Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
ich die Bühne betrete und mich nicht an die erste Zeile erinnern kann. Aber dann scheint ein Ruck durchs Publikum zu gehen, und sobald ich den Mund aufmache, ist alles wieder da.«
»Ist eine Probe anders als ein Liveauftritt?«
»Ja und nein. Es sind zwei verschiedene Auftritte. Man kann nicht auf die Bühne treten, ohne eine Verbindung zum Publikum entstehen zu lassen, deshalb habe ich beim Singen grundsätzlich die Augen geöffnet. Ich verstehe nicht, wie Sänger die Augen schließen können – für mich ist es so, als würde ich das Publikum damit ausschließen. Singen verändert die Stimmung – in meinem Fall stets zum Positiven. Ich bekomme nie schlechte Laune, wenn ich singe. Ich liebe traurige Songs, aber sie machen mich nie traurig. Allerdings weinen viele im Publikum, wenn die Band ein trauriges Lied spielt.«
»Sie schreiben Ihre Songs selbst. Wovon handeln sie?«
»Von allem, was für mich eine große Bedeutung hat – Politik, Geschichte, Frauen, das Land, der Tod, Spirituelles. Ein Sommersong hätte wohl eher Reggae-Anklänge, ein trauriger Song würde eher klassisch ausfallen. Manchmal singen wir ohne Begleitung nur mit einem kleinen Hall im Soundsystem. Hall wird häufig eingesetzt, um einer dünnen Stimme mehr Kraft zu verleihen, aber wenn man ihn beim Singen ohne Instrumente nur sehr behutsam verwendet, ist es wunderschön.«
»Beim Flamenco wird häufig auch getanzt. Verändert sich ein Auftritt, wenn Tänzer auf der Bühne sind?«
»Oh ja. Wenn meine Tänzer auftreten, schnellt das Energieniveau sofort in die Höhe, weil Maori-Tanz sehr maskulin, erdig und primitiv ist. Aber wir sind auch schon mit Michael Parmenter und Primaballerinen in Russland aufgetreten. Das Tolle an der Musik und am Singen ist, dass es Grenzen überwindet und man ganz einfach mit Menschen überall auf der Welt kommunizieren kann. Es spielt keine Rolle, welche Sprache Sie sprechen, weil man eine emotionale Verbindung herstellen kann – Worte sind völlig überflüssig.«
Was lernen wir daraus
♥ Jeder kann singen. Sie müssen sich nur einen guten Gesangslehrer suchen.
♥ Man kann Musik gar nicht leidenschaftlich genug lieben und verehren.
♥ Bisher hat niemand ein Rezept gefunden, den Schmerz anderer zu lindern, aber Musik gelingt es zumindest annähernd. Musik verwandelt Kummer in Schönheit.
KAPITEL 8
Sex & Liebe:
Wieso sie uns blind macht
Wenn wir uns auf irgendwelche unzüchtigen Handlungen einlassen und gleich danach, noch im Zustand der Sünde, von einem Auto überfahren werden würden, kämen wir geradewegs in die Hölle, wo die Luft erfüllt vom widerlichen Gestank der schmorenden Flittchen sei, erzählten uns die Nonnen früher in der Schule. Halten Sie mich ruhig für altmodisch, aber ich vermisse die alten Zeiten, als Sex noch schmutzig und die Luft sauber war. Erinnern Sie sich noch daran, wie es war, als brave Mädchen keinen Sex hatten, brave Jungs hingegen schon? Wenn man als Mädchen Sex hatte, galt man als billiges Flittchen, als Junge hingegen war man ein echter Kerl. Aber da muss man sich doch fragen: Wenn sich kein anständiges Mädchen mit einem Jungen einließ, mit wem stiegen dann die Jungs ins Bett? Schon mal darüber nachgedacht? Ich will Ihnen verraten, wie es meiner Meinung nach war. Laut meinem Freund John lief sein erstes sexuelles Erlebnis folgendermaßen ab: im Dunkeln, sehr feucht und ziemlich beängstigend. Und das Schlimmste daran ist, dass er ganz allein war.
Wir Angelsachsen wissen heute, dass es Sex wirklich gibt, nur die Tatsache, dass er üblicherweise von zwei Menschen praktiziert und der Partner damit einverstanden sein muss, macht uns noch zu schaffen. Mit 15 gab es nichts Spannenderes auf dem Tennisplatz als den neuesten Klatsch. Bei den Jungs galt ich als ziemlich heißer Feger in meinem Tennisröckchen. Heißer Feger war noch untertrieben. In Wirklichkeit hatte ich allerdings noch damit zu kämpfen, dass meine Mutter im geradezu biblischen Alter von 44 Jahren im Vorjahr ihr jüngstes Kind zur Welt gebracht hatte – die wahrscheinlich peinlichste Angelegenheit der Welt und noch peinlicher, als wenn ich selbst schwanger gewesen wäre.
Die Gewissheit, dass man bereits schwanger werden konnte, wenn man nur daran dachte, war der blanke Horror für ein katholisches Mädchen. Schließlich lieferte uns die Heilige Maria den unumstößlichen Beweis dafür. Sie hatte ohne fremdes Zutun ein Baby empfangen und war für den Rest ihres Lebens Jungfrau geblieben. Als wir
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