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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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gesehen. Bolzenkötter hatte sofort nach Zimmermanns Anruf die SOKO Altbier, die sich bereits im Auflösungszustand befand, zusammengetrommelt und sich von der Staatsanwaltschaft grünes Licht, vulgo Rückendeckung, geben lassen. Danach war er noch einmal kurz in sein Büro gegangen, um eine Krawatte aus dem Schrank zu holen:
    »Welche Krawatte trägt man zur Verhaftung eines hohen Politikers?« fragte er seine Sekretärin Barbara Brell.
    »Nur Designer«, hatte diese geantwortet.
    »Ich hab hier eine. Ist Elite ein Designer?«
    »Klar, kennen Sie den nicht? Jean-Paul Elite, ganz große Nummer in Paris, fast so berühmt wie Bruno Banani«, antwortete »Brellchen«, wie Bolzenkötter die 110 Kilo-Frau gerne nannte. Bolzenkötters Stellvertreter Toni Palitzsch übernahm die Suche nach dem Umschlag in der Gerichtsmedizin, während Bolzenkötter – das Herz etwas tiefer als die Spitze seiner Elite-Krawatte sitzend – das Düsseldorfer Stadttor in Unterbilk ansteuerte. In dem Gebäude, das sich über dem südlichen Ausgang des Rheinufertunnels befindet, hatte die Staatskanzlei die Etagen sechs bis elf angemietet.
    Mit drei Kollegen fuhr er in die sechste Etage, in der ein Empfang ausgewiesen war.
    Eine in edles Chaneltuch gewickelte Sekretärin empfing die vier Kriminalbeamten abweisend:
    »Was kann ich für Sie tun!« Dabei starrte sie unentwegt auf die grellbunte Elite-Krawatte.
    »Wir möchten gerne Herrn Dr. Ophoven sprechen.«
    Die Chanelgewickelte schaute Bolzenkötter an, als habe er ihr gerade einen unsittlichen Antrag gemacht:
    »Haben Sie denn einen Termin?«
    »Nein«, sagte Bolzenkötter trocken, während die Sekretärin einer Ohnmacht nahe war.
    »Wenn Sie keinen Termin haben, dann …«
    Weiter kam sie nicht, da Bolzenkötter seinen Dienstausweis gezogen hatte:
    »Kriminalpolizei Düsseldorf, Mordkommission. Würden Sie mich jetzt zu Herrn Dr. Ophoven bringen, und Sie brauchen mich auch nicht anzumelden. Wir können sofort gehen.«
    »Ein Benehmen ist das«, entrüstete sich die Dame, »ich glaube, Sie wissen nicht, wo Sie sich befinden.«
    »Doch«, sagte Bolzenkötter, »in einer Säule unserer Demokratie, und da kennt man doch hoffentlich den gesellschaftlichen Stellenwert der Polizei.«
    Die Dame zog ihr Kinn auf den, zugegeben, makellosen Hals, der von einer schlichten Designerkette geschmückt wurde:
    »Ich werde hier doch nicht mit Ihnen diskutieren. Das Büro von Herrn Dr. Ophoven befindet sich in der zehnten Etage. Anmelden werde ich Sie aber trotzdem.«
    Bolzenkötter ging mit seinen Mannen zum Fahrstuhl und wunderte sich über sich selbst. Normalerweise hätte er in diesen geweihten Hallen und dann auch noch vor so einer Frau gleich zwei Gründe zum unsicheren Stottern gehabt. Als der Fahrstuhl in der zehnten Etage hielt, stand dort bereits eine Sekretärin, diesmal der Typ Strenesse:
    »Wenn die Herren mir bitte folgen würden, Herr Dr. Ophoven wartet bereits auf Sie!«
    Der Referent des Ministerpräsidenten stand hinter seinem Schreibtisch kurz auf und wies auf eine Sitzecke mit Blick Richtung der Blumenfelder an der Südbrücke. Bolzenkötter betete, dass er nicht ins Stottern geraten würde:
    »Herr Dr. Ophoven«, begann er recht zögerlich, »sagt Ihnen der Name Dr. Manfred Gelinsky etwas.
    Ophoven gab sich selbstsicher:
    »Gelinsky? Gelinsky? Ja, ja, doch. Ein Genos…, ein Parteifreund hier aus Düsseldorf. Sitzt wohl im Stadtrat, wenn ich mich richtig erinnere. Guter Mann.«
    Heinz Bolzenkötter wurde sicherer:
    »Wann haben Sie Herrn Dr. Manfred Gelinsky zuletzt gesehen oder gesprochen?«
    »Jaaaaaaaa«, Ophoven zog das Wort sehr lang, »da muss ich überlegen. Wahrscheinlich auf irgendeinem Parteitag, was weiß ich.«
    »Sie wissen, was Dr. Manfred Gelinsky von Beruf ist?«
    »Em, ich glaube Mediziner, bei irgendeiner Behörde.«
    Plötzlich änderte sich das Verhalten von Dr. Ophoven, seine Augen wurden zu Schlitzen:
    »Was soll das hier eigentlich? Ist das ein Verhör? Sie wissen, ich bin auch Abgeordneter des Landtags von NRW und genieße …«
    »Ich weiß«, blieb Bolzenkötter ruhig, »wir wissen, was Immunität bedeutet. Wir können natürlich den gesetzlichen Weg gehen, der sicher einige Zeit in Anspruch nehmen wird: Der Landtagspräsident leitet das Ersuchen zur Aufhebung der Immunität an den Vorsitzenden des Rechtsausschusses, dieser macht eine Beschlussempfehlung für das Parlament. Richtig, Herr Dr. Ophoven?
    »Ja, ja, natürlich kenne ich den Paragraphen 91 Absatz 2 der

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