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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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dann nannte er den Namen des Toten. Du wirst es nicht glauben?«
    »Osama bin Laden!«
    »Idiot, nein: Dr. Manfred Gelinsky.«
    Nusselein setzte sich – genau auf den eingepackten »Döner, groß, mit extra Tzatziki«, den er sich kurz vorher im »Eifeler Kebab-Haus« gekauft hatte:
    »Ich glaube, mir fällt ein Ei aus der Hose«, sagte er nur. In Wirklichkeit machte sich ein riesiger Tzatziki-Fleck auf der eben zitierten Hose breit.
    »Ruf deinen Kollegen in Düsseldorf an. Da sind wir im Wort«, beendete Zimmermann das Gespräch.
    * * *
    Zimmermann musste geflogen sein. Kaum hatte Nusselein das Gespräch mit Tim Töpfer beendet, dem er den Weg nach Rocherath ausführlich beschrieben hatte, fuhr auch schon der blaue Ford der Monschauer Kripo vor. Nusselein konnte nur noch schnell seine Hose wechseln, allerdings mit der Gewissheit, am Hintern stark nach Tzatziki zu riechen.
    Über Höfen und durch den Wahlerscheider Wald rasten die beiden Männer nach Rocherath, wo sie im kleinsten Kreisverkehr Belgiens nach Mürringen abbogen. Im Warchetal führte rechts ein Feldweg zu dem Wochenendhaus des Düsseldorfer Mediziners. Dort standen schon der in ganz Ostbelgien berühmte Uralt-R-4 von Karl Jerusalem sowie ein Wagen der Gendarmerie, ein Krankenwagen und ein Leichenwagen. Gerade wurde die Leiche des Düsseldorfer Gerichtsmediziners in einer Zinkwanne herausgetragen. Nusselein machte schnell einige Fotos. Erst dann konnte er Karl Jerusalem begrüßen, der sich auf einer Holzbank vor dem Haus niedergelassen hatte:
    »Ach, die deutschen Kollegen. Ich war diesmal so freundlich, und habe die Leiche nicht heimlich abnehmen und auf deutsches Gebiet hängen lassen.«
    »Was glaubst du denn«, frotzelte Zimmermann, ganz Charly Huber, »wo deine Leiche zwölf Stunden zuvor gehangen hat?«
    Dann erklärte Zimmermann seinem belgischen Kollegen, dass Nusselein kein Polizeikollege, sondern ein Journalist aus Monschau sei. Jerusalem nickte:
    »Investigativer Journalismus, so nah an der deutschen Polizei. Hat es auch nicht immer gegeben.«
    Der Eupener Kommissar, der wegen seines 68er-Aussehens »Der Freak« genannt wurde, machte eine wegwerfende Handbewegung:
    »Zu unserem Fall. Nach meiner Meinung ist das ein klarer Selbstmord. Strick um den Hals auf der Terrasse, damit der erste Wanderer den Toten auch sofort entdeckt, Stuhl umgestoßen, Genickbruch. Der Mann wusste ja, wie man so etwas macht. Trotzdem lasse ich den Toten nach Lüttich in die Gerichtsmedizin bringen, man weiß ja nie«, erklärte Jerusalem und fuhr dann fort:
    »Euch interessiert ja auch die Leiche nicht, sondern wahrscheinlich nur der Abschiedsbrief. Da geht es um diesen Politiker Förster aus Monschau. Um ganz sicher zu gehen, hat der den Abschiedsbrief gleich zu einer Flugblattaktion gemacht. Das Original lag auf den Küchentisch, im ganzen Haus haben wir noch acht Fotokopien gefunden. Hier, die kannst du haben.«
    Jerusalem reichte Zimmermann den Brief, der ihn so hielt, dass Nusselein mitlesen konnte.
    »Es geht mich nichts mehr an. Das Fahrzeug sitzt fest, will nicht mehr, wie Tucholsky sagte. Und auch ich will nicht mehr. Ich war immer ein ehrlicher Bürger, habe mir nie, wenigstens fast nie, etwas zuschulden kommen lassen. Und nun das. Schwäche, Fehler, nicht besser als die anderen. Auf Wunsch von Dr. Volker Ophoven, der einst meine Kandidatur in der SPD für den Düsseldorfer Stadtrat unterstützt und mir einmal bei einem Fehler, der meine ganze Karriere zerstört hätte, geholfen hat, habe ich eine DNA-Analyse gefälscht, dem Killer Ghürüan auch den Mord an dem Landtagsabgeordneten Förster unterstellt. Ghürüan hat die beiden Frauen ermordet, das ist klar, aber mit Förster hat er nichts zu tun. Warum habe ich das getan? Ich hätte doch »Nein« sagen können, als Ophoven mich anforderte. Die Sache mit der Spielsucht ist doch seit Jahren vorbei, keiner hätte mir dafür heute Steine in den Weg gelegt. Aber Ophoven hat mir mal geholfen. Ich wollte nicht undankbar sein und habe zu schnell zugesagt. Dann war mein Bericht schon in der Zeitung. Meine Lüge wurde gedruckte Realität. Das Halstuch, das bei der Leiche des F. gefunden wurde, liegt in einem versiegelten Umschlag in meinem Schreibtisch in der Gerichtsmedizin. Unbekannte DNA-Spuren daran gefunden. Arbeitet damit, findet den wahren Mörder. Wagemann schafft das. Fragt Ophoven, der bestimmt in seiner Vasallentreue diesen Fall aus Liebe zu seinem Ministerpräsidenten vom Tisch haben wollte und mit

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