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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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alles.
    Sein Kopf fuhr hoch, und ich
     hatte eine Sekunde, um zu begreifen, daß sein Mund geschlossen war
     und daß seine Augen mit einem Geräusch wie diesem irgendwie
     nichts zu tun haben konnten.
    Es wurde schriller und
     lauter, und dann gab es eine Art krachendes Geräusch. Als krachte
     jemand durch eine Tür. Als passierte das genau hinter mir.
    Ich habe eine visuelle
     Erinnerung an Leander Crystal, der auf meine rechte Seite sprang. Aber
     irgendwie ist ›springen‹ zu schwach ausgedrückt. Er stürzte
     sich.
    Dann erinnere ich mich nur
     noch daran, daß sie auf mir war.
    Erinnere mich daran, daß
     sie mich umgedreht hat oder daß ich mich als Reaktion auf sie
     umgedreht habe. Aber irgendwie habe ich mich umgedreht, so daß ich
     drei oder vier Blitze sah.
    Es heißt, sie hätte
     mich sechs Mal erwischt, und das müssen diese Blitze gewesen sein.
    Es heißt, Messer seien
     kalt und metallisch, aber alles, was ich spürte, war ein heißer
     Schürhaken, der sich in meine rechte Seite bohrte. Und wieder
     reinbohrte. Und wieder.
    Ich habe eine schwache
     Erinnerung an einen roten Moment, ein Rot, das vor meinen Augen dahinzog,
     aber ich würde es nicht beschwören. Es könnte mein Blut
     gewesen sein. Es heißt, davon sei viel zu sehen gewesen. Oder ihr
     Haar.
    Ich weiß nicht. Alles,
     was ich weiß, ist, daß ich in diesem Augenblick beschloß,
     mich hinzulegen und zu schlafen.

41
    Wie sie sie von mir
     runterbekommen haben, weiß ich nicht.
    Sie wissen's auch nicht.
     Miller sagt, seiner Meinung nach habe Crystal sie vielleicht abgelenkt,
     als er sich auf ihre Beine stürzte.
    Crystal sieht das nicht so.
     Er hat das Gefühl, als sei er einfach rechts von ihr abgeprallt, mit
     solcher Wucht habe sie sich auf mich gestürzt. Sie stimmen darin
     überein, daß sie sie irgendwie runterbekommen oder
     runtergeschlagen haben oder daß sie selbst beschlossen hatte, von
     mir abzulassen. Sie ließ mich liegen und rannte auf die Wohnzimmertür
     und von da aus auf die Haustür zu. Uneinigkeit besteht bezüglich
     der Frage, ob sie dieses Geräusch noch immer machte, aber keine
     Uneinigkeit besteht darin, daß Miller genau in dem Augenblick auf
     sie schoß, als sie durch die Wohnzimmertür lief.   
     
    Er hatte eine Menge
     Schwierigkeiten gehabt, sagt er jetzt.
    Schwierigkeiten, die Waffe
     aus dem Halfter zu bekommen. Als er tatsächlich schoß, war sie
     schon buchstäblich durch die Tür.
    Er glaubte, sie verpaßt
     zu haben. Aber der Leichenbeschauer sagt, das hätte er nicht. Die
     Kugel ging durch die Tür und in ihren Rücken. Anscheinend waren
     da Holzsplitter in der Nähe des Einschußlochs. Die Kugel hat
     sie nicht sofort getötet, aber es war eine tödliche Wunde, heißt
     es, so nahe am Rückgrat.
    Niemand weiß, wann
     Chivian rauskam, aber er kam raus, und getreu seinem verschlagenen
     Charakter ging er durch die Hintertür zur Garage und zu seinem Wagen.
     Sie haben ihn ungefähr acht Meilen entfernt gestellt - die
     Streifenpolizisten.      
    Von dem Cop, der vorne
     postiert war, weiß ich, daß Fleur zur Haustür kam, als
     legte sie einen Spurt hin. Er war höchst überrascht, als er später
     erfuhr, daß sie eine Kugel im Leib hatte, vor allem eine Achtunddreißiger
     von der Polizei. Aber die Tür mußte einen Teil der Energie des
     Geschosses aufgefangen haben.
    Der Name des Jungen ist Fred
     Wilsky, er ist kein schlechter Junge. Er sagt, er habe ungefähr zur
     gleichen Zeit die Schreie und den Schuß gehört und sie zur
     Haustür rausstürzen sehen. Er sagt, er habe seine Waffe gezogen,
     daß sie sich jedoch, anscheinend ohne ihn gesehen zu haben, in die
     andere Richtung wandte und auf die Straße zulief. Er sagt, er habe
     vielleicht vergessen, sich als Polizist auszuweisen, aber er wisse es
     nicht mehr genau. Er sagt, er habe einen Warnschuß abgegeben, und
     sie sei nicht stehengeblieben. Dann, sagt er, sei ihm nichts anderes
     eingefallen, als hinter ihr herzulaufen.  
    Das erstaunt mich. Wenn ich
     an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich diese Waffe
     hochgehalten und lauter Löcher in sie reingeschossen. Ich schwöre,
     das hätte ich getan. Gott helfe mir.
    Aber vielleicht bin ich da
     voreingenommen. Ich hab was gegen punktierte Lungen und gebrochene Rippen
     und kleingehackte Leber. Und gegen Blut und die Tatsache, daß ich
     nur noch am Leben bin, weil sie die rechte Seite meines Körpers
     erwischt hat und nicht die linke. Es fehlt mir eben an

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