Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
war.
Doch es gab keine Außenstehenden. Lediglich Tim Töpfer, Gottfried Zimmermann und Charly Nusselein standen vor dem Hauptausgang des Düsseldorfer Stadttores, als die Düsseldorfer Kripobeamten mit Dr. Ophoven das Gebäude verließen. Keine Handschellen, keine spektakulären Gesten, lediglich die Tatsache, dass Tim Töpfer heftigst fotografierte, ließ erahnen, dass etwas geschehen war. Gottfried Zimmermann verabschiedete sich Richtung Polizeipräsidium und überließ dem Düsseldorfer AZ-Journalisten einen immer noch mosernden Nusselein:
»Eine Festnahme, so spektakulär wie der Kassenprüfbericht der Fußballabteilung der TURA Monschau.«
Zimmermann rief im Weggehen noch:
»Ich fahre jetzt auch mal ins Polizeipräsidium zum Halali. Töpfer kann dich ja mitnehmen, ich melde mich, wenn ich fertig bin und nach Monschau fahre. Das kann aber dauern.«
Nusselein schimpfte ihm hinterher:
»Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut – wie der alte Wilhelm, der immer auf den Busch klopfte, zu sagen pflegte.«
* * *
Während Zimmermann in den nächsten Stunden an der ausführlichen Vernehmung von Dr. Ophoven teilnahm, bastelten Nusselein und Töpfer gemeinsam an der Story für die Titelseite der »Düsseldorfer Abendzeitung«. Mehrmals mussten sie etwas streichen und ändern, da die Verlagsleitung ihnen den jungen Justiziar Dr. Peter Zumbruch an den Schreibtisch gesetzt hatte, der vor den beiden Journalisten referierte:
»Ich darf doch einmal an ihren journalistischen Ehrenkodex erinnern und zitiere in diesem Zusammenhang immer wieder gerne folgenden Satz, der auch – glauben Sie es mir – Ihrem Verleger sehr am Herzen liegt – also: Ungeachtet der Verwerflichkeit und Abscheulichkeit einer Tat haben auch ein Täter sowie seine indirekt betroffenen Angehörigen ein Recht auf Wahrung ihrer Privatsphäre. Es ist deshalb unter berufsethischen Gesichtspunkten unzulässig, einen Täter unter den gegebenen Umständen an den Pranger zu stellen. Auch für eine Boulevard-Zeitung gelten die berufsethischen Regeln. Selbst wenn die Strafverfolgungsbehörden im Einzelfall einen Namen zur Publikation freigeben, entbindet dies Medienschaffende nicht von der Pflicht, ihrerseits nach berufsethischen Kriterien zu prüfen, ob eine Namensnennung gerechtfertigt ist. Diese Ausführungen des Presserates dürfte doch jeder Journalist verinnerlicht haben!«
»Amen«, flüsterte Tim Töpfer Nusselein zu, während dieser maulte:
»Ich wusste bis vor zwei Minuten noch nicht einmal, was ein Presserat ist, geschweige denn, was der da eben zitiert hat.«
Nach zahlreichen Änderungen, Streichungen und Flüchen über den Justiziar sowie einem heimlichen Telefonat mit Gottfried Zimmermann aus der Toilette des Düsseldorfer Polizeipräsidiums nickte die Chefredaktion schließlich den Artikel ab – unter Protest des Justiziars Dr. Peter Zumbruch:
»Da sind immer noch ein paar Dinge drin, die gehören nicht veröffentlicht.«
Der Tote im Altbier
Mörder war Referent des Ministerpräsidenten
Von TIM TÖPFER und CHARLY NUSSELEIN
Düsseldorf. – Der brutale Mord an dem Landtagsabgeordneten Ludwig Förster, der die Partei Freies Rheinland gegründet hatte, ist aufgeklärt. Der Mörder ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der persönliche Referent des NRW-Ministerpräsidenten, der Parlamentarische Geschäftsführer Dr. Volker O.
Kurz nach der Landtagswahl wurde O. am Rande eines Empfangs einer bekannten Düsseldorfer Altbierbrauerei zum Mörder. Aus kürzester Distanz schoss er auf Ludwig Förster: Mitten ins Gesicht. Dann fesselte er den Sterbenden noch mit einem Halstuch der Grünen. Blutüberströmt stieß er die Leiche in einen Gärbottich der Brauerei. Anschließend flüchtete er zu Fuß, warf die Tatwaffe in den Rhein. Jetzt wurde Dr. Volker O. festgenommen. In einem Büro im Düsseldorfer Stadttor, eine Etage unter Ministerpräsident Nils Steenken.
›Der Mann stritt in seiner Vernehmung die Ausführung des Tötungsdeliktes zunächst ab‹, so der ermittelnde Polizeihauptkommissar Heinz Bolzenkötter. Dem Politiker war der Selbstmord und Abschiedsbrief seines Parteifreundes, des Düsseldorfer Stadtrats Dr. Manfred G. in Belgien zum Verhängnis geworden. Dr. G., Gerichtsmediziner, hatte in seinem Abschiedsbrief gestanden, auf Drängen von O. seinen Bericht über den Mord an Ludwig Förster gefälscht zu haben. Nun fand man das Halstuch im Büro des toten Gerichtsmediziners. Mit eindeutigen Spuren, die Dr. Volker
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