erschlag ich ihn. Kann man den nicht abstellen?«
    Da war »der Stefan« schon wieder da:
    »Entschuldigung. Wo war ich stehen geblieben?«
    »Hinten an der Tür«, dachte Nusselein nur.
    Weder er, noch Zimmermann antworteten:
    »Kennen Sie übrigens den Journalisten-Witz: Gehen zwei Journalisten an einer Kneipe vorbei … Ach, den kannten Sie? Der da reinkommt ist der Star-Sportreporter von der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Grüß Dich, Baby! Unter uns. Der hat in seinem Leben noch nie nach einem Ball getreten. Der sagt immer: Um eine Konzertkritik zu schreiben, brauche ich ja auch nicht Oboe spielen zu können. Ist doch originell der Satz, finden Sie nicht auch? Wo der allerdings ganz groß drin ist, ist das Thema Frauen. Teflon wird der genannt – weil er nichts anbrennen lässt. Ja, Kir Royal. Kommt sofort. Ulli, bring dem Heiner doch mal einen Kiri.«
    »Der Stefan« unterbrach kurz seinen Redefluss und starrte zur Tür, durch die gerade eine flotte Enddreißigerin kam. »Der Stefan« winkte ihr merklich unfreundlicher zu:
    »Kultur-Redakteurin von der ›NRZ‹. Eingebildet ist die, vor vier Wochen hätte die einen Sport-Redakteur nicht mit dem – na ja, Sie wissen schon – angeschaut. Aber irgendwie scheint der Heiner die rumgekriegt zu haben. Und jetzt frisst sie ihm aus der Hand. Interessiert Sie das überhaupt? Ich bin aber auch eine alte Labertasche!«
    Nusselein schickte ein Stoßgebet zu Herrn Schlüter:
    »Oh, Herr Schlüter lasse es Nacht werden, die Preußen, Blücher oder diese Gaby Gottschling kommen.«
    »Der Stefan« fuhr sich durchs Haar:
    »Unser Sekt-Frühstück ist noch nicht einmal teuer. Roter Kaviar – nun ja, kein russischer, aber auch kein deutscher – und ein guter Sekt. Ach, da kommt ja Frau Gottschling. Also, mein Fall ist die nicht. Aber bitte, ich stelle Sie vor. Habe ich Timi-Baby versprochen.«
    »Der Stefan« winkte die AZ-Kolumnistin an den Tisch.
    »Gaby Gottschling ist zwar keine Schönheit, hat aber das gewisse Etwas« würde Nusselein am Abend auf seine Pinwand in Ruitzhof pappen. Die Journalistin war gekleidet, als müsste sie sofort zu einem Empfang beim Bundespräsidenten, entpuppte sich aber schnell als sehr locker:
    »Also, Ihr beiden seid die SOKO Eifel. Tim hat mir schon alles

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