Wer viel fragt
aufzutauchen?
Hmmm. Ihr den Rat geben, sich
mit ihrem Problem an andere zu wenden? Ich dachte über das ›Problem‹
nach. Wie zum Teufel sollte ich es bloß anstellen, einen lange
verschollenen ›biologischen Vater‹ zu finden?
Sie war sechzehn. Wir hielten
also Ausschau nach einem männlichen Menschen, der es vor sechzehn
Jahren einmal mit der Mutter von Eloise Crystal getrieben hatte. Mit Fleur
Crystal.
Wenn man noch die Tragzeit
von neun Monaten einkalkulierte, vor fast siebzehn Jahren.
Und dieser männliche
Mensch war nicht der buchstäblich naheliegendste gewesen, nicht
Leander Crystal. Und was wissen wir weiter?
Nichts. Wir wissen nichts von
dem Mann. Nicht einmal, ob er noch lebt. Nicht einmal, ob Fleur ihn nur im
biblischen Sinne erkannt oder tatsächlich gekannt hatte. Keine
weiteren Fakten bekannt.
Also versuchen wir es mit dem
Wahrscheinlichen.
Wahrscheinlich war Fleur mit
dem Vater ihres Kindes gut bekannt gewesen. Wahrscheinlich wußte
irgend jemand irgendwo von Fleur und dem Mann, kannte die Natur ihrer
Beziehung, wußte aber nicht notwendigerweise, daß sie ein Kind
erwartet hatte.
Vom Wahrscheinlichen gelangen
wir zum Möglichen.
Möglicherweise ereignete
sich alles in Indianapolis.
Möglicherweise ist der
Mann immer noch in der Gegend, vielleicht ein Typ, den Eloise selbst
kennt. Wie zum Beispiel ein Freund der Familie. Ein guter Freund…
Ein Feuerwerk von
Spekulationen kündigte sich an, wurde aber im gleichen Augenblick
ausgelöscht, in dem das Wort denkbar erschien.
Und durch praktischere Erwägungen
abgelöst. Wie sollte man vorgehen, um eine Spur zu finden?
Die Freundinnen und Freunde
der Mutter befragen, um eine Vorstellung zu bekommen, was für eine
Frau sie war und früher gewesen ist. Wie sie früher gelebt hat,
wo sie hinging, welches die wichtigen Abschnitte ihres Lebens waren. Und
was sie vor ungefähr siebzehn Jahren getan hatte.
Aber es folgten noch
praktischere Erwägungen. Die ganze Sache beruhte darauf, wie verläßlich
das war, was Eloise über die Blutgruppen herausbekommen hatte.
Aber wie sollte man die
Blutgruppenverhältnisse einer Familie überprüfen? Ihnen
eine Krankenschwester ins Haus schicken, die ihnen vorm Frühstück
ein wenig Blut abzapfte?
Ich wandte mich wieder meinem
Kreuzworträtsel zu. Eine halbe Stunde später, nachdem ich mir
die hundert Dollar wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, die in den
weiten Gefilden meiner Börse ruhten, beschloß ich, meine
Zweifel versuchsweise zu Eloise' Gunsten zurückzustellen. Sie in den
Genuß von ein klein wenig einfacher Hintergrundaufklärung
kommen zu lassen.
Denn ich hatte ja
genaugenommen ansonsten nicht besonders viel zu tun. Vielleicht wußte
ich ja morgen tatsächlich genau, was ich eigentlich für sie tun
sollte und warum ich es tun sollte, und vielleicht würde ich morgen,
wenn ich mir über diese Blutprobengeschichte Gewißheit
verschafft hatte - vielleicht würde ich also morgen den Fall
offiziell übernehmen.
Heute abend rief ich nur
versuchsweise einmal bei Maude Simmons an, der Wochenendchefin vom Dienst
des Indianapolis Star. Ich wählte ihre Privatnummer bei der Zeitung,
diejenige, die sie für ihre Privatgeschäfte benutzt.
»Simmons. «
Ich gab mich zu erkennen.
»Berrrtie! Wie um alles
in der Welt geht es dir?« ›Berrrtie‹ mit gerolltem r:
Das hasse ich. Und sie weiß es.
»Ich bin hier unten auf
der Hauptwache. Sie halten mich fest wegen tätlichen Angriffs auf
eine Redakteuse. Ich brauche jemanden, der die anderen Gefangenen davon
abhält, mich fertigzumachen.«
»Oh«, sagte sie.
»Klingt nett. Schade, daß ich keine Zeit habe.
Kann ich dir vielleicht bei
was anderem behilflich sein?«
»Hmm. Eine kleine
Auskunft.«
»Wie originell.«
Ȇber Leute namens
Crystal.«
»Die reichen Crystals?
Leander und Fleur Graham?« Sie hatte mich bereits überholt.
»Ich denke ja. Wenn sie
eine Tochter namens Eloise haben und auf dem Jefferson Boulevard wohnen.«
»Das sind sie. Wie
tiefschürfend und bis wann?«
»Wie wär's mit
allem, was du aus dem Kopf weißt, und jetzt sofort?«
»Armer Berrrtie.
Kriegst du denn niemals vernünftige Aufträge?« Dann folgte
eine Pause. Ich vermutete, sie wartete auf eine Antwort. Ich ignorierte
das Schweigen. Ich gehe meinen Weg und komme damit schon zurecht.
Aber statt dessen sagte sie:
»Es
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