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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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ebenfalls medienträchtig nach:
    »Auch für einen politischen Provinz-Trunkenbold wie Balkenhol gibt es Grenzen«.
    Zu dieser Zeit war der so geschmähte Provinz-Trunkenbold aber schon wieder auf der Rückfahrt zu seinem Wahlkreis nach Brilon und hörte im WDR II, zu dem Balkenhol bei den Nachrichten immer von WDR IV umschaltete, die Meldung, dass »der Mordfall an dem Landtagsabgeordneten Förster offensichtlich aufgeklärt ist. In diesem Augenblick beginnt im Düsseldorfer Polizeipräsidium eine Pressekonferenz. Sobald erste Ergebnisse vorliegen, werden wir Sie umgehend informieren.«
    Balkenhol lächelte und schaltete wieder auf WDR IV um. Dort beschwor ein Barde, er habe noch Sand in den Schuhen aus Hawaii.

8. Das Ende vom Lied
    Irgendjemand hatte seit der letzten Pressekonferenz im Versammlungsraum des Düsseldorfer Polizeipräsidiums die Bilder an den Wänden ausgetauscht. Statt der spannenden Pferd- Motorrad- und Hundebilder aus den fünfziger Jahren hingen nun Cartoons mit Polizisten in den gleichen, angestoßenen Rahmen. Auf den Cartoons waren die Polizisten die Helden und die anderen die Dummen. In einer Box, die offensichtlich die Gewerkschaft der Polizei zu anstehenden Personalratswahlen aufgestellt hatte, konnte man sich mit Kondomen bedienen, auf denen »GdP Verkehrskontrolle« stand. Die Journalisten ignorierten diese Give-Aways und griffen lieber zu den transparenten GdP-Aufklebern, von denen in Polizeireporter-Kreisen die Mär ging, dass sie bei Alkohol-Straßenkontrollen recht behilflich sein könnten.
    Heinz Bolzenkötter klopfte auf die Mikrofone und rief »Test, Test« in den Raum. Dann erklärte er, dass man zunächst eine Presseerklärung verteilen werde:
    Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Düsseldorf und der Polizei NRW
    Brutales Tötungsdelikt – Fortschreibung
    Seitdem die Mordkommission im Fall des brutalen Mordes zum Nachteil des Landtagsabgeordneten Ludwig Förster die Arbeit aufgenommen hat, ging sie einer Vielzahl an Spuren und Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Obduktionen zweier ermordeter Prostituierten aus dem Düsseldorf Eroszentrum ›Hinter dem Bahndamm‹ und einer Gelegenheitsprostituierten aus Hamm haben parallel zu diesen Ermittlungen an den Tag gebracht hat, dass für diese Taten der polizeibekannte Buzer Ghürüan mit eindeutiger Sicherheit in Frage kommt. Die Ermittler gehen derzeit nicht von Raubmorden aus, da bei den Ermittlungen festgestellt wurde, dass sich in den Wohnungen der beiden Frauen erhebliche Bargeldmengen befanden. Die Ermittlungsbehörden gehen vielmehr von einem Auftragsmord aus. Ein DNA-Abgleich, der mit Spuren an der Leiche des Landtagsabgeordneten Förster durchgeführt wurde, ergab im weiteren Verlauf der Untersuchung, dass für diesen Mord ebenfalls eindeutig der Buzer Ghürüan in Frage kommt. Dieser ist z.Z. flüchtig. Auch in diesem Fall gehen die Behörden von einem Auftragsmord aus. Daher bittet die Mordkommission nochmals die Bevölkerung um Mithilfe. Wer hat Buzer Ghürüan gesehen, wer kann Angaben zu dessen Aufenthaltsort machen? Hinweise nimmt die Mordkommission im Düsseldorfer Polizeipräsidium unter 0211 / 870-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
    »Ich habe sie eben selbst geschrieben. Wenn noch Fragen sind, stehe ich gerne zur Verfügung.«
    Neben Bolzenkötter hatte Gottfried Zimmermann Platz genommen und nickte Gaby Gottschling, Tim Töpfer und Charly Nusselein kurz zu. Letzterer ergriff das Wort:
    »Auftragsmord heißt also, dass dieser Guru …«
    »Ghürüan, Buzer Ghürüan«, verbesserte Bolzenkötter.
    »Gut«, fuhr Nusselein fort, »dass also der Täter im Auftrag gehandelt hat und wohl selbst in keinerlei Verbindung zu seinen Opfern stand.«
    »Das kann man wohl so sagen«, warf Zimmermann ein und hoffte, dass die WDR-Kamera einen Schwenk auf ihn machen und Charly Huber das über Satellit in Bayern sehen würde.
    »Dann haben Sie, beziehungsweise kennen Sie zwar den Täter, aber nicht den Auftragsgeber?«
    »Kann man auch so sagen«, nickte Bolzenkötter und zeigte auf Tim Töpfer, der sich brav gemeldet hatte:
    »Zwei Prostituierte – ein Politiker. Da treffen aber doch zwei recht unterschiedliche Szenen, beziehungsweise Welten aufeinander.«
    »Auch als Auftragskiller nimmt man die Aufträge, wie sie kommen«, stellte Bolzenkötter lakonisch fest.
    »Somit sind«, hakte Tim Töpfer nach, »also alle drei Fälle nur zu einem Drittel aufgeklärt: Der Mörder ist bekannt, er ist nicht gefasst

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