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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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sich gesehen und der eiskalte Eskimo hat, zum Beispiel, gedacht, dass er alles Mögliche werden könne: Ein großer Mann, ein Leuchtfeuer, ein philosophischer Geist, ein eiskalter Eskimo. Oder ein tätiger, tüchtiger eiskalter Eskimo; der eiskalte Eskimo sah sich beim Brückenbau zwischen zwei Eisschollen, beim Straßenbau in Lappland, im Pelz-Drillich, sah sich verschwitzt herumgehen im ewigen Eis, das Land vermessen, aus einer Blechbüchse eine dicke Lebertran-Suppe löffeln, einen Robbenknochenmark-Schnaps trinken mit den anderen eiskalten Eskimos, schweigend. Der eiskalte Eskimo verstand sich nicht auf viele Worte. Oder ein Revolutionär, der den Brand an den vermorschten Holzboden der Gesellschaft legte; der eiskalte Eskimo sah sich feurig und beredt, zu jedem Wagnis aufgelegt. Der eiskalte Eskimo begeisterte, er war im Iglu-Gefängnis, er litt, scheiterte und errang den ersten Sieg über ein uraltes Walross. Der eiskalte Eskimo hatte ja nur dieses eine Leben zu leben, dieses eines eiskalten Eskimos mit Namen Ich zu verspielen, begierig nach Glück, nach Lebertran, nach Schönheit, geschaffen für Glück und süchtig nach jedem Glanz! Das Vorhaben des eiskalten Eskimos: Ankommen und Fischsuppe!«
    Ulla Ophoven alias Susanne von Breitenstein sah ihr Publikum lange an:
    »Bravo«, rief eine Frau, »im Text dieses permanente Allgegenwärtige der Eskimofrau, ohne sie extra zu erwähnen, bravo.«
    »Damit haben sie Ingeborg Bachmann neues Leben eingehaucht«, rief ein pensionierter Schulreferent des Regierungspräsidenten aus Düsseldorf.
    »Ingeborg Bachmann würde sich im Grabe umdrehen«, dachte ein anderer.
    Ulla Ophoven alias Susanne von Breitenstein ahnte nicht, dass sie just in diesem Augenblick großes Medieninteresse erweckte – allerdings nicht im Kulturteil, sondern eher im Boulevard.
    * * *
    Gaby Gottschling musste erst einmal einen zur Brust, der recht ansehnlichen, nehmen:
    »Ein Glas Prosecco«, orderte sie und »der Stefan« wieselte Sekunden später an den Tisch:
    »Bitte sehr, bitte gleich: Ein Glas Prosecco di Valdobbiadene.«
    Nachdem die Klatsch-Kolumnistin das Glas in einem Zug leer getrunken hatte, sah sie die beiden Eifeler lange an:
    »Jungs, wenn das alles stimmt, wird mir, ehrlich gesagt, die ganze Sache zu heiß. Ich bin nur für Klatsch zuständig, aber hier kann, hier kann es auch um Mord gehen. Gut, dass die Ophoven-Tante ein Verhältnis hatte, das kann ich noch ungefragt ins Blatt heben, aber bei Mord muss ich schon non testatum, nicht überprüft, an mein Manuskript schreiben und das der Chefredaktion vorlegen.«
    »Non testatum, nicht überprüft!« – Nusselein nahm sich fest vor, diese ihm völlig unbekannte Formulierung in den journalistischen Alltag des »Hammer« einzuführen.
    Gaby Gottschling wühlte in ihrem kleinen silbernen »Gaultier«-Rucksack und holte ihr Handy raus:
    »Ich rufe mal Tim, Tim Töpfer, an. Das ist eine erfahrene Reporter-Nase. Vielleicht hat der eine Idee, wie wir vorgehen können.«
    »Der Stefan« kam an den Tisch:
    »Wenn die Herrschaften etwas essen mögen? Auf unserer Today Deli Karte bieten wir heute Fettuccine mit Blattspinat in Rahm und gebackenen Mozzarellasticks für 7,99 Euro inklusive eines Softdrinks an.«
    »Deinen Softdrink kannst du dir in die Haare schmieren«, dachte Nusselein und bestellte dann:
    »Ein Bier und irgendwas mit Nudeln und Soße.«
    »Der Stefan« verzog das Gesicht, als hätte Nusselein einen Spucknapf geordert und klärte dann auf:
    »Da kann ich unsere Pasta mista mit Gemüsestreifen in leichter Limetten-Safransauce nur wärmstens empfehlen.«
    Nusselein nickte und Zimmermann bestellte »Irgendeinen Salat mit was Fleisch bei« während Gaby Gottschling nur »Ich brauch nen Champus« stöhnte.
    »Der Stefan« schaute gen Himmel:
    »Veuve Clicquot, brut, wie immer und welches Hausdressing hätte der Herr gerne? Frenchdressing, Kräutervinaigrette oder Currydressing?«
    »Das mit dem Curry«, sagte Zimmermann.
    »Dazu passt am besten unser jahreszeitlicher Salatteller mit gegrillter Hähnchenbrust an gebratenen Champignons.«
    Da Zimmermann nicht widersprach, trollte sich »der Stefan« Richtung Küche. Dort weinte er bitterlich:
    »Solche Banausen: NUDELN sagen die und WAS MIT FLEISCH. Und die Mutter besäuft sich dazu!«
    Zehn Minuten später erschien Tim Töpfer.
    »Das ist ja ein dickes Ding, los erzählt mal. Aber der Reihe nach.«
    Nusselein übernahm die Moderation, während die wärmstens empfohlenen Nudeln kalt

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