Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
fasziniert von den Zyklen des Fortpflanzungsapparats und den Vorgängen bei der körperlichen Liebe.
»Was zum Teufel ist das denn?«
»Ein Uterus.«
»Ein was ?«
Mit offenen Mündern lauschten sie, als ich ihnen von der Klitoris erzählte und darlegte, dass lediglich die körperliche Erschöpfung eine Frau daran hindere, eine endlose Zahl an Orgasmen zu erleben. Männer hingegen waren arm dran, da sie bestenfalls zwei haben konnten, bevor erst mal nichts mehr geht. Das war 1976.
Ein weiteres Buch, das zu dieser Zeit alle Welt zu lesen schien, war Angst vorm Fliegen . Viele glauben, Erica Jong hätte den Sex erfunden. Auf bis dato nie dagewesene Art weihte sie uns in all die abscheulichen, ungeheuerlichen Einzelheiten ein, die Frauen sich über Sex, Männer und Beziehungen erzählten. Sie schilderte auf so köstliche unverfrorene Weise die wilden Geheimnisse, Ängste und Wahrheiten des Lebens als Frau, ohne sich um Überflüssigkeiten wie politische Korrektheit zu scheren. Ebenso wie Germaine Greer benahm auch sie sich wie ein Mann und ließ die ganze Welt daran teilhaben. Es war genau die Art Buch, die einen beim Lesen laut aufschreien ließ.
Ich bewunderte Erica Jong und lernte sie bei einer Lesung kennen, als sie ihr Buch promotete. Ich musste sie sehen, musste wissen, wie eine Frau aussah, die praktisch jeden Kerl außer wahrscheinlich dem Pförtner gevögelt hatte. Und dann saß diese akademisch wirkende, etwas plumpe, nachlässig gekleidete Frau mit einer Sonnenbrille vor mir auf dem Podium, hinter der ihre Augen kaum zu erkennen waren, und einer Frisur, die so gut wie nichts von ihrem Gesicht preisgab. Keine Spur von dem Sexappeal, Witz und Charisma, die mich bewogen hatten, herzukommen. Sie signierte mein Exemplar mit den Worten: »Reisen Sie angstfrei – Erica.« Zwei Tage später sah ich sie in einem Interview mit einem hochangesehenen Journalisten im Fernsehen. Eine völlig andere Frau saß dort – ohne Brille, das Haar war aus dem Gesicht frisiert, Make-up und ein unglaubliches Lächeln. Und sie flirtete doch tatsächlich mit diesem bierernsten Mann, der nicht wusste, wie ihm geschah! Ich traute meinen Augen nicht, doch dieser Auftritt beantwortete definitiv meine Spekulationen im Hinblick auf den Pförtner.
Dann ging ich nach Paris. Restaurantküchen sind bekanntermaßen Brutstätten für sexuelles Geplänkel, und meine Jahre als Küchenchefin gaben mir das Rüstzeug für jegliche Art von derartigem Gesprächsstoff. Ich lernte eine Menge darüber, wie die Franzosen die Frauen betrachten, und entwickelte meine eigene Theorie über den Mythos des Latin Lover. Wir diskutierten über die Lust als Stressfaktor, über die Liebe vom Hals aufwärts, über Potenz vs. Attraktivität, Lust als Waffe, den Zusammenhang zwischen Lust und Herausforderung und über Charisma vs. Schönheit. Französische Männer befinden sich in Sphären sexueller Selbstsicherheit, von denen andere Männer nur träumen können, ebenso wie die französischen Frauen.
In einem angelsächsischen Land könnte es niemals eine Sex-Studie geben, weil Sex nicht existiert, aber Studien in anderen europäischen Ländern ergaben, dass Männer mindestens einmal pro Tag an Sex denken. Eine glatte Lüge. Männer denken mindestens sechstausendmal am Tag an Sex, und zwar durch die Bank. Frauen verbringen 20 Prozent ihrer Zeit damit, heißt es in Studien. Was für Frauen sollen das sein? Wir reden doch über nichts anderes. Eine weitere Erkenntnis, die auf diese Weise ans Tageslicht kam, ist, dass so ziemlich jeder mehr Sex hat als man selbst, sogar der Nachbarshund. Das erklärt, weshalb Männer ständig denken, Frauen seien sexuell unglaublich aktiv. Die Leute können sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Liebesleben von allen anderen genauso langweilig ist wie ihr eigenes. Aus diesem Grund glaube ich kein Wort von diesen Studien. Aber eines will ich Ihnen nicht vorenthalten: Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Eskimos die sexuell aktivsten Menschen auf unserem Planeten sind. Sie schlafen etwa ein Dutzend Mal pro Woche miteinander. Das ist mehr als einmal pro Tag! In Amerika gab es eine Frau, die mehr als 130 Orgasmen in der Stunde haben konnte. Wann haben diese Leute eigentlich Zeit zu kochen oder sauberzumachen? Das würde mich wirklich interessieren. Und dann ist da noch die Geschichte von diesem halbnackten schwarzen Stripper in London, der bei einem Auftritt versuchte, über eine Frau im Publikum
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