Wer viel fragt
Das weißt du.«
»Quatsch. Ich mußte
dich zuerst zwingen, das ganze Zeug für mich zu beschaffen, und jetzt
führst du dich auf, als wäre das Ganze deine Idee gewesen. Nur
weil ich darüber gestolpert bin, heißt das nicht, daß du
blöder bist als irgend jemand sonst oder dich weniger zum Lieutenant
eignest.«
Endlich hatten wir geredet.
Es ist eine der Tatsachen des Lebens, daß Freunde nicht perfekt
sind. Aber man lernt, die Risse zu kitten. Eine kleine Sauftour. Ein paar
Erinnerungen.
Es klopfte an der Tür.
Gartland schob sein Gesicht rein. Es schienen nur Sekunden vergangen zu
sein, seit wir ihn das letzte Mal gesehen hatten. Wenn Miller noch
irgendwelche Bedenken bezüglich unserer Abmachung gehegt hatte, hatte
Gartlands stirnrunzelnde Visage sie weggewischt.
»Verschwinden Sie«,
sagte Miller zu seinem Captain.
»Wir lassen Sie wissen,
wenn wir soweit sind.«
Das Gesicht zog sich zurück,
und wir kamen zur Sache. Ich gab ihm alles, im wesentlichen so, wie
Leander es mir erzählt hatte. In chronologischer Reihenfolge, nicht
so, wie ich es herausgefunden hatte.
Dann sagte ich, daß ich
mit ihm zusammen Leander Crystal aufsuchen wolle.
»Aber er hat dich
belogen, bis es dir zu den Ohren rauskam«, sagte er.
Ich zuckte mit den Schultern.
Ich hatte ja auch keinen großen Gesamtplan, nach dem ich alle
Schuldigen ausfindig machen und alle Unschuldigen von jedem Verdacht
reinigen konnte.
Aber ich wollte noch einmal
mit Crystal reden, bevor wir ihm den Boden unter den Füßen
wegzogen. Ich mußte eine Chance bekommen herauszufinden, ob ich mit
meiner intuitiven Reaktion - dem Mann zu vertrauenwirklich so weit daneben
gelegen hatte, wie es schien. Eines der Dinge, die Kinder von Erwachsenen
unterscheidet, ist die Zuversicht, eigene Werturteile zu fällen und
ihnen anschließend zu vertrauen.
Wenn ich beschließe,
jemandem zu vertrauen, verwirrt es mich, wenn dieser jemand sich als nicht
vertrauenswürdig erweist.
Miller war der Meinung, wir
sollten einfach die ganze Bagage einsammeln und alles andere später
klären.
Aber er ging auf meine Wünsche
ein. Das war der Deal. Wir gingen hinaus und erzählten es Gartland.
Wenn Miller die Sache schon Mißfiel, Gartland trieb sie auf die
Palme. Aber da er immer noch keine Einzelheiten wußte, konnte er
lediglich lautstark darüber räsonieren, was mit Miller passieren
würde, falls etwas schiefging.
Miller gab sich cool. Was
blieb ihm auch anderes übrig, als sich meinen Wünschen zu fügen,
sagte er zu Gartland. Sowenig es ihnen beiden gefiel, ich hatte in dieser
Sache die Trümpfe in der Hand. Und seiner Meinung nach würde
ihnen, falls sie nicht schnell etwas unternahmen, der Mörder durch
die Lappen gehen.
Das Ganze war eine hintergründige
Erinnerung daran, daß Gartland sich dafür entschieden hatte,
Miller wieder in die Sache reinzubringen, und daß die Konsequenzen
er und nur er allein zu ziehen habe.
Wir erbaten und bekamen vier
Streifenpolizisten und zwei Autos.
Wir gingen. Zurück blieb
Gartland auf seiner Palme.
40
Miller und ich fuhren
gemeinsam im Fond eines zivilen Fahrzeugs. Die anderen folgten uns. Wir
fuhren nacheinander vor dem Haus der Crystals vor. Wenn Chivian dort war,
stand sein Wagen jedenfalls nicht draußen auf der Straße. Es
spielte wahrscheinlich keine Rolle. Was auch immer Crystal ihm über
unsere Nachmittagssitzung erzählt haben mochte, das hier konnten sie
nicht erwarten.
Als wir ausstiegen, machte
ich dem zweiten Wagen ein Zeichen, zum Jefferson Boulevard zurückzufahren,
damit er nicht so auffiel. Wir hatten ihn mitgenommen für den Fall,
daß jemand aus dem Haus sich mit einem Wagen davonmachen wollte. Die
beiden anderen Cops sollten draußen postiert werden, einer vorne,
einer hinten. Nur Miller sollte mit mir reinkommen. Ich wollte mich im
Zweifelsfall so weit wie möglich für Leander Crystal entscheiden
können. Aber ich wollte auch Miller schützen für den Fall,
daß Crystal kein Entgegenkommen verdiente.
»Wenn irgend jemand
rauskommt«, schärfte ich den beiden Polizisten ein, die vor
beziehungsweise hinter dem Haus postiert werden sollten, »rufen Sie
sie an, weisen Sie sich aus, feuern Sie einen Warnschuß ab, aber
vermeiden Sie es, ich wiederhole, vermeiden Sie es, auf sie zu schießen.«
Die beiden sahen Miller an.
Er nickte. »Es sei denn, sie
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