Wer viel fragt
mein Vater sein kann. Das ist
wissenschaftlich unmöglich!« Ihr Ton wurde anklagend. Ich
notierte mir alles.
»Wer kann nicht Ihr
Vater sein?«
»Er. Leander Crystal,
meine ich.«
»Er ist der Mann, der
mit Ihrer Mutter zusammenlebt?«
»So ist es.«
»Wie heißt Ihre
Mutter?«
»Fleur. Fleur Graham
Crystal.«
»Ist sie mit Leander
verheiratet?«
»Ja.«
»Und Sie wohnen
zusammen? Auf dem« - ich konsultierte meine Aufzeichnungen - »auf
dem Jefferson Boulevard Nr. 7019?«
»Richtig.«
»Wie lange sind sie
schon verheiratet?«
»Ich weiß nicht
genau, zwanzig oder einundzwanzig Jahre.«
»Also waren sie schon
verheiratet, als Sie geboren wurden?«
»Richtig.«
»Aber Sie meinen, daß
Leander Crystal nicht Ihr Vater ist?«
»Ich weiß, daß
Leander Crystal nicht mein Vater ist. Die Blutgruppen beweisen es.«
Ich sah mir diesen Punkt in
meinen Notizen noch einmal an.
Ich bin im College in Genetik
einmal durchgefallen, aber was ich über Blutgruppen weiß, war
immerhin genug, um in den letzten sieben Jahren zweimal in einer
Vaterschaftssache erfolgreich zu ermitteln. Ein Kind mit Blutgruppe A muß
wenigstens einen Elternteil mit Blutgruppe A haben. Und sie hatte gesagt,
ihre Eltern hätten B und 0.
»Woher kennen Sie die
Blutgruppen?«
Sie lächelte. Das erste
Lächeln, seit wir uns kannten. Ein schönes, wissendes Lächeln.
»Ich habe das Blut selbst untersucht. In der Schule. Und ich habe es
von Mr. Shubert - das ist mein Biolehrer - überprüfen lassen.«
Sie errötete zart. Und
mit ihrem Lächeln und dem Erröten verschwand jeder Rest von
aufgesetzter Härte. Sie wirkte jetzt entspannter und mädchenhafter.
Sie gefiel mir.
»Also, eigentlich habe
ich nur mein Blut und das meines…
also, das von Leander
untersucht. Von Mamas Blutgruppe weiß ich, seit der Arzt vor zwei
Wochen einen Hausbesuch bei ihr gemacht hat. Sie hatte eine Fehlgeburt.
Und der Arzt sagte, sie würde vielleicht eine Bluttransfusion benötigen.«
Und schüchtern fügte meine Klientin hinzu: »Es… es
waren Zwillinge.«
»Das muß ein
schlimmer Schlag für Ihre Eltern gewesen sein.«
Sie nickte. »Vor allem
für Mama. Mir hätten Zwillinge auch gut gefallen.«
Mein Kuckuck krähte fünfmal,
und Eloise fuhr zusammen.
»Geht das Ding richtig?«
»Ja. Besser gesagt, es
kräht richtig«, sagte ich. In meinem Gewerbe wird man penibel.
»Ich muß gehen.«
Sie stand auf, und ich erhob mich ebenfalls, um ihr gegenüberzutreten.
Hinter mir fiel mein Kopfkissen zu Boden, aber ich bereute nichts. »Ich
bin von der Schule aus hierhergekommen, und sie machen sich zu Hause
Sorgen, wenn ich nicht bald zurück bin. Werden Sie es für mich
tun? Werden Sie meinen biologischen Vater finden?«
»Das kann ich Ihnen
jetzt noch nicht sagen. Das Äußerste, was ich Ihnen jetzt schon
versprechen kann, ist, daß ich mich bemühen werde, und selbst
das kann ich nicht tun, bevor ich nicht eine Menge mehr weiß, als
Sie mir bisher erzählt haben.«
Sie öffnete ihre
Handtasche, zog einen Geldschein daraus hervor und hielt ihn mir hin.
»Hier sind hundert
Dollar. Wieviel Bemühung bekomme ich dafür?«
Geschäftsleute haben hin
und wieder so mit mir gesprochen, aber ich war leicht erstaunt,
dergleichen von Eloise Crystal zu hören. Vielleicht sagte das etwas
aus über ihren soziologischen Vater, den, bei dem sie groß
geworden war.
»Lassen Sie das für
den Augenblick. Wenn Sie mich engagieren wollen: Ich berechne fünfunddreißig
Dollar für den Achtstundentag, zuzüglich Spesen.«
»Bitte nehmen Sie es.
Bitte!« Sie wedelte mit dem Geldschein. »Es gehört mir.
Ich habe es nicht gestohlen oder sonst was. Ich habe Geld. Das ist kein
Problem.«
Ich nahm den Schein und legte
ihn auf meinen Schreibtisch.
»Ich werde es für
Sie in Verwahrung nehmen. Aber bevor ich auch nur darüber nachdenken
kann, Ihren Fall zu übernehmen, benötige ich mehr Informationen
von Ihnen. Wann kommen Sie morgen aus der Schule?«
»Ach, ich muß
nicht unbedingt in die Schule«, sagte sie. Ich seufzte. Es gibt
Klientenprobleme, die speziell Minderjährige betreffen. Ich sagte:
»Ich habe auch noch andere Dinge zu tun.
Wann kommen Sie aus der
Schule?«
»Ich kann gegen vier
hier sein. Ich… ich bin nicht direkt hergekommen, heute. Ich war
mir nicht… ganz sicher. Verstehen Sie?«
»Ich
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