Wer war ich im Vorleben?
jubelt er schon, weil er sich als Seele, schwebend und frei, empfindet. Wenn es allzu schnell geht, bitte ich den Klienten, noch einmal zurückzugehen und wirklich wahrzunehmen, was im Moment des Todes passiert. Die meisten können genau nachvollziehen, wie sie den Körper verlassen. Manche Seele zieht es wie in einem Sog über den Kopf oder die Brust nach draußen. Andere haben das Gefühl, sie stünden einfach auf und gingen weg – und merken dann, dass der physische Körper gar nicht mit aufgestanden ist, sondern noch daliegt.
Wenn jemand das Sterben als schwer empfindet, liegt es fast immer daran, dass er noch nicht gehen möchte, dass er sich an das Leben auf der Erde und an seinen Körper klammert. Sobald aber die Leichtigkeit und Freiheit zu spüren ist, möchte niemand mehr zurück. In diesem Moment hat man losgelassen.
Nach den vielen Rückführungen, die ich selbst als Klientin erlebt und als Rückführungsleiterin begleitet habe, kann ich sagen: Das Sterben scheint viel leichter zu sein als das Geborenwerden.
Schwierige Übergänge
Wenn der Klient seinen Körper im Vorleben verlassen hat, gebe ich ihm Zeit, sich zu verabschieden. Manche möchten sich noch einmal ihrem Körper zuwenden, andere wollen kurz zu einem geliebten Menschen oder einem Tier gehen, die ihnen nahe gestanden haben. Das kann auch jemand sein, zu dem man schon viele Jahre keinen Kontakt mehr hatte. Viele wollen auch noch einmal eine Landschaft oder ein Stadtviertel sehen, die ihnen viel bedeutet haben.
Wenn jemand in einer Schlacht oder bei einem Streit ums Leben kam, möchte er manchmal noch kurz zuschauen, wie es weitergeht. Dann überwiegt nicht selten das Gefühl: »Mein Gott, wie sinnlos und entsetzlich ist das hier! Es gibt keine Gewinner; jeder verliert hier, auch die, die glauben, die Sieger zu sein.«
Es gibt auch Fälle, in denen jemand im Moment des Todes plötzlich realisiert, was für ein schrecklicher Mensch er eigentlich gewesen ist. Dann können ihn Schuldgefühle und Reue packen, auch das kann für einen schwierigeren Übergang sorgen, bei dem dunkle Wolken noch eine ganze Zeit lang den Blick auf die Weite des Himmels versperren.
Manche der gerade Gestorbenen fühlen sich anfangs noch etwas schwer oder müde, sie haben Schwierigkeiten, den eigenen Tod zu akzeptieren, oder sind noch einige Zeit daran interessiert, was mit ihrem Körper weiter geschieht. Sie schauen sich beispielsweise die eigene Beerdigung an. Es gibt auch Seelen, die noch bleiben, weil sie sich als Versager fühlen und sich für ihr früheres Verhalten schämen.
Einige werden von der Trauer der Hinterbliebenen fast überwältigt, die sich um den toten Körper versammelt haben und ihren geliebten Verwandten oder Freund nicht gehen lassen wollen.
Dann versucht der Verstorbene oftmals, mit seinen Angehörigen Kontakt aufzunehmen und ihnen zu zeigen: »Mich gibt es noch, ich bin nicht tot. Es geht mir gut. Es gibt keinen Grund, traurig zu sein.« Die anderen bemerken ihn aber meist nicht, der Schmerz und die Trauer machen sie blind – und das kann es auch dem Verstorbenen schwerer machen, sich zu lösen.
Manche Seelen bleiben so lange auf der Erde, bis sie die Hinterbliebenen versorgt und getröstet wissen. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass der Seele des Verstorbenen ein kurzer Einblick in die Zukunft der Angehörigen gewährt wird. Die Seelen möchten, dass es ihren geliebten Hinterbliebenen auf der Erde gut geht.
Letztendlich aber ziehen alle Seelen hinauf in die spirituelle Welt, denn sie begreifen, dass das weitere Leben die Sache der anderen ist – dafür tragen sie keine Verantwortung mehr. Wenn diese Einsicht zu lange auf sich warten lässt und sich jemand nur sehr schwer von der Erde lösen kann, ist bald ein geistiges Wesen zur Stelle, das ihm hilft, weiterzugehen.
Sobald sich die Menschen mehr als Seele erleben und das Irdische abgestreift haben, finden sie sich in einer anderen Wahrnehmungswelt. Sie haben dann einen größeren Überblick und ein viel tieferes Wissen um die Dinge. Sie klammern sich nun nicht mehr daran, was aus den Hinterbliebenen auf der Erde wird. Sie wissen einfach, dass jede Seele ihre Aufgabe als Mensch gewählt hat und ihr alles zur Verfügung steht, sie auch zu erfüllen. Sie zweifeln nicht daran, dass sie diejenigen, mit denen sie tief verbunden sind, wiedersehen werden. Und sie wissen, dass alle Geschehnisse auf der Erde, alle Schicksale und Prüfungen in einen größeren Zusammenhang eingebettet
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