Wer viel fragt
verstehe.«
Jetzt hatten wir eine
Grundlage. Das gegenseitige Verständnis sprudelte wie aus einer
Quelle. Ich beschloß, es ein wenig anzuzapfen.
»Wie sind Sie an eine
Blutprobe von Leander gekommen?«
»Das war nicht leicht!«
sagte sie. »Aber wenn man etwas wirklich will, dann gibt es gewöhnlich
auch einen Weg. Also dann. Bis morgen.«
Und schon fegte sie aus dem Büro.
Was sie auch immer sonst noch sein mochte, sie war flink wie ein Wiesel.
Mein Quartier erfüllt seine Zwecke auf mustergültige Weise, aber
es liegt nicht im richtigen Teil des Gebäudes, um einer scheidenden
Klientin nachsehen zu können. Mein einziges Fenster befindet sich in
meinem Wohnzimmer und geht auf die Alabama Street hinaus.
Es eröffnet mir den
Ausblick nach Osten, über das Restaurant White Star und Bordens
Eiskremfabrik.
Mit seiner Frontseite grenzt
das Gebäude an die Ohio Street.
Das Büro neben meinem
hat zwei schöne Fenster mit Blick auf die Ohio Street, was mir sehr
zupaß kommt.
Das Büro steht leer -
bereits seit drei Jahren. Mein Vermieter findet keinen Trottel, der bereit
ist, für zwei Fenster nach Norden zwanzig Dollar im Monat mehr zu
zahlen, als ich für eines nach Osten hinlege. Er hat gelegentlich
angedeutet, daß ich doch dieser Trottel sein könnte, aber ich
habe abgewunken.
Nicht daß ich mir
normalerweise die zwanzig Dollar nicht leisten könnte. Aber ich
verstehe genug von Schlössern, um das Büro betreten zu können,
wann immer ich will. Um ein Bad zu nehmen beispielsweise oder um mir eine
Klientin von oben anzusehen. Außerdem möchte ich nicht gerne
tagein, tagaus das Wulsin Building vor meinem Fenster haben. Und mein Efeu
gedeiht an einem Ostfenster besser als an einem Nordfenster.
Ich wußte nicht, wie
lange Eloise Crystal bis unten brauchen würde, deswegen beeilte ich
mich. Wäre aber nicht nötig gewesen. Nachdem ich mich auf die
Fensterbank gepflanzt hatte, dauerte es noch über eine Minute, bis
die sittsame kleine Miss Eloise auf dem Bürgersteig unter mir
erschien und sich nach links wandte. Ich öffnete das Fenster und
lehnte mich vorsichtig hinaus. Sie ging die drei Blöcke bis zur
Meridian und bog dann links ein. Entweder war es geschwindelt, daß
sie nach Hause mußte, oder sie hatte keinen Wagen und war auf dem
Weg zur Bushaltestelle. Und wenn sie zum Bus ging, hatte sie hoffentlich
was Kleineres als einen Hunderter dabei, um die Fahrkarte zu lösen.
Ich schloß das Fenster
und ließ mich von der Fensterbank hinunterrutschen. Langsam folgte
ich meiner eigenen Spur zurück in mein Büro. Dort schloß
ich die äußere Tür, verriegelte sie und schlenderte in das
Hinterzimmer, in dem sich mein Privatleben abspielte.
Aber bevor ich es mir dort
bequem machte, fiel mir mein Notizbuch ein. Ich ging wieder zurück
ins Büro, um es zu holen.
Ich nahm auch den
Hundertdollarschein mit und steckte ihn, da mir kein besserer Platz
einfiel, in meine Geldbörse. Dann begab ich mich wieder in mein
Wohnzimmer.
Sie sehen schon, welche
Unsummen an Busfahrgeld ich einspare, seit ich mich entschlossen habe,
hier ins Hinterzimmer zu ziehen.
2
Eloise Crystal hatte mein Büro
kurz nach fünf verlassen. Um acht Uhr hatte ich mein Abendessen und
meinen täglichen Hausputz hinter mir. Zeit für die Abendarbeit,
die ich heute den Kreuzworträtseln widmen wollte. Das Entwerfen von
Kreuzworträtseln gehört zu den Dingen, mit denen ich mein
Einkommen ein wenig aufbessere. Nicht daß es sich wirklich lohnte,
aber wenn man sowieso die Zeit totschlagen muß, kann man dabei ja
ruhig ein oder zwei Dollar mitnehmen.
Neben meinen Ermittlungen
treibe ich eine ganze Reihe anderer Dinge, die von Zeit zu Zeit etwas Geld
einbringen. Mal bin ich Fotograf, mal Zimmermann, mal Zocker, und manchmal
übernehme ich merkwürdige Aufgaben für merkwürdige
Freunde. Aber in erster Linie bin ich Privatdetektiv - so steht es in
meinem Ausweis. Das mache ich jetzt seit sieben Jahren und bin stolz
darauf.
Sieben volle Jahre, ein
Rekord.
Und bisher ist kein einziges
Mal in dieser ganzen Zeit ein kleines Mädchen zu mir gekommen, damit
ich seinen biologischen Papa finde.
Ich kaute an meinem
Kreuzwortbleistift herum und dachte eine Weile an Eloise. Wie standen die
Chancen, daß sie sich nicht mehr blicken lassen würde?
Schwer zu sagen. Vielleicht
pari.
Und wenn sie Lust hatte,
wieder bei mir
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